250. Geburtstag Alexander von Humboldts

von Christof Beckmann

Sonntag, 15.09.2019

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Buchcover: Andrea Wulf, „Die Abenteuer des Alexander von Humboldt“, illustriert von Lillian Melcher, rechts der Forscher auf einem Gemälde von Joseph Stieler, 1843

Sein Geburtstag ist „Tag der Tropenwälder“: Vor 250 Jahren wurde Alexander von Humboldt geboren, der mit seinen spektakulären Reisen ein neues Bild der Welt geschaffen hat. Humboldtexpertin Andrea Wulf hat dazu ein ebenso spektakuläres Buch vorgelegt.

INFO: Alexander von Humboldt, am 14.9.1769 in Berlin geboren, begann 1787 ein Studium der Kameralwissenschaft in Frankfurt (Oder), war aber schnell unterfordert: Zahlreiche weitere Studienfächer folgten in Berlin, Göttingen und Freiberg/Sachsen, er war Bergassessor im preußischen Staatsdienst, gründete in Bad Steben die erste Ausbildungsschule für Arbeiter in Deutschland und war nach einer Erbschaft ab 1796 unabhängig. 1799 ging er mit dem französischen Naturforscher Aimé Bonpland auf eine fünfjährige Reise nach Amerika, und bestieg u.a. den 6267 Meter hohen Gipfel des Chimborazo in Ecuador. Nach der Rückkehr lebte er meist in Paris und begann sein 36-bändiges Werk mit dem Titel „Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent”. Weiteren Studien, Veröffentlichungen und Vorlesungen folgte 1829 eine große Reise im Auftrag des russischen Zaren über das Baltikum bis zur chinesischen Grenze, deren Ergebnisse 1843/44 mit dem Buch „Asie Centrale“ veröffentlicht wurden. 1845 erschien der erste von fünf Bänden seines Werks „Kosmos ‐ Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“. Humboldt - nie verheiratet und kinderlos - starb am 6. Mai 1859 in Berlin. Er wurde im Familiengrab in Tegel beigesetzt.

Heute gilt Alexander von Humboldt als ein Vordenker von Vernetzung und globalisierter Wissenschaft. Nach dem vielfach ausgezeichneten Namensgeber der Berliner Humboldt-Universität wurden viele Denkmäler gesetzt, zahlreiche Tiere und Pflanzen, aber auch Gebirge, Orte und Straßen sind nach ihm benannt. Der von der nach ihm benannten Stiftung mit Hauptsitz in Bonn verliehene Alexander‐von‐Humboldt‐Forschungspreis an verdiente ausländische Wissenschaftler ist der höchstdotierte Forschungspreis in Deutschland. In Berlin wurde 2013 der Grundstein für das Humboldt-Forum gelegt. Im Rahmen dieses dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses gewidmeten Projekts werden ab 2020 dauerhaft Ausstellungen außereuropäischer Kulturen gezeigt.

Seiner Erforschung der Natur, der Bewohner und der Kulturgeschichte Amerikas verdankt Europa ein neues und prägendes Bild des Kontinents. Mit seinen Erkenntnissen aus der Beobachtung der Natur, der Bewohner und der Kulturgeschichte der von ihm bereisten Gegenden wandte sich das Mitglied zahlreicher Akademien schon zu seiner Zeit an ein breites Publikum. Sie lassen auch heute über globale Beziehungen, den ungleichgewichtigen Welthandel, aber auch über Kolonialismus, Sklaverei und über weltumspannende Menschlichkeit nachdenken. Mehr: Alexander von Humboldt Portal

Das Buch von Andrea Wulf: Zum 250. Geburtstag des größten deutschen Naturforschers am 14. September 2019 hat die preisgekrönte deutsch-britische Humboldtexpertin Andrea Wulf ein farbenprächtiges Buch über Humboldts berühmte Südamerikaexpedition vorgelegt. Darin erzählt sie seine Reise aus der Perspektive seiner erst seit kurzem zugänglichen Südamerika-Tagebücher von 1799-1804 sowie Landkarten, Kupferstichen, Skizzen und mitgebrachten Pflanzen. Sie finden sich auch in den Zeichnungen der New Yorker Illustratorin Lillian Melcher wieder, die seine Abenteuer packend eingefangen hat. Schon Humboldt beobachtete tiefgreifende Eingriffe des Menschen in die Natur und warnte vor deren gravierenden Folgen. Ebenso verwies er auf die herausragende Bedeutung des Urwaldes für ganze Ökosysteme und das Klima.

Die Buchangaben: Andrea Wulf: „Die Abenteuer des Alexander von Humboldt“. Aus dem Englischen von Gabriele Werbeck, durchgehend farbig illustriert von Lillian Melcher, 272 Seiten, 28 Euro, C. Bertelsmann Verlag, ISBN:9783570103500. Von derselben Autorin: „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“, aus dem Englischen von Hainer Kober, 555 Seiten mit Illustrationen und Karten, München 2018, Penguin Verlag, 15 Euro, ISBN: 9783570102060

Sonntag, 15.09.2019