Pilgern: unterwegs mit Gott im Gepäck

von Bettina Furchheim

Sonntag, 13.07.2014

Pilger mit Rucksack im Sonnenuntergang
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Pilgern ist "beten mit den Füßen" und ein Weg, um zu sich selbst zu kommen.

Spätestens seit dem Bestseller "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling erlebt das Pilgern in Deutschland eine Renaissance. Es muss aber nicht gleich Santiago de Compostela sein – pilgern kann man auch direkt vor der eigenen Haustür.

Wer diese spezielle Form der "spirituellen Wanderung" mal ausprobieren möchte, hat in NRW die Qual der Wahl. Die zum Kulturhauptstadtjahr 2010 entwickelte Pilgerstrecke "Pilgern im Pott" zum Beispiel führt auf verschiedenen Wegen rund 200 km quer durch das Ruhrgebiet – von Dinslaken im Westen bis Holzwickede im Osten, immer der Sonne entgegen und immer entlang der Emscher.

Wer die gesamte Strecke unter die Füße nehmen will, hat etwa zehn Tagesetappen vor sich, die mit jeweils 15 bis 20 Kilometern überschaubar und gut zu bewältigen sind. Als Anlauf- und Zielpunkte können dabei die mehr als 20 Gotteshäuser entlang der Pilgerroute dienen. Dabei handelt es sich um "verlässlich geöffnete Kirchen", die mit einem entsprechenden Signet gekennzeichnet sind. In diesen "Offenen Kirchen" finden die Pilger Ansprechpartner, die ihnen die Besonderheiten des jeweiligen Gotteshauses erläutern, die Gemeinde vorstellen und auch Tipps für nahe gelegene Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten weitergeben.

Ausführliche Informationen über die Routen und Sehenswürdigkeiten gibt es unter www.pilgern-im-pott.de sowie auch in dem gleichnamigen Buch "Pilgern im Pott". Auf 128 Seiten enthält der Band Wegbeschreibungen, Kartenmaterial, Informationen zu den Kirchen und Kirchengemeinden entlang der Strecke und auch Hinweise auf Sehenswürdigkeiten am Rande der Route. Das Buch ist im Klartext-Verlag erschienen und kostet 12,95 Euro. Auf der Internetseite finden sich außerdem auch Pilgertouren durchs Münsterland, Tecklenburger Land, durch Lippe sowie Ost- und Südwestfalen.

Einen umfassenden Pilgerservice mit verschiedenen Routen bietet inzwischen auch die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) an. Auf der Mitte Mai 2014 gestarteten Internetseite www.evangelisch-pilgern.de/ finden Interessierte unter anderem Pilgerwege durch Hunsrück und Eifel, durchs Rheintal oder das Bergische Land. Auch Tipps zum Pilgern, geistliche Impulse für unterwegs und Arbeitshilfen zum Thema sind hier zu finden. In einer Pressemitteilung der EKiR über das neue Angebot heißt es: "Pilgern ist unter Protestantinnen und Protestanten sehr beliebt. Sich mit Leib und Seele auf den Glaubensweg zu machen, spricht viele Menschen an, weiß Jürgen Rams, Leiter der rheinischen Männerarbeit: „Durch die Bewegung in der Natur kann ich zur Ruhe, zu mir selbst und damit auch zu Gott kommen.“ Und was bedeutet es, evangelisch zu pilgern? „Es schließt an die ursprüngliche Bedeutung des Pilgerns an, sich mit Gott aufzumachen und auf Wanderschaft in die Fremde zu begeben“, sagt Christoph Nötzel, der Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der rheinischen Kirche. Viele Menschen gingen dabei neu dem Sinn in ihrem Leben nach und fragten nach dem, was ihr Leben gründen kann. „Dabei begleitet sie die gute, verheißungsvolle Botschaft des Evangeliums, dass Gott ihnen auf ihrem Weg entgegen kommt“, so Nötzel weiter.

Sonntag, 13.07.2014