Die Zukunft des Kontinents

von Christof Beckmann

Sonntag, 26.05.2019

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Fast 65 Millionen sind allein in Deutschland wahlberechtigt, wenn es heute bei der Europawahl um eine Richtungsentscheidung geht. So jedenfalls die Einschätzung vieler Beobachter. Auch aus kirchlicher Perspektive wird das seit vielen Wochen so geäußert.

Wahlaufrufe zur Europawahl: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat eine Internetseite zur Europawahl freigeschaltet, die zahlreiche Dokumente, Stellungnahmen, Kampagnen und Dossiers zum Thema Europa versammelt. Damit wirbt das höchste Gremium der katholischen Laien in Deutschland für die Teilnahme an der Wahl am 26. Mai. Europa sei ein kulturelles, soziales und politisches Projekt, zu dem Bürger, Politiker und Christen ganz unterschiedliche Erfahrungen und Talente beitragen, jedoch sei es gefährdet durch kurzsichtigen Nationalismus und Populismus, der die Errungenschaften der Europäischen Union bedroht. Zur Website: https://www.europa-stimmt.eu/. BDKJ-Wahlaufruf: „Für ein neues Europa“ - so lautet der Titel eines Beschlusses der BDKJ-Hauptversammlung 2019, der am 5. Mai 2019 auf Burg Rothenfels verabschiedet wurde. Darin forderten die katholischen Jugendverbände zur Wahl proeuropäischer Parteien auf und zu einer hohen Wahlbeteiligung.

Gemeinsamer Wahlaufruf der Kirchen zur Wahl des Europäischen Parlaments 2019: In einem gemeinsamen Wahlaufruf wandten sich der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am 6. Mai an die Öffentlichkeit. Hier der Wortlaut: „Europa zur gemeinsamen Sache machen! - Aufruf der Kirchen zur Teilnahme an der Europawahl

COMECE: Die am 3. März 1980 gegründete Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (lat.: Commissio Episcopatum Communitatis Europensis (COMECE)) setzt sich aus den delegierten Bischöfen der katholischen Bischofskonferenzen auf dem Gebiet der Europäischen Union (EU) zusammen. Ihr ständiges Sekretariat hat seinen Sitz in Brüssel. Derzeit besteht die Kommission aus 24 permanenten Mitgliedern (Belgien, Bulgarien, Deutschland, England und Wales, Frankreich, Irland, Italien, Griechenland, Litauen, Lettland, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schottland, Skandinavien, Slowakei, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, Ungarn) und zwei assoziierten Mitgliedern (Kroatien und Schweiz).
Deutsche Vertreter haben Struktur und Inhalte der COMECE entscheidend mitgeprägt. So kamen von den bislang sechs Vorsitzenden drei aus Deutschland: Gründungspräsident war der Bischof von Essen, Franz Hengsbach (1982-1984). Auf ihn folgten Bischof Josef Homeyer von Hildesheim (1993-2006) und seit 2012 als sechster Vorsitzender der Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (64). Generalsekretär der COMECE ist seit 2016 der Franzose Olivier Poquillon.
Kontakt: COMECE, 19 square de Meeûs, B-1050 Brüssel, Twitter: @ComeceEU, Facebook: @Comece.EU, Internet: www.comece.eu.

Unsere Gesprächspartner:

Erzbischof Jean-Claude Hollerich: Der Jesuitenpater und Erzbischof wurde am 9. August 1958 in Differdingen (Luxemburg) geboren, hat in Rom studiert, war Jahre in Frankreich, Japan und Deutschland und wurde am 21. April 1990 in Brüssel (Belgien) zum Priester geweiht. Zwischen 2008 und 2011 war er Vizerektor für allgemeine und studentische Angelegenheiten der Sophia University in Tokyo, zudem Rektor der Jesuitengemeinschaft an der Sophia University, in der 65 Jesuiten aus verschiedenen Ländern sowie Mitglieder des Board of Trustees der Universität leben.
Pater Jean-Claude Hollerich SJ wurde am 12. Juli 2011 von Benedikt XVI. zum Erzbischof von Luxemburg ernannt und empfing am 16. Oktober in der Kathedrale von Luxemburg die Bischofsweihe. Seit Oktober 2014 ist er Präsident der Konferenz der Justitia et Pax-Kommissionen Europas. Im September 2017 wurde er Präsident der CCEE-Kommission für die Jugend. Seit November 2011, seinem Amtsantritt als Delegierter für Luxemburg in der COMECE, steht Msgr. Hollerich im aktiven Dialog zwischen den EU-Institutionen und der Kirche. Im März 2018 wurde er als Nachfolger von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zum siebten Vorsitzenden in der gut 30-jährigen Geschichte der EU-Bischofskommission gewählt. Die COMECE-Delegierten der Bischofskonferenzen der EU wählten außerdem vier Vize-Präsidenten: Mgr. Noel Treanor (Irland), Mgr. Mariano Crociata (Italien), Mgr. Jan Vokal (Tschechische Republik), Mgr. Franz-Josef Overbeck (Deutschland). Internet: https://www.cathol.lu/

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, geboren 1964 in Marl, ist seit 2009 Bischof von Essen. Nach dem Theologiestudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Rom wurde er am 10. Oktober 1989 durch Joseph Kardinal Ratzinger zum Priester geweiht, war Kaplan in Haltern und Domvikar am St. Paulus-Dom in Münster. Im Anschluss an die Promotion zum Dr. theol. übernahm er im Jahr 2000 die Leitung des Instituts für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster, war Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat im Bistum Münster und Heimleiter im Deutschen Studentenheim. 2007 wurde er zum Weihbischof in Münster ernannt, residierender Domkapitular und Regionalbischof der Region Münster-Warendorf. Nach dem Tod von Bischof Dr. Reinhard Lettmann war er bis 2009 Diözesanadministrator des Bistums und wurde am 20. Dezember 2009 als vierter Bischof von Essen eingeführt. Seit 2010 ist Bischof Dr. Overbeck als Vorsitzender der Bischöflichen Kommission Adveniat verantwortlich für das katholische Lateinamerika-Hilfswerk der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, seit 2011 Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und seit 2014 Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz sowie Mitglied des Päpstlichen Rates für die Kultur. Als Delegierter der deutschen Bischöfe in der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) ist er seit 2018 tätig. Kontakt: Sekretariat Bischof Overbeck, Burgplatz 2, 45127 Essen, Tel. 0201 / 2204-201; E-Mail: sekretariat-bischofshaus@bistum-essen.de, Internet: www.bistum-essen.de.

Bischof Dr. Felix Genn: Geboren am 6. März 1950 im rheinland-pfälzischen Burgbrohl, studierte Genn nach Abitur am Kurfürst-Salentin-Gymnasium in Andernach 1969-1974 Theologie und Philosophie in Trier und Regensburg. Am 11. Juli 1976 wurde er im Trierer Dom zum Priester geweiht und Kaplan in Bad Kreuznach. 1978 Berufung zum Subregens, 1985 Spiritual des Bischöflichen Priesterseminars in Trier und Promotion zum Thema „Trinität und Amt bei Augustinus“. 1994 Ständiger Lehrbeauftragter für Christliche Spiritualität an der Theologischen Fakultät Trier, Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996. 1997-1999 Regens am Studienhaus Sankt Lambert, wo sich Spätberufene ohne Abitur auf den Priesterberuf vorbereiten. Am 16. April 1999 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof für das Bistum Trier, Bischofsvikar für das Saarland, am 6. Juli 2003 als dritter Ruhrbischof des 1958 gegründeten Bistums Essen in sein Amt eingeführt und am 19. Dezember 2008 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Münster ernannt. Zum 9. März 2009 übernahm er die Leitung des Bistums als 75. Nachfolger des Hl. Ludgerus. Mehr: www.bistum-muenster.de.

Pfarrer Dr. Antonius Hamers: Geboren 1969 in Lennestadt und aufgewachsen in Heggen (Kreis Olpe), ging Hamers nach dem Abitur in Attendorn 1989 zum Wehrdienst bei der Luftwaffe in Budel (NL) und Lennestadt, studierte 1990-1994 Rechtswissenschaften in Köln und Würzburg und legte 1995 das Erste Juristische Staatsexamen in Würzburg ab. Nach Referendariat im Freistaat Thüringen, an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und am Europäischen Parlament folgte 1997 das Zweite Juristische Staatsexamen in Erfurt und Studium des Europäischen Wirtschaftsrechts am Europakolleg der Universität Hamburg. Einer beruflichen Tätigkeit von 1998-2001 als Referent beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Köln und Berlin, wurde Hamers 1999 in Würzburg mit einer Arbeit zum europäischen Parlamentsrecht promoviert. 2001 Studium der Katholischen Theologie und des Kirchenrechts in Münster und Rom, 2006 Diplom in Katholischer Theologie in Münster und 2007 zum Diakon geweiht. Nach Diakonat in St. Martin in Raesfeld 2008 zum Priester geweiht, Kaplan in St. Agatha in Mettingen, Lizentiat im Kanonischen Recht in Münster, 2011-2014 Polizeidekan im Bistum Münster und Lehrbeauftragter im Fach Ethik an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Seit 2011 ist Antonius Hamers Lehrbeauftragter am Institut für Kanonisches Recht der Universität Münster und am 30. September 2014 vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki gemeinsam mit den Generalvikaren der fünf (Erz-)Diözesen in Nordrhein-Westfalen als Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf eingeführt worden. Kontakt: KATHOLISCHES BÜRO NRW, Vertretung der Bischöfe in Nordrhein-Westfalen, Friedrichstraße 80, 40217 Düsseldorf, Tel. 0211 / 87 67 26 - 0, Fax 0211 / 87 67 26 – 33, E-Mail: zentrale(at)katholisches-buero-nrw.de, Internet: http://www.katholisches-buero-nrw.de. Das Katholische Büro Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf ist die Vertretung der Erzbistümer Köln und Paderborn sowie der Bistümer Aachen, Essen und Münster im größten deutschen Bundesland.

9. Direktwahl zum Europäischen Parlament: In den 28 EU-Mitgliedsländern sind zwischen dem 23. und 26. Mai 2019 rund 400 Millionen wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger zur Wahl aufgerufen. Die Stimme wird für die Liste einer der zur Wahl zugelassenen Parteien und sonstigen politischen Vereinigungen abgegeben. In Deutschland treten 41 Parteien und Vereinigungen an, die auf ihren geschlossenen Listen die Reihenfolge ihrer einzelnen Kandidaten vorher festgelegt haben. In allen 16 Bundesländern kandidieren dabei fast alle mit einer gemeinsamen Bundesliste.
Allein in der Bundesrepublik Deutschland sind nach Angaben des Bundeswahlleiters 64,8 Millionen Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt - 60,8 Millionen Deutsche und 3,9 Millionen Unionsbürgerinnen und -bürger, davon 33,2 Millionen Frauen und 31,6 Millionen Männer. Rund 5 Millionen sind Erstwähler, die zum ersten Mal das Europäische Parlament in allgemeiner, unmittelbarer, freier und geheimer Wahl bestimmen können. Die deutschen Wahlberechtigten bestimmen die 96 Abgeordneten, mit denen Deutschland im Europäischen Parlament vertreten sein wird. Die Gesamtzahl der Abgeordneten wird sich von derzeit 751 auf 705 verringern, wenn das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlässt.

Nordrhein-Westfalen hat Gewicht: In Nordrhein-Westfalen sind mit rund 13,8 Millionen wahlberechtigten Personen fast 14 Prozent aller Wähler in Deutschland zur Wahl gerufen – mit deutlichem Abstand vor Bayern (10,2 Prozent) und Baden-Württemberg (8,5). Das Bundesland hat schon für sich allein auch europaweit keine geringe Bedeutung: NRW ist nach seiner Bevölkerungszahl schon größer als zwei Drittel aller EU-Mitgliedsstaaten, liegt noch vor den Niederlanden, Griechenland, Belgien, Portugal oder Ungarn und zählt fast doppelt so viel Einwohner wie Schweden oder Österreich. Als wirtschaftlich stärkstes Bundesland innerhalb Deutschlands belegte NRW im Jahr 2017 mit einem nominalen Bruttoinlandsprodukt von rund 693 Milliarden Euro im EU-europäischen Vergleich den sechsten Platz im Ranking zwischen den EU-Staaten (ohne Deutschland) nach Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden.

Interessante Fakten vor der Wahl: Interessante weitere Themen zur Europawahl hat das Statistische Landesamt (Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen) am 20. Mai 2019 unter der Frage „Wieviel Europa steckt in Nordrhein-Westfalen?” aus verschiedenen Statistiken zusammengetragen. Vorgestellt werden Zahlen und Daten aus den vier Themenschwerpunkten Menschen, Mobilität, Wirtschaft und Politik. Mit den sogenannten „Wahlprofilen“ stehen im Internetangebot des Statistischen Landesamtes stehen auch die Wahlergebnisse der letzten 40 Jahre für jede der 396 Städte und Gemeinden von NRW zur Verfügung, im Webshop steht die Publikation „Europawahl – Heft 1: Ergebnisse früherer Wahlen in Nordrhein-Westfalen 2019” zum Download bereit.

Aktuelle Ergebnisse auf IT.NRW: Aktuell informiert wird am Wahlsonntag, 26. Mai 2019, ebenfalls: Im Auftrag des Landeswahlleiters präsentiert Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) unter der Adresse www.wahlergebnisse.nrw.de die vorläufigen amtlichen Ergebnisse der Europawahl in Nordrhein-Westfalen im Internet. Die Daten sollen am Wahlabend ständig aktualisiert werden und stehen dann in Form von Tabellen, Grafiken (HTML-Tabellen, CSV- und PDF-Dateien) und Karten zum Abruf bereit. Das Informationsangebot umfasst neben aktuellen Daten zum Vergleich auch die Ergebnisse früherer Wahlen. Mit dem Vorliegen erster Resultate zur Europawahl 2019 rechnen die Statistiker am Wahlabend gegen 20:00 Uhr.

Weitere Links:
Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung zur Europawahl
Wahlinformationen des Europäisches Parlament / Verbindungsbüro in Deutschland
EUROPAWAHL 2019: Ergebnisse früherer Wahlen in Nordrhein-Westfalen

 

Sonntag, 26.05.2019