Glocken für den Paderborner Dom

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 08.04.2018

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Bild: Erzbischof Becker besprengt die neuen Glocken mit geweihtem Wasser. Foto: pdp/Ronald Pfaff

Zwei tonnenschweren Bronzeglocken warten auf ihren Einsatz am Paderborner Dom, der in diesem Jahr des Jahrestags seiner Weihe vor 950 Jahren begeht. Das bunte Veranstaltungsprogramm zum Jubiläumsjahr startet mit zahlreichen Highlights schon im April ...

INFO: Die geplante Bombenentschärfung am Sonntag in Paderborn wird auch das kirchliche Leben der Stadt durcheinanderbringen. Mehrere Kirchengemeinden liegen innerhalb der Sperrzone, Gottesdienste fallen aus und auch der Dom liegt im Evakuierungsbereich. Nach der Frühmesse um 7.00 Uhr wird abgeschlossen. Die Paderborner Kirchen feiern am Sonntag einen ökumenischen Gottesdienst als Ersatz für die Gottesdienste, die wegen der Bombenentschärfung ausfallen: Dechant Benedikt Fischer und Pfarrer Gunnar Grahl wollen um 11.30 Uhr auf dem Schützenplatz eine Freilichtmesse halten. Die Entschärfung selbst ist für Sonntagnachmittag vorgesehen, 26.000 Menschen werden bis 12.00 Uhr das Sperrgebiet verlassen müssen. Betroffen sind auch vier Krankenhäuser. Etwa 1.000 Rettungs- und Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen sind im Einsatz und erst nach der endgültigen Sicherung der Bombe können die Anwohner wieder in ihre Häuser zurück.

Eigentlich wäre am Domplatz ja noch letzte Gelegenheit für ein Selfie mit den neu gegossenen und geweihten neuen Domglocken gewesen, bevor sie in luftige Höhe entschweben. Doch macht auch das nun der Fund der 1,8 Tonnen schweren Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in einem Wohngebiet der Südstadt nicht möglich. Die am Ostermontag von Erzbischof Becker geweihten Domglocken wurden bereits am Samstag abgeholt.

Gegossen wurden sie in der Königlichen Glockengießerei Eijsbouts in den Niederlanden, um das Domgeläut um zwei Glocken zu ergänzen – der Plan dazu bestand bereits seit Ende des Ersten Weltkriegs. Die neue große Bassglocke „Jesus Christus – Unser Friede“ (Schlagton e-3, 13.520 Kilo, Durchmesser 2,70 Meter) und die kleine Marienglocke „Maria – Trösterin der Betrübten“ (Schlagton gis, 1.008 Kilo, Durchmesser 1,10 Meter) sind aus Bronze gefertigt und werden in das bereits vorhandene und Geläut aus sechs Gussstahlglocken integriert. Das erste Domgeläut aus Gussstahl in Europa überhaupt entstand 1951 im „Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation“ – die Stadt gehörte damals zum Erzbistum Paderborn und wurde 1958 an das Ruhrbistum abgetreten.

Voraussichtlich Ende Mai werden die beiden neuen Glocken in den Domturm gezogen werden und zum 950. Jubiläumstag der Domweihe am 22. Juli erstmals läuten. Den Dekor der Glocken bilden Inschriftenbänder und Reliefs des Künstlers Brody Neuenschwander aus Brügge (Belgien), die sich auf deren Patronate beziehen und an die aktuellen pastoralen Schwerpunkte des Erzbistums erinnern.

950 Jahre Imad Dom zu Paderborn: Schon 2017 beging das Paderborner Metropolitankapitel das 1.000-jährige Jubiläum der Bartholomäuskapelle – jetzt folgt das Jubiläumsjahr zur 950-jährigen Weihe des Imad-Doms, der Mutterkirche des Erzbistums. Nachdem der 1018 von Bischof Meinwerk gebaute Dom 1058 fast vollständig niederbrannte, begann sein Neffe und Nachfolger, Bischof Imad, seinen Neubau. Nur zehn Jahre später, am 22. Juli 1068, wurde er durch Erzbischof Siegfried von Mainz geweiht. Auch wenn von diesem Imad-Dom heute nicht mehr viel Sichtbares übrig ist, steht der heutige Paderborner Dom doch auf seinen Grundmauern.

Das abwechslungsreiche Veranstaltungsprogramm steht unter dem Leitwort „behütet und bedacht“. Hier richten etwa die Institute für Katholische und Evangelische Theologie der Universität Paderborn eine interkonfessionelle Ringvorlesung unter dem Titel „Mit Gott im Raum: Religiöse Räume und heilige Orte“ aus. Ab dem 17. April werden an jedem Dienstagabend des Sommersemesters Theologen unterschiedlicher Religionen den Ursprung, Wandel und die Bedeutung heiliger Orte vorstellen. Höhepunkt ist der 22. Juli 2018, der Festtag der Domweihe: Das feierliche Pontifikalamt zelebrieren Erzbischof Hans-Josef Becker und Weihbischof Dr. Udo Bentz von Mainz. Ab dem 23. Juni wird für acht Wochen eine lebendige Dombauhütte im Garten des Abdinghofes eingerichtet: Hier können Besucher in die Welt des Mittelalters eintreten.

Die große Ausstellung des Erzbischöflichen Diözesanmuseums richtet sich ebenfalls am Domjubiläum aus: Am 21. September eröffnet die Ausstellung „GOTIK – Der Paderborner Dom und die Baukultur des 13. Jahrhunderts in Europa“, die bis Januar 2019 dort zu sehen sein wird.

Alle Termine und Aktionen: https://www.behuetetundbedacht.de/imaddom/

Sonntag, 08.04.2018