Kirche in Mexiko

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 01.07.2018

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In Mexiko, wo sie heute ihren Präsidenten wählen, hat die Kirche ähnliche Problemen wie bei uns: Deshalb liegt immer mehr in den Händen der Laien. Es wird sich was verändern, sagt der Theologe Alfons Vietmeier aus dem Bistum Münster, der in Mexiko lebt...

INFO: Mexiko steht derzeit Kopf: Die mexikanische Fußballnationalmannschaft hat das WM-Achtelfinale erreicht. Zugleich geht eine Welle der Gewalt über das Land. Nach Angaben des in Essen ansässigen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat war bereits das Vorjahr mit fast 30.000 Morden das blutigste Jahr in der Geschichte der letzten zwei Dekaden. Seit Beginn des Wahlkampfes im September 2017 für die umfangreichsten Wahlen in der Geschichte Mexikos wurden mehr als 120 Politiker und Amtsanwärter ermordet. Am heutigen 1. Juli entscheiden fast 90 Millionen Wahlberechtigte über 18.299 Wahlämter auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene, darunter das Amt des Präsidenten, die Sitze aller Abgeordneten (500) und der Senatoren (128) des nationalen Kongresses, acht Gouverneure und der Regierungschef von Mexiko-Stadt. Erstmals sind unabhängige Präsidentschaftskandidaten zugelassen.
Nach Brasilien ist Mexiko das Land mit den meisten katholischen Gläubigen weltweit. Zwar hat sich die Kirche nicht direkt in den Wahlkampf eingemischt, gilt jedoch als eine moralische Instanz. In den riesigen Pfarreien übernehmen Laien zunehmend selbst die Verantwortung: Alfons Vietmeier aus Emsdetten, der in Mexiko-Stadt lebt, hofft, dass die Kirche wieder zu einem Vitalisierungsfaktor wird.

Unser Gesprächspartner: Alfons Vietmeier, geboren 1942 in Emsdetten, studierte katholische Theologie in Münster und München und machte eine Ausbildung zum Supervisor. 1969 zum Priester des Bistums Münster geweiht, war er Kaplan in Recklinghausen und Rhede, dazu Diözesanpräses der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG). 1983 ging Alfons Vietmeier als Pfarrer in die Gemeinde Cardonal in den Bergen des zentralen Hochlands von Mexiko, um dort zugleich im Centro Social de Cardonal, einem integralen Entwicklungsprojekt unter Indiobevölkerung zu arbeiten, das aus der Partnerschaft der Bistümer Münster und Tula entstanden war. Seit 1991 Bildungs-, Beratungs- und Vernetzungsarbeit in einem ökumenischen Studienzentrum in der Megacity Mexiko und auf nationaler Ebene. 1993 wurde Vietmeier aus dem Priesterdienst entlassen, heiratete und arbeitete bis 2005 als Bildungsreferent am „Zentrum für ökumenische Studien” in Mexiko-Stadt. Dort war er zuständig für kirchliche Basisgemeinden und beriet die mexikanischen Bistümer bei ihrer Sozialpastoral. Seit dem ist er ehrenamtlich als Koordinator des 1997 zusammen mit einigen Priestern und anderen Laien gegründeten Arbeitskreises Großstadtpastoral tätig, in verschiedenen Netzwerken und Stiftungen im Bereich Kirche, Zivilgesellschaft und alternativer Ökonomie, berät Bistümer, Pfarreien und kirchliche Organisationen. E-Mail: pasosalfonso@att.net.mx, Blog: http://religionsphilosophischer-salon.de/topics/der-andere-blick-alfons-vietmeier-schreibt-aus-mexiko 

Buchveröffentlichung: Alfons Vietmeier, Mexiko tiefer verstehen. Erfahrungen aus Lateinamerika - Impulse für Deutschland, hg. v. Karin Weglage, Ulrich Jost-Blome, Dialogverlag Münster 2013, ISBN-13: 9783941462892, Bestell-Nr.: 3724215, 191 Seiten.

Artikel: Alfons Vietmeier: In den Händen der Gläubigen. Großpfarreien in Mexiko und Lateinamerika

Sonntag, 01.07.2018