900 Jahre Prämonstratenserorden

von Christof Beckmann

Sonntag, 06.06.2021

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Logo 900 Jahre Prämonstratenser, rechts: P. Oliver Potschien OPraem

Ein Niederrheiner erobert die Welt: Norbert aus Xanten – heute auf dem Kalender - fiel vom Pferd, fand seine Berufung und gründete vor 900 Jahren den Orden der Prämonstratenser. Daran erinnert auch eine Wanderausstellung im Erzbistum Paderborn ...

INFO: Am Freitag stand Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“, auf dem Kalender. Nicht die einzige spannende Figur, an die in diesen Tagen erinnert wird: Norbert von Xanten steht heute drauf. Der Ordensgründer, Bischof von Magdeburg, Kanzler für Italien, geboren in Gennep oder Xanten, kam schon als Kind in das Xantener St. Viktor-Stift. Ein Leben in Reichtum und Ansehen stand vor ihm, er war beim Kaiser, begleitete ihn nach Rom zur Krönung, bekam einen reichen Bischofsposten in Frankreich in Aussicht gestellt. Doch dann passierte es: Vor genau 900 Jahren war er nach Vreden unterwegs, soll dabei der Legende nach von einem Blitz getroffen worden sein, der ihn vom Pferd haute. Dieses Erlebnis verändert sein Leben: Er gab seine Stellungen bei Erzbischof Friedrich I. von Köln und bei Kaiser Heinrich V. auf, verzichtete auf Pfründe und sein Vermögen, das er Armen überließ, und ging nach Siegburg, um im Benediktinerkloster St. Michael das Ordensleben kennenzulernen.

Am Weihnachtstag 1121 legte Norbert zusammen mit einigen Gefährten die Profess ab und schuf damit das Fundament für den Orden von Prémontré, der sich schnell in ganz Europa ausbreitete. Sie versprachen, nach der Weisung und Art der Apostel sowie der Augustinusregel zu leben. Als Habit wählte Norbert ungebleichte Wolle und nicht schwarzen Stoff. Neben den Kanonikern lebten in Prémontré auch viele Laienbrüder und Schwestern, die im Hospiz Arme und Pilger beherbergten. Nachdem Norbert Prior Hugo von Fosses die Leitung der Gemeinschaft übertragen hatte, zog er erneut los, um zu predigen und Gefährten für seine Reformbewegung zu sammeln; es entstanden Klostergründungen in Antwerpen, Cappenberg, Cuissy, Floreffe, Laon und anderen Orten. Der neue, von Norbert initiierte Orden wurde am 16. Februar 1126 von Papst Honorius II. bestätigt.

Das Jahr 1126 bedeutete einen großen Einschnitt im Leben des Wanderpredigers, denn er wurde auf dem Reichstag zu Speyer zum Erzbischof von Magdeburg ernannt. Am 18. Juli 1126 zog Norbert barfuß und im Büßergewand in seine Bischofsstadt ein. Viel Arbeit wartete auf ihn: Es galt, in Magdeburg Missbräuche abzustellen und Veräußerungen von Kirchengut zu widerrufen. Norbert machte sich ohne Zögern ans Werk, wobei die Reform des Klerus sein erstes Ziel war. Er holte Mitbrüder aus Prémontré nach Magdeburg und vertraute ihnen die Kirche „Unserer Lieben Frauen“ an; zudem gründete er Prämonstratenser-Klöster in Gottesgnaden und Pöhlde. Als Hirte seiner Diözese passte er das Ordensleben seiner Mitbrüder mehr an die Seelsorgeaufgaben an. In den nur acht Jahren als Bischof konnte er nicht alle seiner Pläne verwirklichen; so mühten sich seine Ordensbrüder nach seinem Tod weiter um die Missionierung der Wenden. Die letzten Jahre seines Lebens waren von politischen Aktivitäten im Dienst der Kirche und des Kaisers geprägt. Er griff ein, um den Frieden zwischen Kaiser Lothar III. und Papst Innozenz II. wiederherzustellen; auch erwies er sich als erbitterter Verteidiger des Papstes Innozenz gegen den Gegenpapst Anaklet. Im Jahre 1132 begleitete er als stellvertretender Erzkanzler für Italien König Lothar zu dessen Kaiserkrönung nach Rom, doch erkrankte er bei dieser Reise wohl an Malaria. Norbert konnte am Gründonnerstag noch die Hl. Öle segnen, doch feierte er seine letzte Messe am Ostertag sitzend. Am 6. Juni 1134 verstarb der Gründer des Prämonstratenser-Ordens nach einer Romreise in seiner Bischofsstadt Magdeburg, wurde in der Kirche des Klosters Unser Lieben Frauen feierlich beigesetzt und 1626 während des Dreißigjährigen Krieges in das Prämonstratenserkloster Strahov nach Prag überführt.

Die Prämonstratenser: Seine Gemeinschaft der nach dem ersten Kloster benannten Prämonstratenser (Ordo Praemonstratensis, abgekürzt: OPraem) breitete sich schon während seinen Lebzeiten mit mehreren hundert Niederlassungen in ganz Westeuropa aus. Von den um die Mitte des 14. Jahrhunderts mehr als 1.300 Männer- und 400 Frauenklöstern, die vielfache Reformen und Enteignungen erlebten, waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch acht Häuser in Österreich-Ungarn übrig. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es wieder 20 Ordenshäuser mit etwa 1.000 Priestern. Heute hat der Orden etwa 100 Niederlassungen auf allen Kontinenten mit weltweit rund 1.300 katholischen Priestern, die gemäß der Regel des Hl. Augustinus im Dienst an Kirche und Welt zusammenleben, beten und arbeiten.

Kontakt: Der Prämonstratenserorden in Deutschland: www.opraem.de, alle heutigen und ehemaligen Prämonstratenserklöster im deutschen Sprachgebiet: www.praemonstratenser.de, alle heutigen und ehemaligen Prämonstratenserklöster weltweit: www.premontre.org, Heilige und Selige des Ordens: www.postulatio.info

Neues Kloster in Magdeburg: Pünktlich zum Gedenktag des heiligen Norbert von Xanten und zum Ordensjubiläum wird am Sonntag der Grundstein für ein neues Prämonstratenser-Kloster in Magdeburg gelegt. Zuvor findet ein Gottesdienst in der Universitätskirche Sankt Petri mit Abt Albert Dölken von der Prämonstratenser-Abtei Hamborn statt. Das neue Kloster wird für bis zu elf Ordensmänner ausgelegt und entsteht im kirchlichen Quartier „Ökumenische Höfe“. Dort werden auch die Europäische Sankt-Norbert-Stiftung, die evangelische Altstadtgemeinde, die evangelisch-reformierte Gemeinde und die katholische Pfarrgemeinde Sankt Augustinus vertreten sein. Seit 1991 unterhalten die Prämonstratenser eine kleinere Gemeinschaft in Magdeburg, der letzten Wirkungsstätte ihres Ordensgründers Norbert. Dieser ist auch Patron des Bistums Magdeburg, dessen Erzbischof er von 1126 bis zu seinem Tod 1134 war.

Welt und Zeit gestalten – 900 Jahre Prämonstratenserorden: Im Jubiläumsjahr 2021 erinnert das Erzbistum Paderborn mit einer kirchengeschichtlichen Wanderausstellung an das Wirken des Prämonstratenserorden: „Zurück zu den Wurzeln, die Besinnung auf ein einfaches Leben, das aber zugleich ganz im Dienst an der Gemeinschaft stehen sollte - gerade heute inspirieren diese Werte, denen sich vor 900 Jahren die Gemeinschaft der Prämonstratenser verschrieb“, heißt es in der Ankündigung. Noch heute sind in der Erzdiözese Paderborn zehn ehemalige Stifte und Kirchen von Prämonstratenser/innen zu entdecken, die zwar keine Ordensangehörigen mehr beherbergen, aber von ihrer Geschichte, Spiritualität und ihrem Wirken erzählen. Die Ausstellung möchte dieser Geschichte und der Bedeutung der „Norbertiner“ von den Anfängen bis in die Gegenwart nachspüren. An den Stätten des einstigen Wirkens der Prämonstratenser wird die Ausstellung neben multimedialer Wissensvermittlung ausgesuchte Zeugnisse präsentieren, Exponate aus Museen, Archiven und Privatsammlungen, die in diesem Kontext erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden können. Im Diözesanmuseum werden bedeutende Kunstschätze, kostbare Werke der Goldschmiedekunst und mittelalterliche Bibelhandschriften zu sehen sein.

Ausstellungsorte: Die drei Klöster in Arnsberg (Oelinghausen, Klostergartenmuseum; Rumbeck, Gemeindesaal Wedinghausen, ehem. Kapitelsaal), Werl, Walburgahaus; Paderborn, Diözesanmuseum; Dortmund, Propsteikirche; Clarholz, Klostermuseum; Erzbischöfliches Diözesanmuseum, Markt 17, 33098 Paderborn, 05251 125-1400, Internet: www.dioezesanmuseum-paderborn.de.

Prämonstratenser in Duisburg-Hamborn: Die Geschichte des Prämonstratenserklosters St. Johann, Abtei Hamborn, geht bis 1136 zurück. Nach der Besiedlung durch das Kloster Steinfeld in der Eifel wurde die Pfarrkirche zur Klosterkirche, es entstanden der Kreuzgang und die notwendigen Klostergebäude. Nach der Weihe 1170 durch den Erzbischof von Köln wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Sie bestand bis zur Besetzung des Rheinlandes durch französische Truppen und der Aufhebung 1806. Die Klostergüter fielen an den Staat, die Klosterkirche blieb der Hamborner Bevölkerung als Pfarrkirche erhalten. Die Chorherren wurden gezwungen, ihr Kloster zu verlassen und nach 670 Jahren ihr gemeinsames Leben aufzugeben. Im Zuge der Gründung des Bistums Essen 1958 wurde das Kloster am 24. August 1959 wurde durch Prämonstratenser aus Österreich von der Kanonie Windberg aus wiederbesiedelt und vom Generalkapitel 1994 wieder zur Abtei erhoben. 1995 gründeten die Hamborner Prämonstratenser ein Priorat in Magdeburg mit fünf Mitbrüdern.

Neben der pastoralen Arbeit in der Hamborner Pfarrgemeinde Propstei St. Johann mit den Filialkirchen St. Joseph, St. Franziskus und Liebfrauen versehen die rund 30 Mitglieder auch die Seelsorge in der Gemeinde St. Maximilian und Ewaldi, am Hamborner St.-Johannes-Hospital und anderen Krankenhäusern, in der Pfarrei St. Johannes in Cappenberg (Bistum Münster), in den Pfarreien St. Andreas und St. Petri sowie in der katholischen Studentengemeinde St. Augustinus in Magdeburg und in der Pfarrei Heilig Kreuz in Biederitz (alle Bistum Magdeburg), dazu in den Pfarreien St. Mariä Himmelfahrt in Bendorf-Sayn und St. Clemens Maria Hofbauer in Bendorf-Mülhofen (Bistum Trier). Zudem nehmen sie Aufgaben in der bischöflichen Verwaltung wahr, in der Hochschularbeit und Studentenseelsorge, der Leitung des Hilfswerks SUBSIDIARIS (Magdeburg), in der Unternehmensberatung, im schulischen Unterricht, in der geistlichen Betreuung von Ordensschwestern, kirchlichen Vereinen und Verbänden sowie in Lehre und Wissenschaft an den Universitäten Salzburg, Erfurt, Münster und Bochum sowie in der Kranken- und Altenseelsorge.

Das Abteizentrum umfasst ein Seminar- und Tagungshaus sowie ein Kultur- und Tourismuszentrum mit Gaststätte sowie Besprechungsräumen und Sälen bis zu 350 Personen. Im gleichen Haus ist die Katholische Familienbildungsstätte untergebracht. Für Interessenten besteht die Möglichkeit, auch mehrtägige Gastaufenthalte im Kloster zu verabreden, Gruppen können zu seelsorglicher Begleitung (ohne Übernachtung) für Seminar- und Besinnungstagungen kommen. Bei den Gebetszeiten ist jeder Beter willkommen. Die drei gemeinsamen täglichen Gebetszeiten werden unterschiedlich gestaltet: Das Morgenoffizium und die Mittags-Hore werden deutsch und das Abendoffizium wird durchweg lateinisch gesungen. Auf dem Gelände der Abtei Hamborn im sozialen Brennpunkt des Duisburger Nordens befinden sich das Abtei-Gymnasium, das mit einem Tourismusbüro ausgestattete Abteizentrum für Tagungen und Kulturveranstaltungen und das St. Johannes-Hospital. Interessenten können mehrtägige Gastaufenthalte im Kloster verabreden, für Gruppen gibt es seelsorgliche Begleitung (ohne Übernachtung) für Seminar- und Besinnungstagungen.

Kontakt: Prämonstratenser-Abtei St. Johann Hamborn, An der Abtei 4-6, 47166 Duisburg-Hamborn, Tel. 0203 / 57890-0, Fax 0203 / 57890-111, E-Mail: info@abtei-hamborn.de, Internet: www.abtei-hamborn.de, www.abteizentrum.de.

Sozialpastorales Zentrum Petershof: Der im September 2012 eingerichtete Petershof an der St. Peters-Kirche liegt als Sozialpastorales Zentrum mitten in Duisburg-Marxloh, einem Stadtteil „mit besonderem Erneuerungsbedarf“. Hier bietet und bündelt der Petershof soziale Hilfsangebote und Projekte in Vernetzung unterschiedlicher Träger und einem lebendigen Gemeindeleben. In Spitzenzeiten nehmen wöchentlich gut 1.000 Menschen die verschiedenen Angebote rund um St. Peter in Anspruch - von der Gesundheitssprechstunde über die Lebensmittelausgabe, Deutschkurse und Sozialberatung bis hin zu Jugendgruppen und Netzwerktreffen. Dafür sorgen etwa 30 angestellte Mitarbeiter und rund 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus einem guten Dutzend verschiedener Nationen. Im Projekt „Infirmarium“, der gesundheitlichen Versorgung in der Sprechstunde, die seit Januar 2017 von der MalteserMigrantenMedizin übernommen wurde, liegt ein Arbeitsschwerpunkt in der Prävention und der Ausbildung von Menschen in verschiedenen Gesundheitsbereichen: Von der Schwangerschaftsberatung über Hygieneschulungen bis zur Ersten Hilfe. Auch werden Jugendliche mit dem Georgswerk als Stadtteilsanitäter ausgebildet. Für ihr enges Engagement mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften vor Ort haben Pater Oliver Potschien und sein Team im Jahr 2015 den „Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“ erhalten.

Kontakt: P. Oliver Potschien O.Praem., Petershof Marxloh, Sozialpastorales Zentrum an der kath. Kirche St. Peter, Mittelstr. 2, 47169 Duisburg-Marxloh, Tel. 0203 / 40 07 56, Internet: www.peter-und-paul-marxloh.de

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