Schulstress: Jugend fordert Freiräume

von Dr. Christof M. Beckmann

Sonntag, 10.04.2016

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Die Abiturienten schwitzen über ihren Abiklausuren – nach einer nicht selten ziemlich stressigen Schulkarriere. Denn wo früher locker ein Jahr mehr Zeit blieb, haben verstopfte Lehrpläne alles verändert. Das ärgert die Kolpingjugend im Bistum Münster.

INFO: Knapp 95.700 Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen stehen seit 5. April im Abitur: Die schriftlichen Abiprüfungen an 624 Gymnasien (67.000), 206 Gesamtschulen (16.000), 37 Weiterbildungskollegs (rund 1.500), 32 Waldorfschulen und 223 Beruflichen Gymnasien (10.500) begannen traditionell mit dem Fach Deutsch und finden bis zum 19. April statt. Ab dem 20. April beginnen die mündlichen Prüfungen im 4. Abiturfach. Der 1. Juli ist der letzte Tag der mündlichen Prüfungen im 1. bis 3. Abiturfach. Bis einschließlich 2. Juli müssen die Zeugnisse ausgegeben worden sein. Prüfungstermine für die einzelnen Fächer: https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/abitur/

Offene Straßenaktion der Kolpingjugend im Bistum Münster

Unter dem Motto „Ich mal’ mir Freizeit! – malFREIzeit“ inszenierte die Kolpingjugend im Bistum Münster am Samstag, 9. April, ihren Protest für mehr Freiräume für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die rund 7.000 Mitglieder zählende Organisation forderte bei der Demonstration in der Münsteraner Stubengasse mehr Entschleunigung, Zeit und Platz für junge Menschen. Die Aktion mit viel Straßenmalkreide, bunten Aktionen und einem Candybär endete mit einer Messe in der Jugendkirche effata[!], der St. Martini-Kirche in Münster.

Die Kritik des Jugendverbandes: Die Zeit von Heranwachsenden sind zu dicht getaktet, Schule und Hochschule nehmen immer mehr Platz ein. Es fehlt an Raum und an Zeit, die junge Menschen selbst gestalten können. Die Kolpingjugend verweist dazu auf starke Veränderungen in den vergangenen Jahren: So sei der Lernstoff an Gymnasien durch den Wechsel zum Abitur nach acht Jahren (G8) deutlich komprimiert, der Druck auf die Schüler steige. Auch Studierenden fehle es heute an Zeit, um ihre Persönlichkeit entwickeln oder sich abseits der Hochschule ehrenamtlich etwa in der Jugendarbeit engagieren zu können.

Die Forderungen: Die Aus- und Weiterbildung junger Menschen braucht mehr Flexibilisierung und soll sich an den Bedürfnissen der Lernenden orientieren. Eine Anpassung des Lernstoffs und eine Stärkung der Lernfreiheit sind in den zunehmenden und verkürzten Bildungsgängen unerlässlich. Für Kinder und Jugendliche darf für Unterricht und Hausarbeiten das Maximum eine 35-Stunden-Woche sein. Für Studenten soll die vorlesungsfreie Zeit in die Sommerferien fallen, damit Angebote wie Ferienfreizeiten in der Kinder- und Jugendarbeit durchgeführt werden können. Eine bessere Planung ist für Auszubildende und Studierende nur durch rechtzeitige Bekanntgabe von Klausurterminen und Prüfungen möglich.

Bündnis für Freiräume: Die Kolpingjugend im Bistum Münster hatte sich im Frühjahr 2015 dem vom Landesjugendring Nordrhein-Westfalen im Herbst 2013 initiierten „Bündnis für Freiräume“ angeschlossen, um mit vielen weiteren Jugendorganisationen die Themen und Forderungen in ein gesellschaftliches und politisches Bewusstsein zu bringen. Infos: www.buendnis-fuer-freiraeume.de. Mehr zur Kolpingjugend Diözesanverband Münster unter: www.kolpingjugend-ms.de/malFREIzeit und in den sozialen Medien unter dem Hashtag #malFREIzeit; Instagram: kolpingjugend.

Unser Gesprächspartner: Lennart Potthoff aus Rosendahl-Darfeld (22) studiert im Rahmen seiner Dualen Ausbildung im 2. Semester Informatik und ist ehrenamtlicher Verantwortlicher für das Projektteam bei der Kolpingjugend Diözesanverband Münster.

Sonntag, 10.04.2016