Nachrichten aus der Kirche

von Christof Beckmann

Sonntag, 14.03.2021

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Was tut sich in NRW? Was läuft bei Kirche? In unserem Newsblog werfen wir den Blick auf die aktuellen Themen der Woche, Positionen und anstehende Termine ...

Weihbischof Lohmann: „Fukushima bleibt eine Mahnung“

XANTEN. Zum Anlass des 10.Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 erklärte Weihbischof Rolf Lohmann, Regionalbischof für den Niederrhein und Recklinghausen, in der Deutschen Bischofskonferenz für Umwelt- und Klimafragen zuständig und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen:
„Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat großes menschliches Leid und gravierende Um- weltschäden verursacht und ist tief in unserem Gedächtnis verankert. Der zehnte Jahrestag ist für uns Anlass, der vielen Opfer und Betroffenen zu gedenken. Er hält uns aber auch dazu an, über die durch die Katastrophe aufgeworfenen Fragen nachzudenken, die den Umgang von uns Menschen mit der Natur ganz wesentlich berühren und die wir noch längst nicht zufriedenstellend gelöst haben.
Kernenergie ist ein Fall für die Ethik, denn kaum eine andere Technologie verdeutlicht so sehr die Ambivalenz der Technik. Die von der Bundesregierung eingesetzte Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung ist im Mai 2011 zu dem Ergebnis gekommen, dass der Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland ‚nötig‘ und ‚möglich‘ ist, ‚weil es risikoärmere Alternativen gibt‘. Heutzutage stimmt es sorgenvoll, dass in manchen Ländern neue Kernkraftwerke gebaut und Laufzeiten verlängert werden, um vermeintlich klimaneutrale Energie zu produzieren, obwohl nukleare Unfälle nie völlig auszuschließen sind und die Endlagerproblematik nicht gelöst ist.
Die Katastrophe von Fukushima hat der Energiewende in Deutschland einen Schub gegeben. Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien wurden in den vergangenen Jahren schon erhebliche Fortschritte erzielt, bis zur Klimaneutralität ist es aber noch ein weiter Weg. Wir haben uns weiter anzustrengen, um unseren Treibhausgasausstoß zu verringern. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss noch beschleunigt werden; dies allein wird aber nicht reichen. Mehr Suffizienz, also Genügsamkeit, gehört auch dazu. Wir müssen Energie zudem noch effizienter nutzen und darüber hinaus einfallsreich sein, etwa indem wir ernsthaft die Potenziale von insbesondere grünen Wasserstofftechnologien ausschöpfen. Mögliche Konflikte bei der Flächennutzung, etwa zwischen Klima- und Naturschutzmaßnahmen, sind zwar absehbar, können aber abgemildert und entschärft werden: Der Schutz und die Wiederaufforstung von Wäldern, die intelligente, nachhaltige Bearbeitung von Böden und die Renaturierung von ehemaligen Mooren sind Beispiele, wie sowohl die Artenvielfalt als auch die natürlichen Kohlenstoffsenken in unseren heimischen Gefilden gestärkt werden können. Das Thema Energie bleibt in den nächsten Jahren von zentraler Bedeutung. Es gilt, klug vorzugehen und auch in Zukunft unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Akteure zusammenzuarbeiten – national, europäisch und global. Natürlich brauchen wir weiterhin Versorgungssicherheit und bezahlbaren Strom. Die deutschen Bischöfe haben sich in den Jahren nach der Reaktorkatastrophe mit den Verlautbarungen ,Der Schöpfung verpflichtet‘ und ,Empfehlungen zur Energiewende‘ zu Wort gemeldet und unter anderem dargelegt, dass die Energiefrage auch eine Gerechtigkeitsfrage ist, bei der Belastungen fair zu verteilen sind, ohne die grundlegenden Ziele zu vernachlässigen.
Ein aus christlicher Sicht sehr bedeutsamer Baustein der Energiewende ist, maßvoll zu konsumieren und Lebensstile einzuüben, die mit weniger Energie- und Ressourcenverbrauch auskommen. Die Kirche kann hier eine Vorbildfunktion einnehmen. Das Ziel ist klar: Wir wollen als Gesellschaft nachhaltig leben und wirtschaften, um Gottes gute Schöpfung zu bewahren.
Der Druck und die Ambitionen in Politik und in Unternehmen, in der Zivilgesellschaft und im Privaten, aber auch in unserer Kirche dürfen nicht nachlassen. Fukushima bleibt eine Mahnung. Warten wir nicht auf neue Katastrophen, um die nötigen Schritte zum Wohl unseres gemeinsamen Hauses zu gehen!“ (pbm/dbk).

Start für die bundesweiten „Internationalen Wochen gegen Rassismus“

DARMSTADT. Die bundesweiten Internationalen Wochen gegen Rassismus werden am 15. März um 17.00 Uhr eröffnet. Die ursprünglich in Bonn geplante Auftaktveranstaltung werde angesichts der Corona-Pandemie rein digital stattfinden. Nach der Eröffnung durch die Vorsitzende des Stiftungsrates, Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) wird der CDU-Bundesvorsitzende und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sprechen. In diesem Jahr stehen die von den Vereinten Nationen ausgerufenen Wochen vom 15. bis 28. März unter dem Motto „Solidarität. Grenzenlos.“ Vor der Corona-Pandemie gab es bundesweit mehrere tausend Veranstaltungen wie Vorträge, Podiumsdiskussionen und Freitagsgebete in Moscheen. Mittlerweile sind mehr als 850 Veranstaltungen in ganz Deutschland gemeldet worden.
Zentrale religiöse Feiern finden in diesem Jahr in Darmstadt statt. Erstmals beteiligen sich Aleviten: Die zentrale alevitische Zeremonie beginnt am 18. März um 18.00 Uhr im Alevitischen Zentrum in Darmstadt mit Vertretern der jüdischen, christlichen und muslimischen Religionsgemeinschaften als Präsenzveranstaltung. In der Emir-Sultan-Moschee in Darmstadt wird am 19. März um 12.30 Uhr das zentrale Freitagsgebet für die bundesweit mehr als 1.700 Moscheegemeinden abgehalten. Das Sabbatgebet findet am 19. März um 18.30 Uhr in der Darmstädter Synagoge mit christlichen und muslimischen Gästen statt, am 21. März beginnt um 10.00 Uhr der zentrale Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche in Darmstadt. Die Predigt hält der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung. Internet: https://stiftung-gegen-rassismus.de. (KNA) Mehr: Internationaler Tag für die Beseitigung rassistischer Diskriminierung, 21. März, UN-Resolution A/RES/2142 (XXI), mehr zum Thema: Welttag gegen Rassismus (Internationaler Tag gegen Rassismus).

Erzbistum Köln stellt zweites Missbrauchsgutachten vor

KÖLN. Am Donnerstag, 18. März, stellt das Erzbistum Köln ein zweites Missbrauchsgutachten vor. Die Pressekonferenz, in der die Untersuchung des Strafrechtlers Björn Gercke vorgestellt wird, ist ab 10.00 Uhr öffentlich unter www.erzbistum-koeln.de sowie unter www.domradio.de zu sehen, direkt danach können Mitglieder des Betroffenenbeirats die Untersuchung einsehen, die anschließend auf der Internetseite der Erzdiözese veröffentlicht wird. In den darauffolgenden Tagen wollen Kardinal Rainer Maria Woelki, Generalvikar Markus Hofmann sowie Strafrechtler Gercke das Papier in verschiedenen Gremien des Erzbistums vorstellen. Für seine Untersuchung wurden seit Herbst 2020 nach eigenen Angaben des Strafrechtler 236 Aktenvorgänge aus der Zeit zwischen 1975 und 2018 bearbeitet. Am 23. März sollen in einer zweiten Pressekonferenz die „Konsequenzen aus dem Gutachten“ präsentiert werden.
Ein erstes Gutachten einer Münchner Kanzlei war im Herbst vergangenen Jahres nicht öffentlich gemacht worden. Erzbischof Woelki nannte es nach dem Urteil seiner Rechtsberater fehlerhaft und nicht rechtssicher, Kritiker warfen dem Kardinal mangelnden Aufklärungswillen vor. Die Münchner Untersuchung soll ab dem 25. März im Kölner Maternushaus ausliegen, dazu sollen sich Betroffene, Medienvertreter und die interessierte Öffentlichkeit online Termine sichern können, um das Papier einzusehen und selbst einen Vergleich zwischen den beiden Gutachten zu ziehen. Das Team der Anwälte habe alle einschlägigen Akten und sonstige Unterlagen gesichtet, mehrere Funktionsträger angehört, und die Unterlagen daraufhin geprüft, ob die Vorgehensweise der damaligen Diözesanverantwortlichen jeweils im Einklang mit den Vorgaben des kirchlichen Rechts und Selbstverständnisses sowie des staatlichen Rechts stand. Zudem habe das Team Verbesserungsvorschläge erarbeitet.
Wie Strafrechtler Gercke am Samstag in der „Rheinischen Post“ erklärte, habe er in seinen Missbrauchsuntersuchungen für das Erzbistum Köln in „etlichen Fällen“ Pflichtverletzungen der Bistumsleitung festgestellt. Das betreffe Verantwortungsträger auf mittlerer und oberster Ebene des Erzbistums, so der Honorarprofessor an der Universität Köln. In einigen Fällen gebe es lediglich einen Anfangsverdacht, der aber nicht belegbar sei. Seinem Eindruck zufolge nimmt das Erzbistum die Aufarbeitung von Missbrauch ernst. Es solle nichts zurückgehalten werden.

Vatikan unterstützt Vorstoß für gemeinsames Osterdatum ab 2025

VATIKAN / GENF. Der vatikanische Ökumene-Minister Kardinal Kurt Koch begrüßte den Vorstoß für eine orthodoxe Kalenderreform. Die Anregung hatte Erzbischof Job Getcha von Telmessos, Vertreter des Patriarchats von Konstantinopel beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), gegeben. Mit Blick auf das 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa 2025 erklärte er, dies wäre „eine gute Gelegenheit, die Christen über die Notwendigkeit einer Kalenderreform und eines gemeinsamen Osterdatums aufzuklären, um den Beschlüssen des ersten Ökumenischen Konzils wirklich treu zu bleiben“. In Nizäa wurde beschlossen, Ostern am ersten Sonntag nach dem Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche zu feiern. Dass das östliche und das westliche Osterdatum in diesem Jahr zusammenfalle, solle als Ermutigung in diese Richtung verstanden werden. Kardinal Kurt Koch unterstrich, der Wunsch liege „auch Papst Franziskus und auch dem koptischen Papst Tawadros sehr am Herzen“. Ein gemeinsames Osterdatum zu vereinbaren, werde zwar nicht leicht sein. Es lohne sich aber, sich dafür einzusetzen, so Koch.
Die Orthodoxe Christenheit verwendet den Julianischen Kalender, der aktuell 13 Tage hinter der astronomischen Realität zurückliegt. Eine Kalenderreform wurde schon mehrmals diskutiert, so auf dem panorthodoxen Kongress von Konstantinopel 1923. Der ÖRK empfahl 1997, die nizänischen Normen beizubehalten, dass Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fallen soll. Die astronomischen Daten, also die Frühlings-Tagundnachtgleiche und den Vollmond, seien jedoch mit möglichst genauen Methoden zu berechnen. Grundlage dafür solle der Meridian von Jerusalem sein - als Ort von Tod und Auferstehung Christi.

Sonntag, 14.03.2021