Rom: Warten auf die Papstwahl
Sonntag, 04.05.2025

Foto: Christof Beckmann
Wie viele andere wollte auch Christof Beckmann aus der Kirchendredaktion ein paar Tage privat in Rom verbringen - und ist mitten in der Beerdigung von Papst Franziskus gelandet. Wie es nun weitergeht hat er kurz vor seinem Rückflug geschildert...
INFO: Mit der feierlichen Messe „Pro Eligendo Romano Pontifice“ am Mittwoch, 7. Mai, um 10 Uhr im Petersdom beginnt die Zeremonie zur Wahl des neuen Papstes. Wie der Vatikan am Dienstag bekanntgab, wird der Gottesdienst geleitet vom Sprecher des Kardinalskollegiums, Kardinaldekan Giovanni Battista Re. Er hatte auch am Samstag das Requiem für den verstorbenen Papst Franziskus geleitet. Altersbedingt jedoch kann der 91-Jährige das neue Kirchenoberhaupt nicht mitwählen.
Am Nachmittag des 7. Mai um 16.30 Uhr ziehen die wahlberechtigten Kardinäle ins Konklave in die Sixtinische Kapelle ein. Dort werden sie zunächst vereidigt. Zuvor ziehen sie mit einem Bittgesang an die Heiligen sowie an den Heiligen Geist von der Capella Paolina in die Kapelle mit den berühmten Fresken von Michelangelo. Vor allem zu Beginn assistieren weitere Personen, die für Liturgie, Sicherheit und notarielle Aufgaben wichtig sind. An dem Nachmittag erfolgt auch der erste Wahlgang des Konklaves, bei dem allerdings noch keine Entscheidung zu erwarten ist. Geleitet wird die Wahl von Kardinal Pietro Parolin.
Zur Wahl sind nur die derzeit 135 Kardinäle unter 80 Jahren berechtigt. Zwei von ihnen haben laut Vatikanangaben von Dienstag krankheitsbedingt abgesagt. Insgesamt umfasst das Kardinalskollegium 252 Männer.
Im Heiligen Jahr 2025 nach Rom – viele haben sich das vorgenommen und so kommen sie aus aller Welt - auch aus Deutschland. Ihre Ziele sind nicht nur die großen Papstkirchen, denn viele schauen auch bei der Deutschen Nationalkirche vorbei – der Santa Maria dell´ Anima ganz in der Nähe der Piazza Navona. Sie geht auf ein Pilgerhospiz zurück, das von einem niederländischen Ehepaar im 14. Jahrhundert gründet wurde. Die Bruderschaft wird in diesem Jahr ihr 675-Jähriges begehen.
Aber es gibt noch eine weitere Spur, die auf eine denkwürdige Geschichte aus dem heutigen NRW verweist. Denn die ganze Geschichte wäre wohl anders verlaufen, als wir sie kennen. Es ist das Schicksal von Karl-Friedrich, Erbe der vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg. Am 28. April in diesem Jahr hat er seinen 470. Geburtstag, vor 450 Jahren ist er in Rom gestorben. Der aufsteigende Stern am europäischen Regentenhimmel reiste mit einem eigenen kleinen Hofstaat über Wien, Innsbruck und den Brenner auf Pilger- und Kavaliers-tour an den Tiber. Noch Weihnachten 1574 nahm der smarte 19-Jährige an den prächtigen Eröffnungsfeiern zum Heiligen Jahr im Petersdom teil, Papst Gregor XIII. (1502-1585) ging mit ihm durch die Heilige Pforte und zeichnete ihn mit Hut und geweihtem Schwert königsgleich als „Defensor fidei“ aus.
Dann das: Bei einem Ausflug nach Neapel steckte sich Karl Friedrich mit den Blattern an, die besten Ärzte des Papstes in Rom konnten nichts mehr ausrichten. Immerhin zahlte der Papst die ganze Beerdigung mit ihrem riesigen Trauerzug und ließ ihn in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell’Anima in Rom bestatten. Karl Friedrichs Grabmal gegenüber vom Grab des „deutschen“ Papst Hadrian VI. (1459-1523) vorne links im Chor der Kirche zitiert die gerade erst 1506 gefundene Laokoon-Gruppe und gehört dort zu den bedeutenden Denkmälern. Entworfen hatte es der Prinzenerzieher Stephanus Winandus Pighius (1520-1604), der die ganze Grande Tour organisiert hatte, zudem schrieb er von der Reise den 500 Seiten umfassenden ersten Reiseführer für Italien. Er beschloss sein Leben als Kanoniker im Stift Xanten.
Obwohl Karl Friedrich überhaupt nicht zeigen konnte, was in ihm steckte, hinterließ er ungewollt tiefe Spuren in der Geschichte unserer Region und in Europa: Durch seinen plötzlichen Tod ging es mit dem unaufhaltsam scheinenden Aufstieg der in Jahrhunderten zusammengewürfelten Familie des Kaiserenkels nicht weiter – sie waren schwer reich, Herren über eine wachsende Landmasse, hatten mit der unglücklichen Anna von Kleve sogar ins englische Königshaus eingeheiratet und hätten die Gewichte im Reich massiv verändert. Karl-Friedrichs Tod spülte dagegen jetzt seinen zu Tobsuchtsanfällen neigenden Bruder Johann Wilhelm nach oben, 1574 bis 1585 Bischof von Münster und ab 1592 bis zu seinem Tod Herzog von Jülich-Kleve-Berg sowie Graf von Mark und Ravensberg. Der verzettelte sich, rannte mehrfach zu Exorzisten, blieb trotz zweier Ehen kinderlos. Nach seinem Tod 1609 erhob halb Europa Anspruch auf die Herzogtümer und ein mörderischer Krieg verwüstete im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit die ganze Region. Das Ergebnis: Die Brandenburger setzten sich mit Markgraf Johann Sigismund (1572-1620) im allgemeinen Tumult schließlich 1609/1616/1666/1672 durch. Preußen wuchs jetzt nach Westen, fasste Fuß am Rhein. Kurz und gut: Nicht nur die heutige Landkarte Europas sähe womöglich anders aus, der gesamte Lauf der Geschichte wäre ein anderer geworden. Dass Düsseldorf dadurch tatsächlich eine echte Residenzstadt wurde, darf der heutigen NRW-Landeshauptstadt gegönnt sein.
Heiliges Jahr 2025 in Rom: Papst Franziskus eröffnete am 24. Dezember 2024 die „Heilige Pforte“ am Petersdom und damit das große Festjahr, das nur alle 25 Jahre stattfindet. Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche, biblisches Vorbild ist das Jubeljahr (Levitikus 25), ein alle 50 Jahre begangenes Erlassjahr. Zentrale Elemente der Jubiläumsjahre sind eine Rom-Wallfahrt, die Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom und ein Ablass. Zum Programm gehört auch der Besuch bestimmter römischer Kirchen: Heute gehören acht Pilgerorte dazu, darunter der Petersdom, die Lateranbasilika, die Basilika Santa Maria Maggiore und die Katakomben. Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen. Ursprünglich als Jahrhundertereignis gedacht, wurde es zunächst im Abstand von 50 und dann 33 Jahren wiederholt. Der Rhythmus von 25 Jahren besteht seit 1470. Neben den „ordentlichen“ Heiligen Jahren gab es wiederholt außerordentliche Jubiläen, etwa 1566 angesichts der Bedrohung durch die Türken, 1605 zum Amtstritt von Papst Paul V., 1983 als besonderes Gedenkjahr der Erlösung, 1987 mit dem Themenschwerpunkt Maria und 2008 anlässlich der Geburt des Apostels Paulus vor 2.000 Jahren. Zuletzt hatte Papst Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit von Dezember 2015 bis November 2016 ausgerufen.
Das Jubiläum 2025 ist wieder ein ordentliches Heiliges Jahr und die Stadt Rom erwartet zu dem Ereignis rund 35 Millionen Besucher. Die päpstliche Verkündigungsbulle für das Heilige Jahr 2025 erschien am 25. März 2024. Das Großereignis der Weltkirche steht unter dem Motto „Peregrinantes in spem / Pilger der Hoffnung“. Thematisch soll es dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewidmet sein, zugleich jährt sich 2025 auch das erste ökumenische Konzil von Nizäa zum 1.700. Mal. Da im Jahr 325 bei der Kirchenversammlung die Grundlagen des christlichen Glaubens formuliert wurden, sollen auch andere christliche Konfessionen an dem Heiligen Jahr teilnehmen.
Seit dem 1. Juni 2023 ist ein Pilgerzentrum in der auf den Vatikan zuführenden Via della Conciliazione eingerichtet, seit September 2023 können sich Menschen für die Pilgerreise und Veranstaltungen kostenlos registrieren. Mit der Anmeldung auf der neuen Website erhalten Pilgernde einen digitalen Ausweis. Mit dem QR-Code ist der Zugang zu den Jubiläumsveranstaltungen und zur Heiligen Pforte am Petersdom möglich, die nur in Heiligen Jahren geöffnet ist. Nach katholischer Tradition bewirkt das Durchschreiten einer solchen Pforte, die es auch in anderen Kirchen gibt, in Verbindung mit Gebet, Beichte und dem Empfang der Eucharistie einen Ablass der Bußstrafen für Sünden. Neben der klassischen Sieben-Kirchen-Wallfahrt, sollen Pilgernde ihre Reise 2025 auch individuell über das Onlineportal zu eher unbekannte religiöse Orte planen können. Eine Tour widmet sich etwa römischen Kirchen, die Kirchenlehrerinnen und Patroninnen Europas gewidmet sind. Seit September 2024 gibt es zudem eine Heilig-Jahr-App. Die Internetseite zum kommenden Jubiläum ist in neun Sprachen zugänglich: https://www.iubilaeum2025.va/de.html.
Papstschreiben: „Spes non confundit“ - Die Verkündigungsbulle in der offiziellen deutschen Übersetzung
Deutschsprachiges Pilgerzentrum in Rom: Das Deutschsprachige Pilgerzentrum in Rom liegt in der Via del Banco di S. Spirito 56 um – unweit des Vatikans, gegenüber der Engelsburg in Richtung Altstadt. Neben zahlreichen Informationen, seelsorgerischem Beistand und Hilfe bei der Suche nach Unterkünften bietet das Pilgerzentrum deutschsprachigen Pilgergruppen aktive Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Wallfahrten, hilft bei der Organisation und Koordination ihrer Reise nach Rom und ermöglicht spezielle Gottesdienste in römischen Kirchen das Zentrum. Auch können Interessierte Freikarten für Generalaudienzen oder Messen mit dem Papst auf dem Petersplatz reservieren. Die App: Handy-App Pilgerzentrum (Android), Handy-App Pilgerzentrum (Apple).
Kontakt: Pilgerzentrum Rom (Centro Pastorale Pellegrini di Lingua Tedesca), Via del Banco di S. Spirito 56, 00186 Roma, Italia, Tel.: +39 06 6897 197 oder +39 06 6897 198, Fax: +39 06 2753039, E-Mail: info@pilgerzentrum.net, Internet: https://www.pilgerzentrum.net/
Arbeitshilfe zur Zukunft des Pilgerns: Pilger-Experten der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) haben im Dezember 2024 Zukunftskonzepte für das Pilgern in Deutschland vorgestellt. Die neue Vielfalt der Pilger und Wallfahrer erfordere neue Antworten. Denn gerade in Krisenzeiten brächen Menschen auf, um ihre Sorgen, ihren Dank und weitere Anliegen an heilige Orte zu tragen, dort eine Kerze zu entzünden und ihre Nöte ins Gebet zu bringen. Die neue Arbeitshilfe mit dem Titel „Du zeigst mir den Weg ins Weite. Zur Zukunft des Pilgerns und Wallfahrens“ ist das Resümee aus drei Expertengesprächen der DBK zum Handlungsfeld Pilgern und Wallfahrten mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Wallfahrtsseelsorge, von Pilger- und Wallfahrtsbruderschaften, von lokalen Tourismusbüros an Wallfahrtsorten, von Pilgerreiseanbietern, der (Religions-)Soziologie, Ethnologie und Pastoraltheologie. -> Download