Pessach-Fest: "Eine Nacht wie keine andere"

von Siegfried Krückeberg

Sonntag, 01.04.2018

junges Mädchen hinter einem siebenarmigen Leuchter - der jüdischen Menora
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Der siebenarmige Leuchter - die Menora - gehört zu den bekanntesten Symbolen des Judentums.

Am Ostersonntag feiern evangelische und katholische Christen weltweit die Auferstehung Jesu von den Toten. Zufällig feiern in diesem Jahr zeitgleich mit den Christen auch die Juden: Für sie hat nämlich gestern (31.3.) das Pessach-Fest begonnen.

Mit dem Pessach-Fest erinnern sich die Juden an ihre Flucht und Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei vor etwa 3.000 Jahren. Nachzulesen ist diese Geschichte im Alten Testament der Bibel, im 2. Buch Mose ("Exodus"). Hier wird erzählt, wie Mose und sein Bruder Aaron immer wieder mit dem ägyptischen König verhandeln und ihn bitten, das jüdische Volk gehen zu lassen. Doch der weigert sich – selbst nachdem Gott neun verschiedene Plagen über Ägypten geschickt hatte. So kündigt Gott Mose eine letzte, die zehnte Plage an: Um Mitternacht will Gott selbst durch Ägypten gehen und alle Erstgeborenen töten – sei es Mensch oder Tier. Damit die Israeliten verschont bleiben, sollen sie die Türpfosten ihrer Häuser mit Lammblut bestreichen – an ihnen wird Gott dann vorbeigehen (hebräisch: "passa"). So geschieht es, und unter dem Eindruck des massenhaften Todes unter den Ägyptern befiehlt der Pharao Mose schließlich, das Land mit seinem Volk sofort zu verlassen. Der Auszug aus Ägypten gelingt – auch weil Mose das Rote Meer teilt, sein Volk hindurchführt und das sie verfolgende Heer des Pharaos in den sich wieder schließenden Fluten umkommt. Am Berg Sinai erhält Mose die Zehn Gebote und erreicht endlich das Gelobte Land, das er zwar noch sehen, aber nicht mehr betreten kann – er stirbt vorher.

Das Pessach-Fest gehört zu den wichtigsten jüdischen Feiern und ist mit zahlreichen Vorschriften verbunden, dazu gehören u.a. Reinigungsrituale und auch genaue Anweisungen was Essen und Getränke betrifft. So stehen zu Beginn des Pessach bittere Kräuter und Salzwasser auf dem Tisch – eine Erinnerung an die bittere und tränenreiche Zeit in der ägyptischen Sklaverei. Auch ungesäuertes Brot gehört dazu – es heißt Mazzen und wird ohne Hefe nur aus Mehl und Wasser bereitet. Weitere Symbole des Pessach-Festes sind Lammfleisch und Wein.

Der biblischen Überlieferung nach hat auch Jesus mit seinen Jüngern das Pessach-Fest gefeiert – es war ihr letztes gemeinsames Mahl vor seiner Gefangennahme. An diesem Abend nimmt Jesus seinen Tod am Kreuz bereits vorweg: Als sie beim Pessach-Fest Brot und Wein miteinander teilen, sagt er: "Dies ist mein Leib" und "Das ist mein Blut, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden". Den Jüngern trägt er auf: "Dies tut zu meinem Gedächtnis" und stiftet so ein heiliges Sakrament, das bis heute in den Kirchen bewahrt wird: evangelische Christen nennen es "Abendmahl", in der katholischen Kirche heißt es "Eucharistie". An die Einsetzung des Abendmahls wird jedes Jahr am Gründonnerstag erinnert.

Auch Jesu Kreuzigung und Auferstehung fielen damals in die Zeit des jüdischen Pessach-Festes. In frühchristlicher Zeit wurde Ostern deshalb zeitgleich mit dem Pessach gefeiert. Erst im Jahr 325 beschloss das Kirchenkonzil von Nicäa, einen eigenen Ostertermin einzurichten. Die alte Verbindung zum Pessach-Fest findet sich heute aber immer noch in einigen Sprachen. Ostern heißt im italienischen "pasqua", im französischen "paques" und auf niederländisch "pasen".

Sonntag, 01.04.2018