Weltweiter Gedenktag für verstorbene Kinder

von Achim Stadelmaier

Sonntag, 12.12.2021

Puttenengel auf einem Kindergrab
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Wenn Kinder vor ihren Eltern sterben, ist die natürliche Ordnung auf den Kopf gestellt und die Trauer unermesslich. (Foto: Pixabay)

Der 2. Sonntag im Dezember ist traditionell der weltweite Gedenktag für verwaiste Eltern. An diesem Tag entzünden Väter und Mütter rund um den Globus um Punkt 19 Uhr Ortszeit eine Kerze, die ins Fenster gestellt wird und an das verstorbene Kind erinnert.

So entsteht durch die verschiedenen Zeitzonen eine Lichterwelle, die für 24 Stunden die Welt umringt. Nach Angaben des Bundesverbandes Verwaiste Eltern in Deutschland e.V. sterben allein in Deutschland jedes Jahr mehrere Tausend Kinder und junge Erwachsene. Der Verband ist ein Zusammenschluss betroffener Eltern und verfügt über ein Netzwerk von 400 Gruppen in ganz Deutschland, die ihr Ziel so definieren: "Durch das Leid hindurch, nicht am Leid vorbei, führt der Weg in neues Leben. In den Gruppen finden die Trauernden nach dem Tod des Kindes den schützenden Raum, in dem dieses Leid zugelassen werden darf - ohne Angst vor Bewertung oder gar Verurteilung, ohne Angst vor vordergründiger Vertröstung in Form oft gut gemeinter aber verletzender Ratschläge. Hier darf erinnert werden – immer wieder, bis der Schmerz der Erinnerung sich wandelt in einen kostbaren Schatz, der das Fundament für das Experiment Zukunft wird." Mehr Infos unter http://www.veid.de/

Unterstützung und Austausch für Betroffene bietet u.a. auch der Verein "Leben ohne Dich e.V." mit Sitz in Mülheim/Ruhr. Der 2004 gegründete Verein hat das Ziel, verwaisten Eltern und Geschwistern eine Hilfe bei der Bewältigung der Trauer anzubieten und aktive Betreuung durchzuführen. Dies wird erreicht durch regelmäßige Treffen, Information der Gesellschaft für einen behutsamen und verständnisvollen Umgang mit Betroffenen und dem Angebot eines Internet-Forums für verwaiste Eltern und Geschwister. Dieses Forum unter http://www.leben-ohne-dich.de/ wird von Privatpersonen betrieben und ist eines der größten Foren im deutschsprachigen Raum zu diesem Thema. Hier haben bereits mehr als 1.000 verstorbene Kinder ein Gedenken im Internet gefunden. In einem geschützten Bereich finden Betroffene einen intimen Raum, um ihre Gefühle auszutauschen, sich zu trösten und sich gegenseitig zu unterstützen.

Außenstehende können sich in den Schmerz und die Trauer verwaister Eltern kaum hineinversetzen. Selbst Freunde sind meist hilflos und überfordert, wenn es darum geht, Trost zu spenden. Eine gute Anlaufstelle sind deshalb Selbsthilfegruppen, in denen sich Väter und Mütter, die ein Kind verloren haben, untereinander austauschen und stärken können. Ute S., deren Sohn gestorben ist, meint dazu: „Für uns verwaiste Eltern ist es unheimlich wichtig über unsere verstorbenen Kinder reden zu dürfen und zu können. […] weil wir nicht möchten, dass unser Kind - indem es tot geschwiegen wird - noch einmal stirbt.“

Die Adressen und Ansprechpartner von Selbsthilfegruppen für verwaiste Eltern in Nordrhein-Westfalen finden Sie – nach Postleitzahlen geordnet – unter http://www.verwaiste-eltern.com/32832/index.html Auch Eltern, die ihr Kind vor, während oder kurz nach der Geburt verloren haben, können dort Kontakt suchen. Auch wer im Netz nach Begriffen wie „Schmetterlingskinder“ oder „Sternenkinder“ sucht, findet schnell Homepages oder Foren, über die man Kontakt zu ebenfalls betroffenen Eltern aufnehmen kann.

In jedem Fall bieten auch die Kirchen für verwaiste Eltern eine seelsorgerliche Begleitung an – sei es in persönlichen Gesprächen oder in gemeinsamen Trauerritualen. Die angebotenen Formen sind unterschiedlich. Ein aktuelles Beispiel kommt vom Evangelischen Kirchenkreis Solingen. Der schreibt in einer Pressemitteilung:

„Zu einem Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder und Jugendliche lädt am 3. Adventssonntag, 12. Dezember 2021, die Evangelische Kirche in Solingen ein. Er beginnt um 18 Uhr in der St. Reinoldi Kapelle in Rupelrath. Der Gedenkgottesdienst steht unter dem Titel: „Lass mich auf deine Brücken trauen“. Die evangelische Klinikpfarrerin Renate Tomalik, die Kirchenmusikerin Uta Heidemann und Anke Hosse von der Evangelischen Kirchengemeinde St. Reinoldi Rupelrath laden dazu Trauernde ein, die ein Kind verloren haben. Der Gottesdienst soll einen Raum zum Erinnern, Trauern und Hoffen bieten. Trauernde Eltern, Großeltern und Geschwister können mit Texten, Liedern, Stille, Gebet und dem Anzünden von Gedächtniskerzen ein wenig Trost erfahren, heißt es in der Einladung. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kind im Mutterleib, während oder kurz nach der Geburt verstorben ist, ob es einige Wochen oder viele Jahre gelebt hat oder wie lange der Tod bereits her ist. Beim Gottesdienst gilt die 2G-Regel.“

Auch in Köln lädt die Kirche ein: „Am Sonntag, 12. Dezember 2021, um 18 Uhr findet unter dem Titel »Wie Sterne – so klein, so leuchtend …« ein Gottesdienst in der Christuskirche am Stadtgarten, Dorothee-Sölle-Platz 1 in Köln statt. Eingeladen sind Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, Geschwister, Freunde und Freundinnen – alle, die um ein früh verstorbenes Kind trauern, es im Herzen tragen und vermissen. Ob Geburt und Tod erst kurz oder schon viele Jahre zurückliegen, es braucht immer wieder einen Raum für den Schmerz und die Trauer und genauso für die Erinnerung, die Liebe und die Gemeinschaft. Der Gottesdienst am 2. Sonntag im Dezember, dem »Weltgedenktag für verstorbene Kinder«, bietet dafür Raum.“ Hier der Link zum Livestream: https://www.youtube.com/c/kirchekoeln

Sonntag, 12.12.2021