Weltfriedenstreffen in Münster und Osnabrück

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 13.08.2017

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„Wege des Friedens“ – so lautet das Motto des Weltfriedenstreffens vom 10. bis 12. September in Münster und Osnabrück. Die Gemeinschaft Sant'Egidio erwartet rund 3.000 Teilnehmer, darunter hochrangige Vertreter aus Religion, Gesellschaft und Politik...

INFO: Das internationale Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant'Egidio findet 2017 in Münster und Osnabrück statt. Dazu werden sich vom 10.- 12. September in Münster und Osnabrück führende Repräsentanten von Kirchen und Religionen sowie tausende Teilnehmer versammeln. Im Mittelpunkt des Treffens stehen die Themen Flucht, Armut, Gerechtigkeit und Umweltschutz. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Wege des Friedens“. Laut Sant'Egidio handelt es sich um die größte weltweite Versammlung für den Frieden in diesem Jahr.

Zur Eröffnungsfeier in Münster wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet, ferner Gesundheitsminister Hermann Gröhe, der Ex-Präsident des Europaparlaments Hans-Gert Pöttering sowie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier werde entgegen früherer Spekulationen nicht kommen, hieß es. Von kirchlicher Seite sind als Gastgeber die Bischöfe von Münster und Osnabrück, Felix Genn und Franz-Josef Bode, sowie viele weitere deutsche Bischöfe dabei. Als weitere Teilnehmer nannte Sant'Egidio EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, den Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, Kurienkardinal Peter Turkson sowie den vatikanischen Ökumene-Beauftragten Kardinal Kurt Koch und dessen Amtsvorgänger Kardinal Walter Kasper. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Patriarch der orthodoxen Kirche von Antiochien, Johannes X. Yazigi, und Nigers Präsident Mahamadou Issoufou sagten den Angaben zufolge ihr Kommen zu. Erwartet wird weiter der Sultan von Sukoto, Muhammad Sa'ad Abubakar, der geistliche Führer der nigerianischen Muslime.

Münsters Bischof Dr. Felix Genn, der seit vielen Jahren mit der Gemeinschaft in Verbindung steht, freut sich über das Treffen. „Das Ziel des Treffens ist es, Menschen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und Ländern zusammen zu führen“, so Genn. „Es geht bei dem Treffen um alle Facetten des Friedens, den innerkirchlichen Frieden, aber auch den Frieden in der Welt.“ Er selbst habe bereits an Treffen von Sant' Egidio in Aachen und München teilgenommen und erlebt, wie Buddhisten, Hindus, Muslime, Juden und Christen verschiedener Konfessionen und Kirchen sich versammeln und Friedensprojekte bauen. Münster könne so zu einem „Tatort des Friedens“ werden. „Dieses internationale Friedenstreffen, wo ist es besser aufgehoben als in Münster und Osnabrück? Denn die haben nach diesen furchtbaren Religionskriegen erlebt, dass man auch Frieden schließen kann.“ Auch Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode nannte es ein „gutes Zeichen“, dass der Geist von Assisi in die Städte komme, in denen mit dem Westfälischen Frieden der Dreißigjährige Krieg beendet worden sei.

Der zwischen 1643 und 1648 von 150 Gesandtschaften aus dem Reich und ganz Europa in den Städten Osnabrück und Münster ausgehandelte Westfälische Friede wurde am 24. Oktober 1648 in Münster unterzeichnet und am folgenden Tag von der Rathaustreppe in Osnabrück verkündet. In der evangelischen Stadt hatten die Abgesandten der protestantischen Reichsstände, die Kaiserlichen und die Schweden verhandelt, im katholischen Münster der Kaiser, die katholischen Reichsstände, Frankreich, Spanien, die Niederlande und Abgesandte der Schweiz. Vermittelnd wirkten der päpstliche Nuntius Fabius Chigis, der spätere Papst Alexander VII. und der Venezianer Alvise Contarini. Die Friedensverträge beendeten den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland, schrieben die Gleichberechtigung der drei Konfessionen fest und sicherten einen dauerhaften religiösen Frieden. Für das Reich entstand eine Verfassung, die bis zu dessen Auflösung im Jahre 1806 Gültigkeit behielt.

Gemeinschaft Sant'Egidio: Die im Mai 1968 in Rom entstandene katholische Bewegung Sant' Egidio ist nach ihrem Hauptsitz, dem ehemaligen Kloster Sant´ Egidio im römischen Stadtteil Trastevere benannt. Sant´ Egidio widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie und Friedensvermittlung in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. 1986 hatte erstmals Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Religionsführer aus aller Welt zu einem Treffen in Assisi zusammengerufen. Seither veranstaltet die Gemeinschaft jährlich internationale Folgetreffen an wechselnden Orten.

1986 wurde die ökumenisch stark engagierte Gemeinschaft von der katholischen Kirche als Laienvereinigung anerkannt. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. Besondere Schwerpunkte des Engagements der Vereinigung liegen in der internationalen Ächtung der Todesstrafe und in einem Anti-Aids-Programm in Afrika. Ihr Gründer, der italiensche Historiker Andrea Riccardi, wurde für seinen Einsatz für Frieden 2009 mit dem „Internationalen Aachener Karlspreis“ ausgezeichnet.

Einladung zum Weltfriedenstreffen: 

Mehr Informationen: www.santegidio.org/pageID/16332/langID/de/M%C3%BCnster-2017--Wege-des-Friedens.html

Sonntag, 13.08.2017