Große Prozession mal anders

von Christof Beckmann

Sonntag, 05.07.2020

Paulusdom in Münster: Foto: KiP-NRW
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Paulusdom in Münster: Foto: KiP-NRW

Die Große Prozession durch Münster hat eine lange Tradition – die in diesem Jahr abgewandelt werden muss. Wegen der Corona-Pandemie findet am Sonntag, 5. Juli, ein feierlicher Freiluftgottesdienst mit Bischof Dr. Felix Genn auf dem Domplatz statt.

INFO: Statt der althergebrachten Prozession durch Münsters Innenstadt findet am Sonntag, 5. Juli, ein feierlicher Gottesdienst mit Bischof Dr. Felix Genn auf dem Domplatz statt. Die Feier steht unter dem diesjährigen Wallfahrtsmotto „Ich bin da, wo du bist!“ (nach Ex 3,14). Sie beginnt um 11 Uhr. Bischof Genn und Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe werden dazu von der Lamberti-Kirche aus mit dem historischen Pestkreuz auf den Domplatz ziehen. Auf dem Domplatz ist Platz für etwas mehr als 400 Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Wegen der besonderen Hygieneanforderungen bittet das Domkapitel als Veranstalter sie, die Sitzplätze rechtzeitig einzunehmen. Das Bistum Münster überträgt den Freiluftgottesdienst zusätzlich im Internet hier auf www.bistum-muenster.de sowie auf der Facebook-Seite und der Youtube-Seite des Bistums. Veranstalter: Domverwaltung , 0251 495-6700, E-Mail: dom@bistum-muenster.de
Die Große Prozession: Der Brauch in Münster reicht zurück bis ins Jahr 1382 - damals starben in der Stadt mehr als 8.000 Menschen an der Pest. Im Jahr darauf verwüstete ein Großbrand über 400 Häuser, die Servatiikirche, die Ludgerikirche und weite Stadtgebiete. In einem Gasthaus an der Servatiikirche löste eine Unvorsichtigkeit des Kochs eine verheerende Feuersbrunst aus, als sich die Kürschnergilde zu einem Festmahl versammelte. 

Seitdem ziehen aufgrund eines damaligen Gelöbnisses jedes Jahr alljährlich am Montag vor St. Margaretha (13. Juli im münsterischen Kalender) Gläubige mit dem Allerheiligsten zu einer überpfarrlichen Buß- und Bittprozession durch die Altstadt zu den Hauptkirchen, wo der sakramentale Segen erteilt und Gott um Abwendung von Pest und Brand, Hunger und Krieg angerufen wurde. Aufgrund dieses Ursprungs wird üblicherweise eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, der „Schwarze Herrgott“, dessen Original im Stephanschor des Doms hängt, der Prozession vorausgetragen. Unter dem Einfluss der religiösen Barockkultur des 17. Jahrhunderts wandelte Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650 bis 1678) die schlichte Buß- und Bittprozession in eine triumphale Sakramentsprozession, ohne die Buß- und Bittgebete in den Stationskirchen anzutasten. Letztmalig trat die Pest 1666 in Münster auf. Im Nationalsozialismus unter dem seligen Bischof Clemens August Kardinal von Galen galt die Prozession mit nie zuvor und nie nachher erreichten Teilnehmerzahlen als überwältigende Demonstration der Katholiken Münsters für den christlichen Glauben und seine Werte – bis heute. Seit dem 1200-jährigen Bestehens der Stadt 1993 findet die Große Prozession in der Regel am Sonntag vor dem 13.Juli statt.

Mehr: Bistum Münster, www.bistum-muenster.deGottesdienstStadtdekanat Münster

Sonntag, 05.07.2020