Friede, Freude und Europa

von Dr. Christof M. Beckmann

Donnerstag, 10.05.2018

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An diesem Tag geht natürlich der Blick auch nach Aachen. Denn heute wird dort der Internationale Karlspreis verliehen - wie immer an Christi Himmelfahrt. Die höchste europäische Auszeichnung geht an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron ...

 

INFO: Der Internationale Karlspreis: Der 1950 erstmals vergebene Internationale Karlspreis zu Aachen ist eine der wichtigsten europäischen Auszeichnungen. Er ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Der undotierte Preis besteht neben einer Urkunde aus einer Medaille, die auf der Vorderseite das älteste Aachener Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert mit dem thronenden Karl dem Großen und auf der Rückseite eine Inschrift für den jeweiligen Preisträger zeigt. Die Auszeichnung wird traditionell am Christi Himmelfahrtstag im Krönungssaal des Aachener Rathauses im Rahmen eines Festaktes überreicht.

Die so genannte Proklamation von 1949 ist bis heute geistiges Fundament des Karlspreises, der aus der Aachener Bürgerschaft heraus entstand: „Der Karlspreis wirkt in die Zukunft, er birgt gleichsam eine Verpflichtung in sich, aber eine Verpflichtung von höchstem ethischem Gehalt. Er zielt auf freiwilligen Zusammenschluss der europäischen Völker, um in neu gewonnener Stärke die höchsten irdischen Güter – Freiheit, Menschlichkeit und Frieden – zu verteidigen, den unterdrückten und Not leidenden Völkern wirksam zu helfen und die Zukunft der Kinder und Enkel zu sichern.“ Zu den bisherigen Preisträgern gehören Konrad Adenauer (1954), Robert Schuman (1958), der spanische König Juan Carlos I. (1982), Francois Mitterrand und Helmut Kohl (1988), der Gründer der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frere Roger Schutz (1989), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), Papst Johannes Paul II. (2004), der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker (2006), Angela Merkel (2008), der damalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (2015) und Papst Franziskus (2016). Die Laudatio auf Karlspreisträger Emmanuel Macron (40) hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Seit dem 9. April gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm in der ganzen Stadt. Die Verleihung wird am Donnerstag, 10. Mai, von 11:10 - 12:45 Uhr live im WDR Fernsehen übertragen. Mehr: www.karlspreis.de.

Der 60. Träger des Internationalen Karlspreises erhält die Auszeichnung „für seine kraftvolle Vision von einem neuen Europa“. In der Begründung des Karlspreisdirektoriums heißt es: „Die Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen ehrt im Jahr 2018 den Präsidenten der Französischen Republik, Emmanuel Macron, für seine Vision von einem neuen Europa und der Neugründung des europäischen Projektes, von einer neuen europäischen Souveränität und einer engen, neu strukturierten Zusammenarbeit der Völker und Nationen." Besonders hebt das Direktorium hervor, dass Macrons „Leidenschaft und sein europäisches Engagement, sein Eintreten für Zusammenhalt und Gemeinsamkeit und sein entschiedener Kampf gegen jede Form von Nationalismus und Isolationismus zur Überwindung der europäischen Krise vorbildhaft, im positiven Sinne ansteckend und wegweisend“ sei.

Der Preisträger Emmanuel Macron: Der französische Staatspräsident, am 21. Dezember 1977 im nordfranzösischen Amiens geboren, besuchte eine Jesuitenschule und studierte an der Sciences Po in Paris Philosophie und Politikwissenschaft. Später erhielt Macron einen Platz in der Kaderschmiede für Verwaltungswesen ENA. Seine berufliche Tätigkeit begann er im Finanzministerium. Er wurde Wirtschaftsberater von Staatspräsident Francois Hollande, der ihn später zum Wirtschaftsminister machte (2014-2016). 2016 gründete Macron die Partei „En Marche“. Am 7. Mai 2017 setzte er sich bei der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen durch. Seine Vision für Europa erklärte er in einer Rede vor Studenten der Pariser Universität Sorbonne im September. Darin beschreibt er Europa als einzigen „Handelsspielraum“ anlässlich der großen Herausforderungen: „Heute übernehme ich also Verantwortung, indem ich vorschlage, noch weiter zu gehen, das Wort Europa zu wagen und Zuneigung und Ambitionen hineinzulegen.“ Macrons Grundsatzrede zu Europa: https://de.ambafrance.org/Initiative-fur-Europa-Die-Rede-von-Staatsprasident-Macron-im-Wortlaut.

Der Namensgeber des Preises: Karl I., „der Große” (742-814) übernahm nach dem Tod seines Vaters Pippin des Kleinen 768 als König der Franken Titel und Regierung gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann und nach dessen Tod 771 die Alleinherrschaft. Er bestätigte dem aus Rom geflohenen Papst Leo III. die Herrschaft über den Kirchenstaat und wurde am 25. Dezember 800 in Rom durch Papst Leo zum Kaiser gekrönt. Karl starb am 28. Januar 814 in Aachen, wo er in seiner Pfalzkapelle beigesetzt wurde. Kaiser Friedrich Barbarossas erreichte 1165 die Heiligsprechung Karls unter Billigung von Gegenpapst Paschalis III.; seit 1176 wird die Verehrung geduldet: sie ist offiziell „gestattet, nicht anerkannt”, er ist deshalb nicht im Martyrologium Romanum verzeichnet. Buchtipp: Karl der Große. Leben und Wirkung, Kunst und Architektur, hg. v. Michael Imhof, Christoph Winterer, 240 Seiten, 360 Farb- und 15 S/W-Abbildungen, Broschur, 2. Auflage als Sonderausgabe, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2013 (1. Aufl. 2005), ISBN 978-3-932526-61-9, Euro 14,95. 

Donnerstag, 10.05.2018