Weihnachtsgrüße in die Heimat

von Christof Beckmann

Montag, 26.12.2016

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Bild: Prof. Dr. Birgit Weiler MMS / Foto: Adveniat

Wie haben die Menschen eigentlich in Peru Weihnachten gefeiert und was passiert heute, am 2. Weihnachtstag? Prof. Dr. Birgit Weiler MMS ging als Angehörige der Missionsärztlichen Schwestern vor drei Jahrzehnten aus dem Ruhrpott nach Lateinamerika ...

Unsere Gesprächspartnerin: Prof. Dr. Birgit Weiler MMS, Jahrgang 1958, zog es vor fast drei Jahrzehnten aus Duisburg nach Peru. Seitdem engagiert sie sich für die Rechte indigener Völker. Die Missionsärztliche Schwester wurde 2011 über inkulturierte Pastoral bei den Huambisa und Aguarana in Peru promoviert und dafür mit dem Erwin-Kräutler-Preis der Universität Salzburg ausgezeichnet. Sie arbeitet als Professorin an der Jesuiten-Universität José Luis Montoya in Lima, ist Beraterin der„Bischöflichen Kommission für die soziale Aktion”(CEAS) in Peru sowie für die „Kommission für Gerechtigkeit und Solidarität” der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM). Im nordperuanischen Amazonaswald und in der Hauptstadt Lima begleitet sie indigene Studentinnen und Studenten, die ihr Wissen als Lehrer an die Kinder und Jugendlichen ihres Volkes in ihren Heimatregionen weitergeben. Die Ordensschwester setzt sich auch gegen die Ausbeutung der Umwelt (Erdölgewinnung) in indigenen Gebieten in Jaén ein, denn das Vordringen von Minenunternehmen und Ölförderfirmen bedroht die letzten Naturparadiese Perus und die ursprünglichen Völker des Andenhochlandes und des Amazonastieflandes. Kontakt: Dra. Birgit Weiler, Universität Antonio Ruiz de Montoya, Lima/Peru, E-Mail: birgit.weiler@uarm.pe, Internet: uarm.edu.pe, Missionsärztliche Schwestern: Die katholische Ordensgemeinschaft der Medical Mission Sisters (MMS) mit Mitgliedern aus Afrika, Asien, Europa, Latein Amerika und den USA wurde 1925 in Washington/USA von der österreichischen Ärztin Dr. Anna Dengel ins Leben gerufen und ist seit 1958 in Deutschland auch in verschiedenen Städten präsent. Internet: http://www.missionsaerztliche-schwestern.org

Kirche im Amazonasgebiet: Als Botschafterin des Bischöflichen Hilfswerks ADVENIAT informierte Dr. Weiler vor Weihnachten 2016 über die Situation in ihrer Wahlheimat Peru. Dort und in allen Staaten im Amazonasgebiet förderte das in Essen ansässige Lateinamerika-Hilfswerk in den vergangenen zwölf Monaten Projekte mit mehr als 3,2 Millionen Euro. Die diesjährige Adveniat-Weihnachtsaktion unter dem Motto „Schützt unser gemeinsames Haus“ ist inspiriert durch die von Papst Franziskus vorgelegte Enzyklika Laudato si‘. Ihre Forderungen will das kirchliche Netzwerk Repam („Red Eclesial PanAmazónica”) im gesamten Amazonasgebiet in die Tat umsetzen. Die Kirchen der neun Amazonasstaaten engagieren sich gemeinsam mit vielen kirchlichen Organisationen – unter ihnen auch Adveniat – gegen die fortschreitende Umweltzerstörung und für das Überleben der indigenen Völker. In den wenigen verbliebenen unberührten Regenwaldgebieten bedrohen staatliche und internationale Erdölfirmen, das Agrobusiness mit Palmöl-, Zuckerrohr- und Sojaplantagen, illegale Goldsucher oder gigantische staatlich Infrastrukturprojekte das Leben der indigenen Völker. Deshalb bildet Repam mit finanzieller Unterstützung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Angehörige indigener Völker und kirchliche Mitarbeiter aus, gegen Menschenrechtsverletzung vorzugehen und die Rechte der Indigenen einzuklagen. Zahlreiche Bildungs- und Ausbildungsprojekte in den Amazonas-Staaten unterstützen indigene Völker dabei, sich innerhalb der westlich geprägten Mehrheitskultur zurechtzufinden und gleichzeitig die eigene Identität und Kultur selbstbewusst zu leben.

Die traditionelle Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands war für diese Arbeit bestimmt. Der Name der Aktion Adveniat stammt von der zweiten Vaterunser-Bitte „Adveniat regnum tuum (dein Reich komme)”. Das in Essen ansässige Hilfswerk wurde 1961 von der Deutschen Bischofskonferenz ins Leben gerufen. Seitdem unterstützt Adveniat die Kirche in Lateinamerika und der Karibik bei ihrem Einsatz für die arme Bevölkerung. Seit der Gründung erhielt das Hilfswerk rund 2,5 Milliarden Euro an Spenden und fördert jährlich rund 2.000 Projekte mit mehr als 30 Millionen Euro.

Kontakt: Bischöfliche Aktion Adveniat, Gildehofstr. 2, 45127 Essen, Tel. 0201 /1756–203, Fax 0201 / 1756–222, Internet: www.adveniat.de, www.blickpunkt-lateinamerika.de. Spendenkonto: 17345 bei der Bank im Bistum Essen (BLZ 360 602 95), IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45, SWIFT/BIC: GENODED1BBE.

 

Heute: Welttag für verfolgte Christen

Am 26. Dezember begehen die Katholiken in Deutschland den „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“, der seit 2012 jedes Jahr am zweiten Weihnachtstag in den Gemeinden stattfindet. Der Festtag des heiligen Stephanus ist damit zum jährlich wiederkehrenden überdiözesanen Gebetstag geworden.

INFO: Mit der Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“ will die Deutsche Bischofskonferenz dazu einladen, sich mit der Situation von Christen in Not auseinander zu setzen. In diesem Jahr hat sie dazu am 1. Dezember 2016 in Berlin eine Arbeitshilfe vorgestellt, in der die Situation der Christen auf der Arabischen Halbinsel beleuchtet wird. Die Veröffentlichung ist Teil der Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“. Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, wies auf die unterschiedliche Lage der Christen in den verschiedenen Staaten der Arabischen Halbinsel hin. „Grundsätzlich muss zwischen den Golfstaaten und Saudi-Arabien unterschieden werden.“ Der Jemen sei aufgrund des Krieges noch einmal eigens zu betrachten. In den Golfstaaten könnten Christen ihren Glauben relativ frei leben: „Es gibt Kultfreiheit, aber keine Religionsfreiheit“, so Erzbischof Schick. Ein aktives Werben für das Christentum oder gar die Konversion von Muslimen seien allerdings streng verboten und würden strafrechtlich verfolgt. In Saudi-Arabien sind die Lebensbedingungen für Christen deutlich schlechter, betonte Erzbischof Schick. Dort dürfe nur der Islam, vorzugsweise in seiner rigoristischen wahhabitischen Auslegung, praktiziert werden. „Schon der Besitz christlicher Kultgegenstände ist verboten.“ Für die geschätzt 1,5 Millionen Christen in Saudi-Arabien gäbe es keine einzige Kirche und die Gläubigen seien gezwungen, sich heimlich in Privathäusern und Hotels zu treffen. Informationen, Fürbitten, Plakat und Gebetszettel auf: http://www.dbk.de/de/verfolgte-bedraengte-christen/home/

Hl. Stephanus: Stephanus spielte unter den sieben Diakonen der Gemeinde von Jerusalem eine besondere Rolle. Die Apstelgeschichte (Apg 6,5) schildert ihn als Mann voll Gnade und Kraft, voll des Heiligen Geistes. Er tat sich in der Auseinandersetzung mit Wortführern des hellenistischen Judentums hervor und wurde zum Tod durch Steinigung verurteilt, wie die Bibel berichtet (Apg 6, 8-10): „In jenen Tagen tat Stephanus, voll Gnade und Kraft, Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der so genannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen. Als sie das hörten, waren sie aufs äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen. Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.“

Stephanus ist der erste, von dem überliefert wird, dass er wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurde. Damit gilt er als der erste Märtyrer oder auch Erzmärtyrer, dem viele Kirchen geweiht sind. Seit dem Jahr 560 befinden sich seine Reliquien in der Krypta von San Lorenzo fuori le mura in Rom neben denen des römischen Archidiakons Laurentius.

Montag, 26.12.2016