Silvester in Münster

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 19.11.2017

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Bild: Der Päpstliche Silvesterorden für besonderes ehrenamtliches Engagement in katholischen Institutionen

Den heutigen Sonntag hat Papst Franziskus zum „Welttag der Armen“ ausgerufen. Sie gibt es auch bei uns: Bernd Mülbrecht, der langjährige Leiter des Hauses der Wohnungslosenhilfe in Münster, wird heute mit einer weiteren päpstlichen Auszeichnung geehrt ...

INFO: Bernd Mülbrecht aus Münster wird heute mit dem Päpstlichen Silvesterorden ausgezeichnet. Damit wird sein viele Jahrzehnte andauernder Einsatz für die Wohnungslosen in der Stadt geehrt, für die er sich „mit einem überdurchschnittlichen Engagement, überdurchschnittlichen Fantasie und Kreativität, eingebracht hat“, so Weihbischof Stefan Zekorn vom Bistum Münster. Der „Orden des heiligen Papstes Silvester“, 1841 von Papst Gregor XVI. gestiftet und 1905 durch Pius X. erneuert, wird für besonderes ehrenamtliches Engagement in katholischen Institutionen und aufgrund persönlicher Verdienste verliehen und ist der rangniedrigste der fünf päpstlichen Ritterorden.

Mülbrecht wurde bereits am 20. Mai mit seinem Team der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) mit dem Papst-Johannes-XXIII.-Preis ausgezeichnet. Der alle zwei Jahre verliehene Preis der Katholischen Friedensorganisation „pax christi“ im Bistum Münster ehrt Menschen oder Gruppen, die sich um eine Weiterführung der Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils bemühen und der Friedensliebe und Menschenfreundlichkeit von Papst Johannes XXIII. ein „Gesicht in der Gegenwart“ geben. Die Preisträger erhielten die Ehrung für ihre Verdienste um die Verbesserung der Situation der Obdachlosen in Münster.

Eher durch Zufall war Mülbrecht 1977 in den Kontakt mit der Wohnungslosenhilfe getreten. Der gelernte Industriekaufmann absolvierte während seiner Bundeswehrzeit eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer, studierte anschließend ohne Abitur Soziale Arbeit an der Fachhochschule Münster, entdeckte als ausgebildete Sozialarbeiter auf Jobsuche das Schild „Christopherushaus. Bischof-Hermann-Stiftung“ und wurde dort angenommen. Neben der Arbeit im Christopherushaus kümmerte sich Mülbrecht in den 1980er-Jahren um die Einrichtung von Übernachtungsstellen für Wohnungslose in der Wolbecker Straße und der Hafenstraße. Als der Münsteraner Rat eine Verbesserung der Obdachlosenhilfe beschloss und 1994 das Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) an der Bahnhofstraße einrichtete, wurde Mülbrecht mit dessen Leitung betraut. Er führte gut zwei Jahrzehnte lang bis zu seinem Ruhestand Mitte 2016 ein Team aus 33 Festangestellten und mehreren Ehrenamtlichen, sorgte im Dienst einer Humanisierung der Notunterkünfte für die aufsuchende ärztliche Hilfe und die aufsuchende Pflege, auch die Schaffung eines „Orts der Kirche“ im HdW.

Seit 2016 engagiert sich Mülbrecht zusätzlich für wohnungslose EU-Ausländer. Das Projekt „Europa.Brücke.Münster“, das er mitgegründet hat, wird wie auch das Haus der Wohnungslosenhilfe von der Bischof-Hermann-Stiftung getragen. Gegründet wurde sie von Bischof Hermann Dingelstad 1896 als Antwort auf die sozialen Probleme der damaligen Zeit. Damals wie heute leistet die Stiftung ihren Dienst in den Bereichen Wohnungslosenhilfe, Wiedereingliederungshilfe für Behinderte und Jugendhilfe. Adresse: Bischof-Hermann-Stiftung, EUROPA.BRÜCKE.MÜNSTER, Hafenstraße 3-5, 48153 Münster, Tel. 0251 / 974422-72, Fax 0251 / 974422-70, E-Mail: ebm.info@bhst.de. Kontakt: Geschäftsführer Dietmar Davids, Schillerstraße 46, 48155 Münster, Tel. 0251 / 6063-01, Fax 0251 / 6063-130, E-Mail: Bischof-Hermann-Stiftung@bhst.de, Internet: http://www.bischof-hermann-stiftung.de/, mehr: http://www.bischof-hermann-stiftung.de/taetigkeitsfelder/europabrueckemuenster/

Welttag der Armen: Die Auszeichnung in Münster erfolgt nicht nur passend zum Gedenktag der Caritas-Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231), sondern auch zum erstmals von Papst Franziskus ausgerufenen „Welttag der Armen“. Er steht unter dem Leitwort „Liebt nicht in Worten, sondern in Taten“ und soll in Zukunft immer am zweiten Sonntag vor dem Advent - eine Woche vor dem Christkönigssonntag - stattfinden. Franziskus selbst will heute nach der Messe im Petersdom 1.500 Menschen in Not in der vatikanischen Audienzhalle zum Essen einladen. Auch in Roms kirchlichen Suppenküchen soll es am „Welttag der Armen“ Festessen geben. Mehr: Internetseite des Vatikans zum Welttag der Armen.
Die aus Anlass des Welttags der Armen vorgelegte Erklärung des Vorsitzenden der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), des Vorsitzenden der Kommission Weltkirche, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), und des Vorsitzenden der Kommission für caritative Fragen, Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) auf der Internetseite er Deutschen Bischofskonferenz: Armut entschieden entgegentreten
Auch die kirchlichen Hilfswerke Adveniat (Essen) und MISEREOR (Aachen) riefen zu diesem Tag Politik und Gesellschaft auf, die weltweite Ungleichheit entschlossener zu bekämpfen. Mehr unter www.misereor.de und www.adveniat.de. Als Grundlage der christlichen Caritas gelten die sieben Werke der Barmherzigkeit (Mt 25, 34-46): Hungrige zu speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde zu beherbergen, Nackte zu bekleiden, Kranke zu pflegen, Gefangene zu besuchen und Tote zu bestatten. Buchhinweis: Bernhard Schneider, Christliche Armenfürsorge. Von den Anfängen bis zum Mittelalter. Eine Geschichte des Helfens und seiner Grenzen, Verlag Herder, Freiburg/Basel/Wien 2017, 480 Seiten, 29,99 Euro.

19. November - Volkstrauertag: Heute hängen in ganz Deutschland an den öffentlichen Gebäuden die Fahnen auf Halbmast. Der stille Feiertag, mit dem erinnert an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert wird, wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ins Leben gerufen. 1934 machten ihn die nationalsozialistischen Machthaber zum Staatsfeiertag und benannten ihn "Heldengedenktag". Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag 1950 erstmals wieder neben vielen regionalen Veranstaltungen mit einer Feierstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen. Nach Übereinkunft zwischen Bundesregierung, Ländern und den großen Glaubensgemeinschaften wurde der Termin auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr (evangelisch) bzw. den 33. Sonntag im Jahreskreis (katholisch) verlegt. Durch Landesgesetze ist der Tag geschützt. Die heute stattfindende zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Bundestag (Reichstagsgebäude) wird am 19. November um 13.30 Uhr von der ARD übertragen.

Sonntag, 19.11.2017