38. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Nürnberg

von Manfred Rütten

Donnerstag, 08.06.2023

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Bildmotive: 38. Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT)

Gestern am frühen Abend ist in Nürnberg der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag eröffnet worden. Heute beginnt das eigentliche Veranstaltungsprogramm – mehr mit Manfred Rütten von der evangelischen Kirchenredaktion ….

INFO: Gestern am frühen Abend ist in Nürnberg der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) eröffnet worden. Heute beginnt das eigentliche Veranstaltungsprogramm, es geht bis kommenden Sonntag. Er ist ja der erste „echte“ Kirchentag wieder seit Dortmund 2019 – wegen Corona konnte der ökumenische Kirchentag 2021 aus Frankfurt nur digital stattfinden. Das Motto für das Laientreffen lautet „Jetzt ist die Zeit“ und stammt aus dem Markus-Evangelium (Kap.1, Vers 15). Wie in den Vorjahren werden auch diesmal bis zu 100.000 Dauerteilnehmer, Tagesgäste und Mitwirkende aus ganz Deutschland und darüber hinaus erwartet.

Auf die Besucher warten – laut kirchentag.de – „spannende Diskussionsrunden, mitreißende Konzerte, einträchtige Momente und tolle Begegnungen - insgesamt rund 2.000 Veranstaltungen an fünf Tagen.“ Unter der Mitwirkung von Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und der Generalsekretärin Kristin Jahn wurde am 16. März 2023 das Programm des diesjährigen Kirchentags vorgestellt. „Auf den großen Hauptpodien des Kirchentages wird in Nürnberg unter anderem über die Klimakrise, Vielfalt, Demokratie, Generationengerechtigkeit, Soziales, Internationale Sicherheitspolitik und Waffenlieferungen debattiert. Unter dem Titel „Welchen Frieden wollen wir? Grenzverschiebungen in der Friedensethik“ ​diskutieren beispielsweise Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter der EKD, und Eberhard Zorn, Generalinspekteur der Bundeswehr​, mit Sven Giegold, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium​. Zahlreiche Vertreter:innen aus Politik – unter anderem Bundeskanzler Scholz und Bundespräsident Steinmeier – Wirtschaft, Kultur, und Sport sind auf den größeren und kleineren Bühnen ebenso vertreten wie prominente Gesichter aus der Klimabewegung oder den Medien. Ein wichtiger Schwerpunkt wird zudem das Thema Menschenrechte mit vielen spannenden regionalen Projekten wie einem eigens entwickelten Audioguide zu Erinnerungsorten in Nürnberg und Fürth.

Das geistlich-theologische Programm umfasst unter anderem rund 60 Gottesdienste und 55 Bibelarbeiten mit unterschiedlichsten Themen und Zusammensetzungen. Im in Fürth angesiedelten Zentrum ​“Zukunft Glaube und Kirche“ wird ein komplett von Künstlicher Intelligenz gesteuerter Gottesdienst gefeiert. Andere Veranstaltungen beinhalten etwa die FuckUp-Night, ein Format aus der StartUp-Branche, in dem aktiv über Fehler und Misserfolge diskutiert wird. Zahlreiche interreligiöse und ökumenische Formate bieten Raum für Austausch, außerdem wird immer wieder über das Thema Vielfalt in der Kirche diskutiert werden.

Neben vielen Diskussionsrunden und Workshops wird es beim Nürnberger Kirchentag auch ein vielfältiges Kulturprogramm geben. Bei den Großkonzerten sind etwa Judy Bailey, Malik Harris, Kirchentags-Urgestein Bodo Wartke oder Eckart von Hirschhausen vertreten, außerdem gibt es einen Treffpunkt Kabarett, spannende Beiträge aus den Bereichen Theater und Musiktheater, sowie ein eigenes Zentrum Spiel mit mehr als 100 Veranstaltungen. Ein ganz besonderer Höhepunkt wird der Auftritt des Kyiv Symphony Orchestra. Das ukrainische Orchester, das derzeit in Gera residiert, hat zur Kirchentagslosung „Jetzt ist die Zeit“ eigens ein neues Programm mit dem Titel „Zeitgefühle“ gestaltet. Ein besonderes Projekt stellt das Mitsingkonzert „Halleluja, Händel meets Rutter“ dar.

Erstmals wird das Programm primär digital verfügbar sein – als Gesamtüberblick auf der Homepage des Kirchentages und in der Kirchentags-App, die Ende März für iOS- und Android-Geräte verfügbar sein wird. Die Funktionen der App, die bereits beim Kirchentag in Dortmund im Einsatz war, wurden für Nürnberg deutlich erweitert: Die App beinhaltet nun auch die digitalen Tickets, ist Programmheft, Stadtplan und Navigator in einem und ermöglicht beispielsweise digitale Publikumsbeteiligung. Zusätzlich gibt es bei Bedarf ein gedrucktes „Programm im Überblick“.“ (Quelle: kirchentag.de)

Das Großereignis, das schon seit vielen Jahren großen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz sowie ökologische Nachhaltigkeit legt, verwandelt die gastgebende Stadt für fünf Tage in ein buntes, lautstarkes und oft auch politisches Epizentrum evangelischer Glaubenskraft. So zuletzt auch beim jüngsten Evangelischen Kirchentag in Dortmund: Dort verabschiedeten Teilnehmer am 22. Juli 2019 eine Resolution und forderten darin die evangelische Kirche auf, ein eigenes Schiff für die Seenotrettung im Mittelmeer bereitzustellen. Neben der EKD, evangelischen Landeskirchen, Kirchenkreisen und Gemeinden aus der gesamten Bundesrepublik beteiligten sich auch Unternehmen, Gewerkschaften, Vereine und Privatpersonen an dem neu gegründeten Verein „United4Rescue“ und stellten ihm Geld zur Verfügung, um ein geeignetes Schiff erwerben zu können. Am 31. Januar 2020 konnte die Spendenkampagne unter dem Hashtag #wirschickeneinschiff den erfolgreichen Abschluss des Vorhabens melden: Für 1,5 Mio. Euro ersteigerte das Bündnis in Kiel das ehemalige Forschungsschiff „POSEIDON“. Es wurde umgebaut und patrouilliert seitdem als „Sea-Watch 4“ bzw. (seit Juli 2022) als „Humanity 1“ im Mittelmeer, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten.

Das Beispiel zeigt: Der Kirchentag versteht sich selber als „evangelische Zeitansage“, indem er jeweils aktuelle gesellschaftliche und politische Fragen aufgreift und sie unter christlicher Perspektive diskutiert. In den 1950er und 60er Jahren war das u.a. der Friede und die Überwindung der deutsch-deutschen Teilung, in den 1980er Jahren die atomare Nachrüstungsdebatte oder in späteren Jahren die Diskussionen um Umweltschutz, gleichgeschlechtliche Liebe, Atomkraft oder Digitalisierung.

Das Programm eines Kirchentages ist dementsprechend umfangreich und umfasst regelmäßig um die 2.000 Veranstaltungen: Konzerte und Diskussionsforen. Kabarettabende und Gottesdienste, Ausstellungen und Aktionen prägen das Bild, zu dem schon seit vielen Jahren auch ein eigenes Kinder- und Jugendzentrum gehört. Viel besucht ist außerdem auch immer der „Markt der Möglichkeiten“, bei dem sich kirchliche und diakonische Organisationen wie „Brot für die Welt“ ebenso präsentieren wie christliche Initiativen, Vereine oder Selbsthilfegruppen.

Kontakt: Deutscher Evangelischer Kirchentag, Magdeburger Str. 59, 36037 Fulda, Postfach 1555, 36005 Fulda, Tel. Teilnehmen: +49 661 96648 – 100, Mitwirken: +49 661 96648 – 299, Helfen: +49 661 96648 – 313, Zentrale: +49 661 96648 – 0, E-Mail: info(at)kirchentag.de, Internet: https://www.kirchentag.de/, Videos: Trailer Nürnberg, Vimeo Kanal, Youtube Kanal

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