Wie Pfarrer früher Impfungen befördert haben

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 11.04.2021

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Impfen für die ganze Welt, Bild: KiP-NRW

Impfen steht an und viele warten sehnsüchtig auf ihren Termin. Doch auch bei den ersten Impfungen im 18. Jahrhundert gab es jede Menge Bedenken. Vorkämpfer in Sachen Impfen waren häufig Priester ...

INFO: Impfen steht in diesen Corona-Wochen wieder hoch im Kurs, viele warten sehnsüchtig auf ihren Termin. Doch jede Menge Bedenken werden auch immer wieder laut. Sie gab es schon als die ersten Impfungen im 18. Jahrhundert aufkamen. Nach und nach begannen die europäischen Staaten mit Impfprogrammen und Vorkämpfer in Sachen Impfen gegen Pocken, Tuberkulose, Diphtherie oder Masern waren häufig Priester, in manchen ländlichen Umgebungen die einzigen Akademiker. 1864 präsentierte der französische Chemiker Louis Pasteur mit der Keimtheorie eine Erklärung für die Seuchen, die Reichsregierung erklärte 1874 die Pockenimpfung zur Pflicht. 1876 erbrachte Robert Koch in Berlin den Nachweis, dass Bakterien Milzbrand auslösten, 1881 folgte der Nachweis für Tuberkulose.

Erste Impfgegner-Organisationen in Deutschland wurden 1869 in Leipzig und Stuttgart gegründet. In der Weimarer Republik hatte der Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung rund 300.000 Mitglieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging man in den beiden deutschen Staaten beim Impfen getrennte Wege. In der DDR wurde systematisch gegen Pocken, Diphterie, Tuberkulose und Co geimpft. Die Bundesrepublik setzte auf Aufklärung - wie der Slogan „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“ zeigt. Nach der Wiedervereinigung war der Impfzwang passe. Erst seit 2020 gilt eine Masern-Impfpflicht für alle nach 1970 geborenen Bürger, die in einer Gemeinschaftseinrichtung arbeiten oder dort betreut werden.

Papst ruft zu Corona-Impfungen auf: Immer wieder ruft Papst Franziskus zu Corona-Impfungen auf und hat zum Weltgesundheitstag am Mittwoch, 7. April, seinen Appell erneuert: „Wir alle sind aufgerufen, die Pandemie zu bekämpfen. In diesem Kampf stellen die Impfstoffe ein wesentliches Instrument dar“, so sein Tweet. Alle Menschen, vor allem die schwächsten, brauchten Unterstützung. Nur gemeinsam lasse sich eine gerechtere und gesündere Welt aufbauen, so der Papst. Er hatte sich im Januar 2021 gegen das Coronavirus impfen lassen und in dem Zusammenhang erklärt, er habe kein Verständnis für Impfverweigerer. Wer sich nicht immunisieren lasse, setze nicht nur das eigene Leben, sondern auch dasjenige anderer aufs Spiel, sagte der 84-Jährige in einem Interview des italienischen Senders Canale 5.

Kardinal Peter Turkson, Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde, beklagte zum Weltgesundheitstag eine „inakzeptable Ungleichheit“ in der medizinischen Versorgung Die Pandemie habe die Kluft zwischen reichen und weniger begünstigten Ländern verstärkt, erklärte er in Rom. Die Folgen spürten vor allem die schutzbedürftigsten Personen mit weniger Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen. Das vergangene Jahr habe alle daran erinnert, dass niemand sich alleine retten könne, betonte Turkson. Statt nationaler Interessen oder Marktgesetzen müssten Geschwisterlichkeit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität und Inklusion handlungsleitend sein. Auch forderte Turkson bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und medizinisch Tätige sowie mehr Aufmerksamkeit für Gesundheitseinrichtungen, vor allem jene ohne staatliche Finanzierung. In vielen entlegenen Gegenden garantierten allein Anlaufstellen wie die von Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften eine medizinische Versorgung. Im Mittelpunkt des Weltgesundheitstages stand in diesem Jahr gesundheitliche Chancengleichheit.

Der jährliche Aktionstag am 7. April soll an den Gründungstag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1948 erinnern. Katholische Träger unterhalten weltweit mehr als 5.000 Krankenhäuser und über 15.000 Stationen für ambulante ärztliche Hilfe oder Arzneiausgabe. Eine Freigabe der Patente auf Corona-Impfstoffe forderte unterdessen das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in Essen. Ärmere Länder hätten Schwierigkeiten, überhaupt Impfstoffe zu bekommen. Es könnten mehr Menschenleben gerettet werden, wenn die Patente freigegeben würden oder wenn die Produktion von Impfstoff auch dezentral erfolgen kann.

Unsere Gesprächspartnerin: Marion Ruisinger, Direktorin des Deutschen Medizinhistorischen Museums, Ingolstadt, Anatomiestraße 18-20, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 / 3052860, E-Mail: marion.ruisinger@ingolstadt.de, Internet: http://www.dmm-ingolstadt.de

Sonntag, 11.04.2021