Tag der Autobahnkirche: 40 Jahre St. Raphael Nievenheim

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 03.07.2016

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Bild: Die Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen

Vor 40 Jahren, am 2. Juli 1976, wurde die einzige Autobahnkirche im Erzbistum Köln auf der Autobahnraststätte Dormagen-Nievenheim eingeweiht: Die Kapelle St. Raphael Nievenheim, 24 Stunden am Tag für jedermann geöffnet, ist ein Rastplatz für die Seele...

INFO: Sie ist ein Rastplatz für die Seele, um zu beten, innezuhalten und auch mal runterzukommen: Die Autobahnkapelle St. Raphael. Es ist Einzige im Erzbistum Köln und liegt an der A 57 in Fahrtrichtung Köln-Neuss zwischen der Abfahrt Dormagen und dem Kreuz Neuss-Süd, auf der Raststätte Nie-venheim. Vor genau 40 Jahren, am 02.07.1976, wurde die Kapelle St. Raphael feierlich geweiht. Nachdem die Katholische Kirchengemeinde St. Gabriel in Dormagen-Delrath für den Bau der Tank- und Rastanlage Nievenheim Land abtreten musste, entschied sie sich, vom Verkaufserlös eine Autobahnkapelle für die vielen Reisenden an der Autobahn zu errichten. Größere und kleinere Spenden verschiedener Firmen und privater Gönner ermöglichten schließlich die Grundsteinlegung der ersten Autobahnkapelle im Rheinland am 27. November 1975. Ein knappes halbes Jahr später erfolgte im Juli 1976 die Einweihung. Ein wesentlicher Grundgedanke, der in die Konzeption der Kapelle als reiner Andachtsraum deutlich mit eingeflossen ist, besteht im Schutz der Reisenden vor den Verkehrsgefährdungen. Dies kommt auch in der Auswahl des Namenspatrons, dem Erzengel Raphael, zum Ausdruck. Der sechseckige, wabenförmige Backsteinbau, die warme Deckenholzverkleidung und die schmalen Fensterflächen sind Werk des Architekten Carl Hecking (früherer Mitarbeiter des bekannten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm) und vermitteln dem Besucher Geschlossenheit und Geborgen-heit. Die in quadratische Felder unterteilte Tür mit ihren in Mittelbahnen geschliffenen Scheiben, entworfen von H. Lang, lassen diese Gedanken zur Gewissheit werden.

In der Mitte des Raumes steht ein Altar, auf dem Kerzen angezündet werden können. Ein Anliegenbuch lädt die Besucher ein, ihre persönlichen Gedanken und Bitten einzutragen. Neben den geistlichen Schriften beinhaltet der Schriftenstand ebenfalls ein informatives Faltblatt, das sowohl die Entstehung der Kapelle, als auch die Geschichte von Tobit und dem Engel Raphael ausführlich schildert.
Die Autobahnkapelle ist ganzjährig Tag und Nacht geöffnet.
Mehr Informationen: www.autobahnkirche.info/kirchen/nievenheim.html
Eine Informationsbroschüre mit allen Autobahnkirchen und –kapellen gibt es hier.

Autobahnkirchen in Deutschland
In Deutschland gibt es 44 Autobahnkirchen. Und ihre Anzahl wächst stetig. Bereits 1958 wurde die erste Autobahnkirche eingeweiht. Am diesem Sonntag wird bundesweit der Tag der Autobahnkirchen begangen. Das jüngste Mitglied der Familie ist die Autobahnkapelle Gramschatzer Wald an der A7. Von den bislang 44 erbauten Kirchen sind 19 evangelisch, 17 ökumenisch und 8 katholisch getragen. Aber nicht jede Kirche, die direkt an einer Autobahn liegt, darf sich auch Autobahnkirche nennen. Dafür gibt es klare Kriterien: Sie muss eine direkte Anbindung an eine Autobahnraststätte oder eine –abfahrt haben, die Zustimmung des Bundesverkehrsministeriums muss vorliegen, die Entfer-nung zwischen zwei Autobahnkirchen sollte mindestens 80 Kilometer betragen und die Autobahnmeisterei muss Schilder aufstellen. Außerdem muss eine Autobahnkirche mindestens von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends ihre Tore offen halten. Und auch zur Raumgröße gibt es Vorschriften: Der Innenraum der Kirche sollte so groß sein, dass auch einer Bus-Reisegruppe der gemeinsame Besuch möglich ist, heißt es in den Kriterien.

Wie die Vorschriften für die Autobahnkirchen, so sind auch die Gotteshäuser ein deutsches Phänomen: In der Schweiz und in Tschechien gibt es jeweils nur eine und in Österreich lediglich zwei Autobahnkirchen. Zur Zahl der Besucher gibt es nur Schätzungen. So steht am Eingang der katholischen Autobahnkirche Sankt Christophorus Himmelkron an der A9 eine Lichtschranke, um Besucher zu zählen. Etwa 100.000 Menschen sollen demnach das Gotteshaus im nordbayrischen Bad Berneck jährlich besuchen. Bundesweit sollen im Jahr sogar rund eine Millionen Menschen in die Autobahnkirchen strömen. Laut der Studie "Spurwechsel: Gott auf der Autobahn" ist der durchschnittliche Auto-bahnkirchenbesucher männlich, katholisch, verheiratet und hat Kinder. Das Ungewöhnliche: 40 Pro-zent stehen der Kirche eher distanziert gegenüber. Der typische Besucher sei also ein "Autobahnkirchensponti", dessen Besuch "eine ungeplante Kurzweilinsel zum religiösen Auftanken" darstellt, so die Statistiker.

Kontakt: Autobahnkapelle St. Raphael Nievenheim an der BAB Köln–Neuss, Raststätte Nievenheim, Kath. Kirchengemeinde St. Gabriel, 41542 Dormagen, Tel.: 02133 / 70087, www.dormagen-nord.de

 

Sonntag, 03.07.2016