Wanderausstellung „Welt und Zeit gestalten“

von Christof Beckmann

Sonntag, 02.01.2022

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Reliquienkästchen mit Martyrium des hl. Thomas Becket, Limoges, Anfang 13. Jh., Kupfer(legierung), Kath. Kirchengemeinde St. Laurentius, Clarholz, Erzbistum Paderborn/Fachstelle Kunst, Foto: Ansgar Hoffmann

Ein neues Jahr – für die meisten Ordensbrüder ist es nur eines von vielen, die ihre Gemeinschaften bereits erlebt haben. Wie bei den Prämonstratensern, einst einer der größten Orden seiner Zeit. Das zeigt eine Wanderausstellung in Paderborn...

INFO: „Welt und Zeit gestalten. Kulturerbe der Prämonstratenser im Erzbistum Paderborn“ ist der Titel einer eigens zum 900-jährigen Ordensjubiläum konzipierten Wanderausstellung an sechs ehemaligen Prämonstratenser-Standorten im Erzbistum Paderborn. Hier setzt das Erzbischöfliche Diözesanmuseum Paderborn ab dem 10. Dezember mit hochrangigen Kunstwerken zum Thema einen besonderen Akzent: Bis zum 13. März 2022 können bedeutende Kunstschätze, kostbare Werke der Goldschmiedekunst und mittelalterliche Handschriften aus den einstigen westfälischen Wirkungsstätten des Ordens bestaunt werden.

„Welt und Zeit gestalten“ im Video: Generalvikar Alfons Hardt, Museumsdirektor Holger Kempkens und Kuratorin Ulrike Frey begrüßen in der Ausstellung, führen in das Thema ein und stellen einzelne Kunstwerke vor.

Im Fokus der Sonderausstellung im Diözesanmuseum steht die Spurensuche in den heutigen Pfarrkirchen der einstigen Prämonstratenserorte, die überraschende Funde aus den ehemaligen Stiften zu Tage förderte. Sie zeugen bis heute vom Wirken der ‚Norbertiner‘ an ihren historischen Stätten: Cappenberg, Clarholz/Lette, Scheda, Arnsberg-Wedinghausen, Rumbeck, Oelinghausen, Dortmund und Cappel. Neben multimedialer Wissensvermittlung werden ausgesuchte Zeugnisse präsentiert, Exponate aus Museen, Archiven und Privatsammlungen, die in diesem Kontext erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Im Diözesanmuseum sind bedeutende Kunstschätze, kostbare Werke der Goldschmiedekunst und mittelalterliche Bibelhandschriften zu sehen. Der zur Ausstellung erschienene Katalog bietet einen facettenreichen Essay zu den Prämonstratensern, verfasst von Professor em. Dr. Johannes Meier, Mainz / Clarholz. Gemeinsam mit den Kuratorinnen der Ausstellung im Diözesanmuseum sowie Reinhard Feldmann, ehemaliger Leiter des Dezernats Historische Bestände der Universitätsbibliothek Münster, und Dr. Bettina Heine-Hippler von der LWL-Denkmalpflege Münster zeichnet er auch für die Wanderausstellung verantwortlich, die – nach Stationen in Arnsberg (Oelinghausen, Rumbeck und Wedinghausen) und Werl – im kommenden Jahr noch in Dortmund und Clarholz zu sehen sein wird.

Orte und Zeiten: Paderborn, Erzbischöfliches Diözesanmuseum, Markt 17, 33098 Paderborn, 05251 125-1400, 10. Dezember 2021 bis 13. März 2022, Internet: www.dioezesanmuseum-paderborn.de; Dortmund, Propsteikirche, 10. April bis 8. Mai 2022; Clarholz, Klostermuseum, 6. Juni bis 9. Oktober 2022. Allgemeine Informationen zur Wanderausstellung im Flyer und auf der Website der Wanderausstellung: https://dioezesanmuseum-paderborn.de/praemonstratenser/.

Internetseite zur Ausstellung mit Veranstaltungskalender: https://900-jahre-praemonstratenser.de/. Mehr: Diözesanmuseum Paderborn, Erzbistum Paderborn, Erzbistum Paderborn auf Instagram: https://www.instagram.com/erzbistum_p... Erzbistum Paderborn im Web: https://www.erzbistum-paderborn.de/, #prämonstratenser, #erzbistumpaderborn, #arnsberg, #rumbeck, #wedinghausen, #oelinghausen, #900JahrePrämonstratenser, #norbertvonxanten

Film des Erzbistums über die Prämonstratenser: Den Orden der Prämonstratenser, deren Errungenschaften im Laufe der Jahrhunderte sowie ihr Wirken im Erzbistum Paderborn stellt ein Film in den Mittelpunkt, der auf dem Youtube-Kanal des Erzbistums Paderborn zu sehen ist. Neben Professor em. Dr. Johannes Meier und der Historikerin Dr. Ingrid Ehlers-Kisseler spricht auch Pater Dr. Philipp Reichling OPraem von der Prämonstratenser-Abtei Hamborn im Beitrag über die Besonderheiten des Ordens. Der Film bietet zudem Luftaufnahmen der drei ehemaligen Klöster im Arnsberger Raum: Rumbeck, Wedinghausen sowie Oelinghausen.

Ordensgründer Norbert von Xanten: Er war Ordensgründer, Bischof von Magdeburg und Kanzler für Italien: Norbert von Xanten, geboren in Gennep oder Xanten, kam schon als Kind in das Xantener St. Viktor-Stift. Ein Leben in Reichtum und Ansehen stand vor ihm, er begleitete den Kaiser zur Krönung nach Rom, bekam einen reichen Bischofsposten in Frankreich in Aussicht gestellt. Als er nach Vreden unterwegs war, soll er allerdings der Legende nach von einem Blitz getroffen worden sein - ein Erlebnis, das sein Leben verändert: Er gab seine Stellungen bei Erzbischof Friedrich I. von Köln und bei Kaiser Heinrich V. auf, verzichtete auf Pfründe und sein Vermögen, das er Armen überließ, und ging nach Siegburg, um im Benediktinerkloster St. Michael das Ordensleben kennenzulernen. Am Weihnachtstag 1121 legte Norbert zusammen mit einigen Gefährten die Profess ab und schuf damit das Fundament für den Orden von Prémontré, der sich schnell in ganz Europa ausbreitete. Sie versprachen, nach der Weisung und Art der Apostel sowie der Augustinusregel zu leben. Als Habit wählte Norbert ungebleichte Wolle und nicht schwarzen Stoff. Neben den Kanonikern lebten in Prémontré auch viele Laienbrüder und Schwestern, die im Hospiz Arme und Pilger beherbergten. Nachdem Norbert Prior Hugo von Fosses die Leitung der Gemeinschaft übertragen hatte, zog er erneut los, um zu predigen und Gefährten für seine Reformbewegung zu sammeln; es entstanden Klostergründungen in Antwerpen, Cappenberg, Cuissy, Floreffe, Laon und anderen Orten. Der neue, von Norbert initiierte Orden wurde am 16. Februar 1126 von Papst Honorius II. bestätigt.

Das Jahr 1126 bedeutete einen großen Einschnitt im Leben des Wanderpredigers, denn er wurde auf dem Reichstag zu Speyer zum Erzbischof von Magdeburg ernannt. Am 18. Juli 1126 zog Norbert barfuß und im Büßergewand in seine Bischofsstadt ein. Viel Arbeit wartete auf ihn: Es galt, in Magdeburg Missbräuche abzustellen und Veräußerungen von Kirchengut zu widerrufen. Norbert machte sich ohne Zögern ans Werk, wobei die Reform des Klerus sein erstes Ziel war. Er holte Mitbrüder aus Prémontré nach Magdeburg und vertraute ihnen die Kirche „Unserer Lieben Frauen“ an; zudem gründete er Prämonstratenser-Klöster in Gottesgnaden und Pöhlde. Als Hirte seiner Diözese passte er das Ordensleben seiner Mitbrüder mehr an die Seelsorgeaufgaben an. In den nur acht Jahren als Bischof konnte er nicht alle seiner Pläne verwirklichen; so mühten sich seine Ordensbrüder nach seinem Tod weiter um die Missionierung der Wenden. Die letzten Jahre seines Lebens waren von politischen Aktivitäten im Dienst der Kirche und des Kaisers geprägt. Er griff ein, um den Frieden zwischen Kaiser Lothar III. und Papst Innozenz II. wiederherzustellen; auch erwies er sich als erbitterter Verteidiger des Papstes Innozenz gegen den Gegenpapst Anaklet. Im Jahre 1132 begleitete er als stellvertretender Erzkanzler für Italien König Lothar zu dessen Kaiserkrönung nach Rom, doch erkrankte er bei dieser Reise wohl an Malaria. Norbert konnte am Gründonnerstag noch die Hl. Öle segnen, doch feierte er seine letzte Messe am Ostertag sitzend. Am 6. Juni 1134 verstarb der Gründer des Prämonstratenser-Ordens nach einer Romreise in seiner Bischofsstadt Magdeburg, wurde in der Kirche des Klosters Unser Lieben Frauen feierlich beigesetzt und 1626 während des Dreißigjährigen Krieges in das Prämonstratenserkloster Strahov nach Prag überführt.

Die Prämonstratenser: Seine Gemeinschaft der nach dem ersten Kloster benannten Prämonstratenser (Ordo Praemonstratensis, abgekürzt: OPraem) breitete sich schon während seinen Lebzeiten mit mehreren hundert Niederlassungen in ganz Westeuropa aus. Von den um die Mitte des 14. Jahrhunderts mehr als 1.300 Männer- und 400 Frauenklöstern, die vielfache Reformen und Enteignungen erlebten, waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur noch acht Häuser in Österreich-Ungarn übrig. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es wieder 20 Ordenshäuser mit etwa 1.000 Priestern. Heute hat der Orden etwa 100 Niederlassungen auf allen Kontinenten mit weltweit rund 1.300 katholischen Priestern, die gemäß der Regel des Hl. Augustinus im Dienst an Kirche und Welt zusammenleben, beten und arbeiten. Zum Ordensjubiläum wurde jüngst der Grundstein für ein neues Prämonstratenser-Kloster in Magdeburg gelegt. Das neue Kloster wird für bis zu elf Ordensmänner ausgelegt und entsteht im kirchlichen Quartier „Ökumenische Höfe“. Dort werden auch die Europäische Sankt-Norbert-Stiftung, die evangelische Altstadtgemeinde, die evangelisch-reformierte Gemeinde und die katholische Pfarrgemeinde Sankt Augustinus vertreten sein. Seit 1991 unterhalten die Prämonstratenser eine kleinere Gemeinschaft in Magdeburg, der letzten Wirkungsstätte ihres Ordensgründers Norbert. Dieser ist auch Patron des Bistums Magdeburg, dessen Erzbischof er von 1126 bis zu seinem Tod 1134 war.

Kontakt: Der Prämonstratenserorden in Deutschland: www.opraem.de, alle heutigen und ehemaligen Prämonstratenserklöster im deutschen Sprachgebiet: www.praemonstratenser.de, alle heutigen und ehemaligen Prämonstratenserklöster weltweit: www.premontre.org, Heilige und Selige des Ordens: www.postulatio.info

Sonntag, 02.01.2022