Gutmenschen: Fair geht vor

von Dr. Christof M. Beckmann

Sonntag, 16.02.2020

Motiv der Caritas-Kampagne – Quelle: Deutscher Caritasverband
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Motiv der Caritas-Kampagne – Quelle: Deutscher Caritasverband

Gutes tun, sich für andere einsetzen – daran gibt es nichts auszusetzen. Eigentlich. Doch weil Ehrenamtler als „Gutmenschen“ heruntergeputzt werden, wurde Gutmensch sogar Unwort des Jahres. Geht nicht, meint Frank Johannes Hensel, Caritasdirektor in Köln.

INFO: Helfen, Gutes tun, sich für andere Menschen einsetzen – daran gibt es nichts auszusetzen. Sollte man meinen. Weil Ehrenamtler als „Gutmenschen“ bezeichnet werden, stellt die Caritas die Aufforderung „Sei gut, Mensch!“ ins Zentrum ihrer Jahreskampagne 2020 – und stellt klar: Wer sich für die Gesellschaft einsetzt und anderen Gutes tut, darf nicht verunglimpft werden. Der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist auf das solidarische Handeln aller angewiesen. Die Bereitschaft, Gutes zu tun, braucht Ermutigung und verdient Anerkennung. „Wir wollen erreichen, dass Menschen nachdenklich werden, wenn sie diesen Begriff einfach benutzen. Und wir wollen die Politik auffordern, Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass es auch gut möglich ist, ehrenamtlich sich zu engagieren“, erklärt Caritas-Präsident Peter Neher. Er forderte mehr Anerkennung für Engagierte und Ehrenamtliche, etwa durch die Förderung von Betreuungsvereinen, verbesserte Löhne und Arbeitsbedingungen in der Pflege sowie kostenlose Fahrkarten im öffentlichen Nahverkehr für Menschen im Freiwilligendienst. Auch sollte Hartz-IV-Empfängern die Aufwandsentschädigung für ein freiwilliges Engagement nicht angerechnet werden.

Die Plakate zur diesjährigen Caritas-Kampagne zeigen Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich in den Einrichtungen und Diensten des Verbandes engagieren. Mehr zum Thema in der aktuellen Ausgabe von „Caritas in NRW“, der gemeinsamen Zeitschrift der Diözesan-Caritasverbände Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn: https://www.caritas-nrw.de/magazin/2020/liste. Sie kann kostenlos angefordert werden über vertrieb@caritas-nrw.de. Redaktion: Markus Lahrmann (verantwortlich), Lindenstraße 178, 40233 Düsseldorf, Tel. 0211 / 51 60 66-20, Fax 0211 / 51 60 66-25, redaktion@caritas-nrw.de.

Alles zur Kampagne, Positionen, Materialien und Hintergründe: https://www.caritas.de/magazin/kampagne/sei-gut-mensch/startseite, #seigutmensch

Für das „Unwort des Jahres“ kam der Begriff „Gutmensch“ schon 2011 in die Auswahl, weil der Ausdruck vor allem in Internet-Foren abwertend gebraucht worden war, um Andersdenkende pauschal als naiv und weltfremd zu diffamieren. Weil es 2015 im Zuge der Debatte um den starken Flüchtlingszuzug nach Deutschland besonders häufig in abwertender Weise verwendet wurde, wählte es die Jury auf den ersten Platz, unter anderem weil der Ausdruck „einen demokratischen Austausch von Sachargumenten“ verhindere.

Allein für den größten Wohlfahrtsverband in Deutschland und die angeschlossenen Dienste arbeiten rund 660.000 Menschen hauptberuflich in knapp 25.000 Einrichtungen bundesweit. Sie werden von mehreren hunderttausend Ehrenamtlichen und Freiwilligen unterstützt. Die Diözesan-Caritasverbände in den fünf nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümern Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn beraten und vertreten alle – rechtlich selbstständigen – regionalen Verbände. Insgesamt leisten in den rund 6.900 Diensten und Einrichtungen 220.000 Mitarbeitende und rund 90.000 Ehrenamtliche den Dienst der Caritas.

Unser Gesprächspartner: Dr. med. Frank Johannes Hensel, gebürtig aus Wuppertal, verheiratet, Vater von vier Kindern, ist Facharzt für Innere Medizin, Gesundheitswissenschaftler und seit April 2005 Direktor des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln. Berufsbegleitendes Studium der Gesundheits- und Sozialwissenschaft (Public Health), nach medizinischer Ausbildung und Tätigkeit seit 1998 bei der Bundesärztekammer tätig. Schwerpunkte: ärztliche Aus- und Weiterbildungswesen, bundesweite rettungsdienstliche Versorgung, Angelegenheiten der humanitären Hilfe und die Entwicklung von Telematik-Projekten. Der berufliche Werdegang führte ihn u. a. nach England und Pakistan, dort engagiert in Projekten der Basisgrundversorgung in städtischen Slums und ländlichen Regionen. Tätigkeiten in der stationären Krankenpflege, der ambulanten Altenpflege und in der Ausbildung von Krankenpflegeschülern. Mit dem Beginn des Jahres 2020 hat Dr. Frank Johannes Hensel den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen von Christian Heine-Göttelmann, Vorstand der Diakonie RWL, übernommen. Kontakt: Tel. 0221 / 2010-294, Fax 0221 / 2010-323, E-Mail: frank.hensel@caritasnet.de. Internet: www.caritas.erzbistum-koeln.de/

Sonntag, 16.02.2020