Kölner Dom: 700. Jahrestag der Chorweihe

von Johanna Risse

Sonntag, 14.08.2022

Foto: Kip-NRW
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„Gothic” ist eine Jugendbewegung, die sich aus der englischen Punkszene entwickelt hat. Gothik ist vor allem aber ein Baustil. Und der Kölner Dom gilt als das Meisterwerk der Gotik. Kriminalbiologe Mark Benecke ist ein riesiger Fan des Kölner Doms. …

INFO: Mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen und einem besonderen Blick ins Mittelalter begeht der Kölner Dom den 700. Jahrestag seiner Chorweihe. Den Grundstein für die gotische Kathedrale legte am 15. August 1248 der berühmte Dominikaner Albert der Große. 74 Jahre später, am 27. September 1322, weihte Erzbischof Heinrich II. von Virneburg den Altar und den östlichen Bauteil des Doms - den sogenannten Chorraum, in dem sich auch der Dreikönigenschrein befindet. Seit 700 Jahren werden somit an dem Altar Gottesdienste gefeiert. Bis heute sind aus dieser Zeit etwa der Hochaltar, die Chorpfeilerfiguren, die Königsfenster und das mittelalterliche Chorgestühl erhalten.

Domjubiläum 2022 - 700 Jahre Chorweihe: Zum 700. Jahrestag der Chorweihe der Kathedrale gibt es ab dem 15. August ein Festprogramm mit Gottesdienst, Ausstellungen, Konzertreihe und Vorträgen. Digitale Medienangebote und optische Akzente rückten den östlichen Bauteil des Doms in Szene. Ab dem 17. August können Besucherinnen und Besucher bei speziellen technischen Führungen das mittelalterliche Erscheinungsbild des Doms im östlichen Teil der Kathedrale in ihrer Ausstattung aus dem 14. Jahrhundert erleben: Mithilfe von Tablets können Besucherinnen und Besucher der Kathedrale besonders nahe kommen - dann nämlich ermöglicht der Blick durch den Bildschirm die Sicht auf Pfeiler, Schrein und Gewölbe so, wie die Menschen im Mittelalter sie gesehen haben. Für diese computergestützten virtuellen Eindrücke, einer sogenannten Augmented Reality, wurde der Dom zuvor dreidimensional vermessen und seine damals erheblich farbenfrohere historische Innenausstattung rekonstruiert. Zu den Höhepunkten der Feiern zählt am 15. und 16. September die Uraufführung eines von Komponist Helge Burggrabe eigens komponierten Dreikönigsoratoriums - einer „musikalischen Hommage an den Kölner Dom“. Darüber hinaus auf dem Programm: Eine audiovisuelle Inszenierung des deutsch-schweizerischen Musikduos „Grandbrothers“, ein Domkonzert mit dem Gürzenich-Orchester, mittelalterliche Klänge mit „Ars Choralis Coeln“ und eine Orgelnacht mit sechs Orgel-Virtuosen. Das vollständige Programm und Tickethinweise finden Sie auf www.koelner-dom.de/domjubilaeum2022. Die Dreikönigswallfahrt wird auf zehn Tage verlängert und findet vom 18. bis 27. September statt. Sie beschließt damit das Jubiläum.

Domjubiläum 2022 im Internet: www.koelner-dom.de/erleben/domjubilaeum2022.
Programmbuch zum Domjubiläum mit allen Informationen zum Festprogramm und historische Hintergrundinformationen zum Download: Programmbuch herunterladen (PDF)

Ausstellung vom 25.06.–14.08. im DOMFORUM: Gut zehn Jahre nach der Chorweihe besuchte Francesco Petrarca 1333 Köln und damit auch den im Bau befindlichen gotischen Dom. Diesen bezeichnete er als „überaus schön, doch unvollendet“. In der gleichnamigen Ausstellung wird das Bauwerk und seine aus dieser Zeit stammende Ausstattung vorgestellt: Gezeigt werden zeitgeschichtlichen Hintergründe, die geistesgeschichtliche Situation, das soziale Leben in der Stadt sowie die zeitgenössische Architektur, Bildung und Frömmigkeit. Die Ausstellung ist eine Kooperation der Kölner Dombauhütte, dem Archiv des Erzbistum Köln und DOMFORUM. Zur Ausstellung gibt es Begleitveranstaltungen, Führungsangebote und eine Broschüre. Eintritt frei, Spende erbeten. Im Rahmen der Reihe „Stadt • Punkte“ wird die Ausstellung von einem Vortragsprogramm begleitet. Mehr: https://www.koelner-dom.de/erleben/domjubilaeum2022#ausstellungen. Adresse: Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 925847-30, Fax -31, Internet: www.domforum.de

„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Als sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln brachte, entwickelte sich die Stadt e zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde. Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.
Das Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung am 15.08.1948 fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de.

Dreikönigsschrein: Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist ein als Goldschmiedearbeit hergestelltes Reliquiar aus der Zeit Ende des 12. Jahrhunderts. Er ist 500 Kilo schwer und mit 220 cm Länge, 110 cm Breite und 153 cm Höhe der größte erhaltene mittelalterliche Schrein und gehört zu den wichtigsten Goldschmiedearbeiten des Mittelalters. Er dient der Aufbewahrung von Gebeinen, die von Konstantinopel nach Mailand gelangten und die Erzbischof Rainald von Dassel, der für Italien zuständige Reichskanzler von Kaiser Barbarossa, aus der Kirche Sant´Eustorgio als Kriegsbeute in den karolingischen Hildebold-Dom nach Köln brachte. Sein Nachfolger Erzbischof Philipp von Heinsberg beauftragte Nikolaus von Verdun mit der Herstellung des zweigeschossigen Schreins aus Gold, vergoldetem Silber, Kupfer und Emaille, die 1225 abgeschlossen war. Mit zahlreichen goldenen Figuren, Edelsteinen und antiken Schmucksteinen, die auf einem Eichenholzkern aufgebaut sind, illustriert er die christliche Heilsgeschichte von den Anfängen des Alten Testaments bis zum Jüngsten Gericht. Er wurde im 1248 begonnenen gotischen Dom zum Ziel großer Pilgerströme, auch für die in Aachen gekrönten deutschen Könige war er ein Pflichttermin. Seit 1948 steht der Schrein hinter dem Hochaltar. Er enthält die Schädel und Knochen von drei Männern unterschiedlichen Alters, zudem die Gebeine von Gregor von Spoleto sowie weitere unbeschriftete Skelettteile, die lange den Heiligen Felix und Nabor zugeschrieben wurden. Die Untersuchung der Stoffe, die die Knochen umhüllten, ergab in den 1980er Jahren, dass sie im Nahen Osten hergestellt wurden und aus dem 2. und 4. Jahrhundert stammen.

Unser Gesprächspartner: Dr. Mark Oliver Benecke, Jg. 1970, studierte nach dem Abitur am Humboldt-Gymnasium Köln Germanistik, Psychologie und Theaterwissenschaft in Köln, dann Biologie mit dem Nebenfach Psychologie, wurde mit einer Arbeit über genetische Fingerabdrücke promoviert und machte polizeitechnische und rechtsmedizinische Ausbildungen in den USA. Er ist tätig als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK) bei vermuteten Gewaltverbrechen mit Todesfolgen, Ausbilder an deutschen Polizeischulen, aber auch Gastdozent im Ausland. Spektakuläre Fälle machten den Autor populärwissenschaftlicher Bücher auch einem Fernsehpublikum bekannt. Mehrere seiner Bücher erreichten hohe Platzierungen und wurden in viele Sprachen übersetzt. Benecke beschäftigt sich wissenschaftlich-kritisch auch mit Phänomenen der Parawissenschaften.

Kontakt: Dr. rer. medic. Mark Benecke, Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com, Internet: https://home.benecke.com/

Sonntag, 14.08.2022