„Geld & Glaube“: Von Almosen bis Zinsverbot

von Ann-Marlen Hoolt

Sonntag, 08.08.2021

Frau wirft im Gottesdienst Geld in den Kollektenbeutel
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Es gehört zum Gottesdienst wie das Amen in der Kirche: Zum Ende hin kreist der Klingelbeutel, die Gemeinde sammelt für "Brot für die Welt", die Flüchtlingshilfe oder die eigene Jugendarbeit. (Foto: epd bild/Schulze)

Das Museum RELIGIO in Telgte zeigt noch bis zum 29. August 2021 die Sonderausstellung „Geld und Glaube“. Dabei liegt der Fokus auf Christentum, Judentum und Islam, gleichzeitig nimmt die Schau aber auch noch andere Themenfelder in den Blick.

Das zeigt sich an den Überschriften der fünf Bereiche, in die die Ausstellung gegliedert ist. Da geht es neben der Glaubenslehre zum Thema Geld in Bibel, Thora und Koran auch um die Glaubenspraxis, die sich daraus entwickelt hat. Judentum wie auch Christentum und Islam kennen zum Beispiel das Zinsverbot, und alle drei rufen ihre Gläubigen auch zu Almosen für Arme und Benachteiligte auf. An einer Station der Ausstellung können Besucher erproben, welche (glaubenspraktischen) Konsequenzen sie persönlich daraus ziehen: Sie erhalten Münzen, die sie in beschriftete Beutel werfen sollen. Dabei müssen sie auswählen, was ihnen wichtig ist: Geben sie die Münzen für ein Auto oder einen Urlaub aus? Oder spenden sie lieber an ein Hospiz oder das Rote Kreuz?

In den drei übrigen Bereichen widmet sich die Ausstellung den Themen Volksglauben, Jenseitsglauben und schließlich auch dem Münzgeld selbst. Vor allem in früheren Zeiten gab es Münzen, in die Götterbilder oder andere religiöse Darstellungen eingeprägt waren. Manchen davon wurden Wunderkräfte nachgesagt. Ein Beispiel dafür in der Ausstellung ist ein Pesttaler aus dem 16. Jahrhundert, der – nah am Körper getragen – vor der Seuche schützen sollte.

Auch bei den Vorstellungen vom Jenseits spielte Geld durchaus eine Rolle. So war es zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen üblich, einem Verstorbenen Münzen und andere wertvolle Grabbeilagen mitzugeben – damit er/sie auch im Jenseits über Reichtümer und Ansehen verfügen konnte. Aus der griechischen Mythologie ist die Figur des Charon bekannt, der als Fährmann die Toten über den Fluss Acheron in das Totenreich brachte. Als Bezahlung für seine Dienste legte man den Toten eine Münze in den Mund.

Die Bibel – vor allem das Neue Testament - hat an vielen Stellen eine klare Meinung zum Thema Geld: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ heißt es da zum Beispiel im Matthäus-Evangelium (Kap. 6, Vers 24). Und nur wenige Verse vorher: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen“. An anderer Stelle sagt Jesus: „Eher geht ein Kamel durch`s Nadelöhr als dass ein Reicher in den Himmel kommt.“ (Markus-Evangelium, Kap.10,Vers 17-27). Hier gibt es noch mehr Bibelverse zum Thema Geld.

Mehr Infos über die Ausstellung „Geld und Glaube“ und über das Museum RELIGIO im münsterländischen Telgte gibt es unter https://museum-telgte.de/portfolio/geld-und-glaube/

Sonntag, 08.08.2021