Palmsonntag: Auf der Zielgeraden

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 25.03.2018

Mathias Albracht vom Bistum Münster / © Bistum Münster
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Mathias Albracht vom Bistum Münster / © Bistum Münster

Eine Woche vor Ostern feiert die Kirche den Einzug Jesu Christi nach Jerusalem, wo er seinem Leiden, Tod und seiner Auferstehung entgegen ging: Daran wird im Laufe der nun beginnenden Heiligen Woche erinnert. Mehr mit Mathias Albracht vom Bistum Münster.

INFO: Am Palmsonntag beginnt eine Woche vor Ostern die „Karwoche“ (Große Woche/Heilige Woche/Karwoche). Das Wort „Kar” stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Trauer”, „Klage” oder „Kummer”. Der Palmsonntag vollzieht den in allen vier Evangelien beschriebenen triumphalen Einzug Jesu Christi nach Jerusalem nach. An sein dortiges Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung wird im Lauf der nun beginnenden Woche erinnert.

Der Evangelist Matthäus schreibt über den Ritt Jesu auf einem Esel vom Ölberg hinunter in die Stadt: „Viele Menschen breiteten auf dem Weg ihre Kleider aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf die Straße.” Seit dem 4./5. Jahrhundert werden die biblischen Berichte über Leiden, Tod und Auferstehung Jesu immer mehr chronologisch nachvollzogen. Seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts setzte sich in Spanien, Gallien und im deutschen Sprachraum seit dem 8. Jahrhundert der Brauch durch, das Einzugsgeschehen dramaturgisch-liturgisch nachzuahmen. Statt Palmen oder Ölbaumzweige führten die Gläubigen andere grüne Zweige mit. Im 11./12. Jahrhundert war die Palmsonntags-Prozession in vielen Teilen des Abendlandes Tradition. Im Mittelalter ritt ein Christus-Darsteller auf einem hölzernen Esel (Palmesel) in der Prozession mit. Die heutige Palmsonntagsliturgie am Eingang der Karwoche beginnt mit der Palmweihe außerhalb der Kirche: Im Wortgottesdienst der heiligen Messe wird dort erstmals der Bericht vom Leiden und Sterben Jesu („Passion”) gelesen. Es ist Brauch, die Palm-, Oliven- oder Buchsbaumzweige zuhause als segenbringende Zeichen am Kreuz zu befestigen.

Unser Gesprächspartner: Pastoralreferent Mathias Albracht (28), im Sauerland aufgewachsen, ist im Bistum Münster für Verkündigung in Rundfunk, TV und sozialen Medien zuständig. Er studierte 2008-2014 Theologie in Paderborn und verbrachte ein Auslandssemester im schwedischen Uppsala. Nach einem Praktikum im Bistum Hildesheim – u.a. für das ökumenische Projekt "Kirche²" - begann er im Bistum Münster die Ausbildung als Pastoralassistent in St. Josef in Oldenburg im niedersächsischen Bistumsteil. Kontakt: Tel. 0251 / 495-1199, E-Mail: albracht@bistum-muenster.de.

Der Ablauf der Kar- und Ostertage:

Am Gründonnerstag (von althochdeutsch „greinen” = weinen) gedenkt die Kirche des letzten Abendmahles, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, und damit der Einsetzung der Eucharistie. Nach dem Gloria-Gesang im Gottesdienst verstummten Orgel und Glocken. Das mit der Fußwaschung gesetzte Zeichen Jesu wird in vielen Gemeinden mit jungen und älteren Gemeindemitgliedern nachempfunden. Nach der letzten Messfeier vor Ostern werden Blumenschmuck und Kerzen abgeräumt. In besonders gestalteten Betstunden oder im stillen Gebet gedenken die Gläubigen des Ölberggeschehens mit der Gefangennahme Jesu und dem beginnenden Leiden.
Papst Franziskus feiert der Papst zunächst am Vormittag die Chrisammesse im Petersdom. Dabei wird das gleichnamige Öl gesegnet, das unter anderem bei Priesterweihen verwendet wird. Am Nachmittag besucht er zunächst die Krankenstation des römischen Stadtgefängnisses „Regina Coeli“ und wird in der Gründonnerstagsliturgie am Abend zwölf Häftlingen die Füße waschen. Nach der Messfeier ist eine Begegnung mit Insassen der VIII. Abteilung geplant; dort sind unter anderem Sexualstraftäter inhaftiert. Die Vorgänger des amtierenden Papstes pflegten die Gründonnerstagsmesse in der römischen Lateranbasilika zu zelebrieren. Dabei wurden zwölf Priestern die Füße gewaschen.

Der Karfreitag ist der Gedächtnistag der Kreuzigung. Er wird als Fasttag und als Zeichen der Trauer in Stille begangen. Am Nachmittag – meist zur „6.Stunde“ um 15 Uhr - versammeln sich die Christen zum Wortgottesdienst mit Verlesung der Passionsgeschichte und zur Kreuzverehrung: Das mit einem violetten Fastentuch bedeckte Kreuz wird nach und nach enthüllt und durch Kniebeugen verehrt. Anschließend folgt eine Kommunionfeier. In vielen Gemeinden finden am Morgen des Karfreitags Kreuzwegandachten und Karfreitagsprozessionen statt.
Der Karfreitag in Rom beginnt um 17 Uhr mit einer Papstliturgie im Petersdom. Ab 21.15 Uhr meditiert Papst Franziskus mit mehreren Zehntausend Gläubigen am antiken Kolosseum über den letzten Leidensweg Jesu. Die Kreuzwegandacht, bei der Gläubige im Schein von Kerzen an den Weg des Leidens und Sterbens Jesu über 14 Stationen erinnern, zählt zu den eindrücklichsten Feiern der Kar- und Ostertage in Rom. Vorbereitet wird der Kreuzweg in diesem Jahr von römischen Schülern der Oberschule „Pilo Albertelli", die der Papst mit der Abfassung der Texte betraut hat.

Am Karsamstag, dem Gedächtnistag der Grabesruhe des Herrn, finden keine Gottesdienst statt; die Altäre in den Kirchen sind ohne Kerzen und Blumen. Da der nächste Tag nach der Überlieferung immer schon am Vorabend beginnt, beginnt die feierliche Liturgie der „Feier der hochheiligen Osternacht“ am Abend nach Sonnenuntergang (Vigil / Nachtwache) oder vor der Morgendämmerung am frühen Ostermorgen zwischen 4 und 6 Uhr. Sie gliedert sich in die Lichtfeier (Segnung des Osterfeuers, Verzieren und Entzündung der Osterkerze (geschmückt mit Keuz, fünf Weihrauchkörner als Zeichen der Wundmale und Jahreszahl), Einzug in die dunkle Kirche unter dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ oder „Christus, das Licht“, Exsultet/Osterlob), in den anschließenden Wortgottesdienst mit den Lesungen (drei bis sieben Texte aus dem Alten Testament), Antwortgesängen und Gloria, bei dem alle Glocken läuten und die Orgel wieder erklingt, zwei Lesungen aus dem Neuen Testament, Osterevangelium und Predigt, Allerheiligenlitanei, Taufe und Taufgedächtnis und die Feier der Eucharistie mit Kommunion in beiden Gestalten von Brot und Wein. Die Messe vollzieht so den Durchgang durch den Tod zum Leben sakramental nach. Vielfach schließt sich nach dem Segen eine Agape als gemeinsames Ostermahl an.

Die Feier der Osternacht in der Vatikan-Basilika beginnt unter der Leitung des Papstes um 20.30 Uhr. Zu Beginn wird das Osterfeuer gesegnet. Die große brennende Holzkohlenschüssel steht im Atrium des Petersdoms.

Den Ostersonntag feiert Papst Franziskus im Petersdom ab 10.15 Uhr mit der Ostermesse und erteilt anschließend um 12 Uhr auf der Loggia den traditionellen Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). Am Ostermontag erinnern die liturgischen Texte an das Zusammentreffen der Emmaus-Jünger mit dem auferstandenen Christus.

Ostergottesdienste per Mausklick: Wo und wann wird eine Heilige Messe, ein Gottesdienst oder eine Andacht in der Karwoche oder an den Ostertagen gefeiert? Für alle, die in diesem Jahr nach Gottesdiensten in der Osterwoche suchen, bieten die evangelische und die katholische Kirche wieder den ökumenischen Gottesdienstservice. Ab sofort unter www.ostergottesdienste.de.

 

PALMSONNTAGSKOLLEKTE FÜR DIE CHRISTEN IM HEILIGEN LAND

Jährlich am Palmsonntag wird in allen katholischen Kirchen für die Christen im heiligen Land gesammelt. Unter dem Leitwort „Werden Sie Hoffnungsträger, Zukunftsspender, Weggefährte … Gemeinsam den Christen im Heiligen Land eine Zukunft geben“ soll das christliche Leben im Ursprungsland der Kirche unterstützt und gesichert werden. Mit den Mitteln aus der Palmsonntagskollekte werden zahlreiche Projekte gefördert, mit denen der Deutsche Verein vom Heiligen Land und der Orden der Franziskaner die Lebenssituation der Menschen dort deutlich verbessern und Schritte auf dem Weg zu Gerechtigkeit und der Hoffnung auf Frieden fördern. Mehr unter: www.palmsonntagskollekte.de, Aufruf der Deutschen Bischöfe

Der 1855 gegründete Deutsche Verein vom Heiligen Lande (DVHL) versteht sich als Brücke der deutschen Christen zu den Menschen im Heiligen Land. Er will die Verständigung und Versöhnung der Religionen fördern, christliche Einrichtungen im Heiligen Land erhalten, Menschen in Not helfen und deutschen Christen im Heiligen Land Glaubens- und Erfahrungsräume schaffen. Hilfsprojekte, Pilgerreisen und die Vermittlung von Arbeitseinsätzen in sozialen Einrichtungen sorgen für Kontakt zu den Menschen im Heiligen Land auch in schwierigen Zeiten. Mit der jährlichen Palmsonntagskollekte, zu der die deutschen Bischöfe aufrufen, unterstützen die deutschen Katholiken die Arbeit des DVHL und die des Ordens der Franziskaner auch materiell. Beide engagieren sich in Israel und in Palästina im sozialen, karitativen und pastoralen Bereich.
Der DVHL vermittelt auch Stellen für Volontäre/Volontärinnen. Möglichkeiten dazu gibt es in folgenden Einrichtungen: Alten- und Behindertenheim Beit Emmaus (Qubeibe), Paulus-Haus (Jerusalem), Gästehaus Tabgha (See Gennesaret), Jugend- und Begegnungsstätte Tabgha (See Gennesaret), Kinderheim St. Vincent (Ain Karem), Behindertendorf Kfar Tikva (Nähe Haifa), Haus der Gnade (Haifa), Dahers Weinberg „Zelt der Völker” (Nähe Bethlehem), Hospiz St. Louis de France (Jerusalem), Waisenheim Crèche (Bethlehem).

Kontakt: Deutscher Verein vom Heiligen Lande, Steinfelder Gasse 17, 50670 Köln, Tel. 0221 / 135378, Fax 0221 / 137802, E-Mail: mail(bei)heilig-land-verein.de, Internet: www.heilig-land-verein.de

Sonntag, 25.03.2018