Wo kommt der Name Ostern her?

von Christof Beckmann

Montag, 21.04.2014

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Bild: „Die Apostel Petrus und Paulus am Morgen der Auferstehung zum Grabe eilend“ (1898, Paris, Musée d'Orsay), Eugène Charles Louis Burnand (1850-1921)

Nazis und völkische Brauchtumsforscher raunten von einer geheimnisvollen germanischen Frühlingsgöttin „Ostara”. Fakt ist: Im alten deutschen Wort „eostarun” steckt die Bedeutung „Morgenröte” – dorthin richtet sich Ostern der Blick.

INFO: Mit der Karwoche (althochdeutsch „kara” = Klage, Kummer, Trauer) oder auch Heiligen Woche (von lat. Hebdomada Sancta), ging die Fasten- oder Passionszeit ihrem Höhepunkt zu: Der Karfreitag war der Gedächtnistag der Kreuzigung und des Todes Jesu, der Karsamstag der „Gedächtnistag der Grabesruhe des Herrn“. Mit der Feier der Osterliturgie in der Nacht auf Ostersonntag feierte die Kirche die Auferstehung Jesu Christi von den Toten und die Vollendung seines Erlösungswerkes – diese Feier ist der Mittelpunkt jeder Messe überhaupt. Gewähr für die Auferstehung Jesu bieten die Berichte über das leere Grab, die Verkündigung der Auferstehung durch einen Engel, die Erscheinungen des Auferstandenen und frühen Bekenntnisse dieses Glaubens. Viele Symbole verdeutlichen ihn in der Liturgie der Osternacht: So etwa das zu Anfang des Gottesdienstes entzündete Feuer, mit dem Christus als Licht der Welt gekennzeichnet wird, oder das während der Feier gesegnete Wasser, das an die Taufe erinnert. Seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 wird das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert, also frühestens am 22. März und spätestens am 25. April. Da die orthodoxe Kirche der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht folgte, feiern Ost und West zumeist an unterschiedlichen Tagen. In diesem Jahr wird es von gut 2 Milliarden katholischen, evangelischen, anglikanischen und orthodoxen Christen gemeinsam gefeiert.

Vielfach ist trotz der christlichen Bedeutung des Festes von einer Überformung germanischer Frühlingsbräuche durch das Christentum die Rede. Völkisch-germanische Deutungen sprechen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts von einer nordischen Frühlingsgöttin Ostara, der als heiliges Symboltier der Hase zugeordnet ist – eine an keiner Stelle belegte Erklärung, die auch von den Nationalsozialisten aufgegriffen und propagiert wurde. Schriftlich bezeugt ist das Wort Ostern seit dem frühen 8. Jahrhundert im Althochdeutschen „ostara“ oder „ostaru“: Ēostra ist erstmals 738 bei Beda Venerabilis (de temporum ratione 15) belegt. Eng verwandt sind das altgriechische Wort „Eos“ und das Altenglische „eastron“, heute easter. Damit ist der Osten gemeint, der Ort der Morgenröte, da in der christlichen Liturgie die Auferstehung von Jesus Christus mit dem Licht des neuanbrechenden Tages verknüpft ist. Überliefert ist „nach Osten“ gewandte Taufe in der Osternacht.

Zugleich kann das Wort als Spur für die iro-schottischen Missionsbewegungen in großen Teilen des deutschen Sprachraums gelten: In den meisten Sprachen lehnt sich das Wort für Ostern als Ableitungen aus dem jüdischen Paschafest ab (lateinisch pascha, von hebräisch pessach), das im Frühling an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Passion und Auferstehung Jesu liegen nach der Bibel im Zusammenhang mit dem Fest. In den fränkisch-deutschen Kirchenprovinzen wie im Bereich des Erzbistums Köln, wurde der Begriff pāsche in Sprache und Schrift verwendet. Erst mit Bonifatius, Bischof von Mainz und Organisator der kirchlichen Strukturen im ganzen deutschen Sprachraum, kam die angelsächsischen Tradition als typisches Missionswort überall in Gebrauch.

 

Montag, 21.04.2014