Tierische Weihnachten mit Ochs, Esel & Co.

von Carsten Griese

Freitag, 25.12.2015

Ostheimer Krippe
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Maria und Josef, das Jesuskind und dazu noch Hirten, Engel, Schafe und andere Tiere: zu Weihnachten herrscht Hochbetrieb in dieser Krippe.

In der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium tauchen sie gar nicht auf – trotzdem gehören sie zur Standardausstattung jeder klassischen Weihnachtskrippe: Ochse und Esel. Warum das so ist, erklärt sich durch einen Blick ins Alte Testament.

An verschiedenen Stellen finden sich dort im Buch des Propheten Jesaja Ankündigungen, die sich später mit und durch die Geburt Jesu erfüllten. So heißt es zum Beispiel in Kapitel 9, Vers 1: "Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell." – ein Hinweis auf das Erscheinen Gottes und seine Erwählung des Volkes Israel, aber auch auf Jesus als das "Licht der Welt". 

Ähnliches gilt für Jesaja, Vers 3 im 1. Kapitel. Dort ist zu lesen: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn". Lars Winterberg schreibt zur Erklärung auf der Internetseite der Evangelischen Kirche in Deutschland (ekd.de): "Ganz grundsätzlich repräsentieren Ochse und Esel zwei klassische Stalltiere und verweisen damit direkt auf die Geburtsgeschichte Jesu. Entsprechend verschiedener Belege der Evangelien und zahlreicher apokrypher - das heißt nicht offiziell kirchlich anerkannter Schriften - wurde Christus in einem Viehunterstand, einem Stall oder einer Höhle geboren. Insbesondere die Apokryphen müssen als Schlüssel zum Verständnis der verwendeten Tierauswahl stehen, waren sie doch Vorbild mannigfaltiger literarischer und künstlerischer Umsetzungen: So geben sie an, dass Maria ihr Kind in einer Ochsenkrippe bettete und Ochse und Esel das neugeborene Kind angebetet hätten. Auch wird eine Stelle des Alten Testaments aufgegriffen und ein direkter Bezug konstruiert: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn" (Jesaja 1,3). Eine Darstellung der Jesuskrippe samt beider Tiere findet sich bereits auf einem Sargrelief des 3. Jahrhunderts und bezeugt so eine lange formale Tradition.

Über diese Verweise hinaus haben Ochse und Esel aber tiefgreifendere und multiple Symbolgehalte. Im Einzelnen lässt sich der Esel als demütiges und dienendes Tier interpretieren, in den Kontext des Nikolausbrauchs stellen (Begleittier des Gabenbringers) und damit als Metapher für die Demut und Aufopferung Jesus Christus ausweisen. Parallel dazu steht der Ochse für das typische Opfertier des Alten Testaments und verweist so auf die Kreuzigungsgeschichte. Gelegentlich sieht man im Esel den Juden, im Ochse den Heiden verkörpert: In diesem Sinne drängt sich der Schluss auf, dass Ochs wie Esel, also gleichermaßen Juden und Heiden zum Volke Gottes berufen wurden. Das Verständnis derart vielschichtiger Deutungsansätze ist aber inzwischen klar hinter den oberflächlichen Bezug der Tiere zu Stall und Krippe zurückgetreten."

(Quelle: https://www.ekd.de/advent_dezember/brauchbar/ochs_und_esel.html )
Freitag, 25.12.2015