Reformationsjubiläum: Luther, der Liederdichter

von Werner Beuschel

Sonntag, 13.11.2016

Playmobil-Figuren im Mittelalter-Look
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Die Luther-Playmobilfigur wurde inzwischen über 500.000 Mal verkauft.

Am 31. Oktober 2017 feiert die evangelische Kirche 500 Jahre Reformation – ein Ereignis, das untrennbar mit dem Namen Martin Luther verbunden ist. Der Reformator hat aber nicht nur in der Theologie seine Spuren hinterlassen, sondern auch in der Musik.

"Luther war ein Mensch, der musikalisch hoch gebildet war", sagt etwa der Mönchengladbacher Kirchenmusiker Udo Witt: "Luther konnte singen, Luther konnte Laute spielen und war mit den damaligen Komponisten in ganz engem Kontakt." Sein Talent und seine Liebe zur Musik setzte er ein, um auch selber Melodien und Texte zu schreiben. Mehr als 30 Lieder aus seiner Feder stehen noch heute im Evangelischen Kirchengesangbuch (EG) – darunter Klassiker wie die Reformationshymne "Ein feste Burg ist unser Gott" und das Weihnachtslied "Vom Himmel hoch, da komm ich her". Sogar im katholischen Gesangbuch finden sich fünf Lieder, die zumindest in Teilen von Luther stammen, darunter das Psalmlied "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" (Gotteslob 163).

Getreu seinem Ausspruch "Gottes Wort will gepredigt und gesungen sein", erzählen alle Luther-Lieder vom Glauben. Er übersetzte lateinische Hymnen ins Deutsche, schrieb eigene Liedtexte in seiner Muttersprache und ließ sie im Gottesdienst singen. Das verlieh seiner reformatorischen Bewegung Bekanntheit und damit enormen Auftrieb. Außerdem erhielt die versammelte Gottesdienstgemeinde durch Luther eine völlig neue Rolle. War sie bis dahin in den katholischen Messen zum Schweigen und Zuhören verdammt, konnte sie nun aktiv an der Gottesdienstgestaltung mitwirken – durch ihren Gesang.

Der Kirchenmusiker Udo Witt formuliert es so: "Für Luther war die Gemeinde nicht ein zu bepredigendes Volk, sondern sie waren alle Gläubige. Und sie hatten auch eine Botschaft zu verkünden. Die Gemeinde fühlte sich auf einmal ernst genommen." Um das Mitsingen zu erleichtern, setzte Luther bei seinen Liedern auf Melodien, die bereits bekannt waren. So nutzte er für sein Lied "Christum wir sollen loben dich schon" einen alten lateinischen Hymnus, der seit dem frühen Mittelalter gesungen wurde. Das Weihnachtslied "Vom Himmel hoch da komm ich her" basierte in der ersten Version auf einem alten deutschen Spielmannslied. Erst 1539 komponierte Luther eine eigene Melodie dazu. Mehr Infos hier.

Luthers erste Lieder entstanden 1523. Dazu zählen u.a. "Nun freut euch, liebe Christen g'mein" (EG 341), außerdem Psalmlieder wie "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" (EG 299) und ursprünglich lateinische Hymnen wie "Nun komm, der Heiden Heiland" (EG 4), die Luther ins Deutsche übertrug. In den Jahren bis 1529 kamen vor allem liturgische Gesänge hinzu, darunter "Es ist gewisslich an der Zeit" (EG 149), die Vertonung des Agnus Dei (EG 190.2), und "Verleih uns Frieden gnädiglich" (EG 421).

Die folgenden drei Zitate werden Martin Luther zugeschrieben und zeigen seine große Nähe und Zuneigung zur Musik: "Die Musik ist die beste Gottesgabe - und dem Satan sehr verhasst." // "Eine der schönsten und herrlichsten Gaben Gottes ist die Musik, damit man viel Anfechtung und böse Gedanken vertreibt." // " Musica ist das beste Labsal eines betrübten Menschen, dadurch das Herze wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird."
Sonntag, 13.11.2016