7. Deutscher Orgeltag

von Johanna Risse

Sonntag, 10.09.2017

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Heute Tag des offenen Denkmals und der 7. Deutsche Orgeltag. Eine der ersten Königinnen der Musikinstrumente stand vor rund 800 Jahren im Bonner Münster, später übte hier der junge Beethoven. Dort wurden jetzt über 5.000 Pfeifen ausgebaut. ...

INFO: Rund 50.000 Orgeln gibt es in Deutschland und rund 400 Orgelbaufirmen - ein Mittelpunkt der Orgelkultur in Europa, denn Großbritannien (rd. 27.000) und Italien (25.000) folgen erst auf den Plätzen. Darum hat die Bundesregierung 2014 auch „Orgelbau und Orgelmusik“ durch Eintrag bei der deutschen Sektion der UNESCO in Berlin in das „Deutsche Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen. Im Dezember 2015 wurde das Projekt unter dem Titel „Organ Craftsmanship and Music“ bei der Zentrale der UNESCO in Paris zur Aufnahme in die „Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ nominiert. Der zum 31. März 2016 vom Auswärtigen Amt in Paris eingereichte Antrag durchläuft derzeit die Prüfung. Mit der Entscheidung der Zwischenstaatlichen Kommission ist gegen Ende des Jahres 2017 zu rechnen.
Die Anträge wurden im Auftrag der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) von Prof. Dr. Michael G. Kaufmann (Karlsruhe) verfasst. Sie ist auch Initiatorin des 7. Deutschen Orgeltags, der heute die Bedeutung des Instruments wieder sichtbar machen will: Überall in Deutschland sollen an diesem Tag Orgeln zu hören, zu sehen und zu besichtigen sein. Mehr zu Anliegen und Veranstaltungsorten im Internet: http://www.orgeltag.de/orgeltag.html, Video: https://youtu.be/79d9Dd2Cz-g

Klais-Orgel in Bonn: Eine der bekannten Orgeln im Land ist die Klais-Orgel im Bonner Münster, die seit Ende August 2017 von der gleichnamigen Orgelbaufirma in unzählige Kisten verpackt wird. Grund ist die begonnene Generalsanierung der Kirche, die bereits um das Jahr 1230 mit einer der ersten Orgelanlagen Deutschlands ausgestattet war. 1652 wurde im Westchor des Münsters eine neue Orgel eingerichtet. Auf dem großen und außerordentlich teuren Instrument erhielt auch der junge Beethoven Unterricht. 1794 wurde eine neue Orgel eingebaut, die ursprünglich für die lettische Stadt Riga bestimmt, aber auf Anordnung der französischen Besatzung mit einem „Exportverbot“ belegt war. Das durch den aus Bonn-Poppelsdorf stammenden Orgelbauer Peter Kemper erbauten Instrument wurde bis in die 1920er Jahre bespielt. Eine zunächst auf 109 Register geplante große Orgel, mit der die 1882 gegründete Orgelbauwerkstatt Klais beauftragt wurde, erhielt aus Geldmangel erst 30 Register und wurde dann auf 70 Register erweitert. Aus der noch im Krieg eingeweihten und durch eine Luftmine stark beschädigten Orgel baute die Firma bis 1948 eine Behelfsorgel für das Bonner Münster.
Ein neues Instrument wurde am 12.11.1961 eingeweiht. Die mit 60 Registern und 4616 Pfeifen ausgestattete Orgel erweiterte man 1982 auf 69 Register mit 5112 Pfeifen, verteilt auf 4 Manuale und Pedal. Auf der Großen Klais-Orgel, zuletzt 2002 generalgereinigt und in der Intonation optimiert, können alle Stilepochen klanglich wiedergegeben werden. Für das außergewöhnliche Prospekt und Gehäuse der Orgel schuf der in Hennef (Sieg) gebürtigen Bildhauer Manfred Saul hölzernen Skulpturen, die nicht nur biblische Begebenheiten festhalten: Auch zeitgenössische Ereignisse wie die erste erfolgreiche Transplantation eines menschlichen Herzens und die ersten Astronauten im All sind dort abgebildet.

Buch: Mehr zur Orgel des Bonner Münsters bietet ein Buch mit einer CD mit 30 Minuten Orgelmusik: Bonner Münster-Stiftung (Hrsg.), Melodie des Lebens. Die Orgel im Bonner Münster, 96 Seiten, zahlr. Abb., mit CD, 1. Auflage 2005, Kunstverlag Norbert Fink (14,90 €, im Münster-Laden:  5,00 €).

Video: 2011 produzierte LENTFER FILMPRODUKTION drei Videos für das Bonner Münster/Stadtdekanat-Bonn-> https://www.youtube.com/watch?v=j3oYsfnBPsI.

Das Bonner Münster im Netz: http://www.bonner-muenster.de/, Facebook: facebook.com/katholisch.bonn, facebook.com/bonner.muenster, Kanäle: youtube.com/bonnermuenster, medien-tube.de.

Die Orgelbauer: Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG, Kölnstraße 148, 53111 Bonn, Tel. 0228 / 98240-0, Fax 0228 / 98240-30. Internet: https://www.orgelbau-klais.com/

Orgeltage in Kirchen am Niederrhein: „Zu Gast bei der Königin“ heißt eine Veranstaltungsreihe, bei der die Regionalkantoren im Bistum Münster zu speziell auf Kinder zugeschnittenen Führungen und Konzerten einladen. Eine Orgel-Entdeckungsreise für die ganze Familie mit Christian Franken wird am Sonntag, 10. September, von 12.45 bis 13.30 Uhr in Kevelaer angeboten. Treffpunkt ist an der St.-Antonius-Kirche. Eine Orgelführung im Xantener Dom beginnt am Sonntag, 10. September, um 14.30 Uhr zum ökumenischen Gemeindefest. In Alpen beginnt am Donnerstag, 14. September, um 16 Uhr das Konzert „Die Orgelmaus“ mit Annegret Wallbröhl in der St.-Ulrich-Kirche. „Zu Gast bei vielen Pfeifen“ heißt es am Samstag, 16. September, ab 10 Uhr in St. Ludgerus, Schermbeck, moderiert von Josef Breuer. Zum Orgeltag in Rheinberg lädt Christoph Bartusek für Freitag, 22. September ein. Treffpunkt ist um 16 Uhr an der Pfarrkirche St. Peter. Zwei Führungen werden in der Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt in Kleve angeboten. Die Kindertagesstätten der Kirchengemeinden sind am Montag, 25. September, von 10 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr in der Kirche zu Gast. In Wesel, St. Martini, beweisen Barbara Hochgürtel und Willem Winschuh, dass die Orgel mehr ist als nur ein Tasteninstrument. Beginn ist am Samstag, 30. September, um 11 Uhr.

Tag des Offenen Denkmals: Beim 25.„Tag des Offenen Denkmals“ werden am Sonntag bundesweit rund 7.500 Bau- und Bodendenkmale für Besucher offen stehen. Der deutsche Beitrag zu den „European Heritage Days“ unter der Schirmherrschaft des Europarats wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz organisiert und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Macht und Pracht“. Es öffnen sich damit nicht nur Denkmale, die weltliche und religiöse Machtverhältnisse abbilden: Neben Schlössern, Kirchen, Patrizierhäusern oder große historische Fabrikhallen stehen auch Denkmale im Mittelpunkt, an denen sich Machtmissbrauch erklären lässt und die an die Armut und Ohnmacht ihrer Zeit und Bewohner erinnern. Im vergangenen Jahr beteiligten sich mehr als 4 Millionen Bundesbürger an der Initiative. Die bundesweite Eröffnung findet in diesem Jahr in Oldenburg statt. Internet: http://tag-des-offenen-denkmals.de/

Sonntag, 10.09.2017