Nicht nur in NRW: Wir alle sind Migranten

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 30.08.2015

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Abermillionen Menschen suchen weltweit eine neue Heimat, flüchten vor Krieg und Perspektivlosigkeit. Auch nach NRW kommen Abertausende. Wie steht Kirche dazu? Mehr mit Studiogast Dr. Antonius Hamers, Direktor des Katholischen Büros in Düsseldorf ...

Unser Gesprächspartner: Pfarrer Dr. Antonius Hamers, geboren 1969 in Lennestadt und aufgewachsen in Heggen (Kreis Olpe), ging nach dem Abitur in Attendorn 1989 zum Wehrdienst bei der Luftwaffe in Budel (NL) und Lennestadt, studierte 1990-1994 Rechtswissenschaften in Köln und Würzburg und legte 1995 das Erste Juristische Staatsexamen in Würzburg ab. Nach Referendariat im Freistaat Thüringen, an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und am Europäischen Parlament folgte 1997 das Zweite Juristische Staatsexamen in Erfurt und Studium des Europäischen Wirtschaftsrechts am Europakolleg der Universität Hamburg. Einer beruflichen Tätigkeit von 1998 – 2001 als Referent beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Köln und Berlin, wurde Hamers 1999 in Würzburg mit einer Arbeit zum europäischen Parlamentsrecht promoviert.

Anschließend nahm er 2001 das Studium der Katholischen Theologie und des Kirchenrechts in Münster und Rom auf, machte 2006 sein Diplom in Katholischer Theologie in Münster und wurde dort 2007 zum Diakon geweiht. Nach Diakonat in St. Martin in Raesfeld wurde er 2008 zum Priester geweiht, war Kaplan in St. Agatha in Mettingen, machte sein Lizentiat im Kanonischen Recht in Münster, übernahm 2011-2014 die Aufgabe als Polizeidekan im Bistum Münster und Lehrbeauftragter im Fach Ethik an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Seit 2011 ist Antonius Hamers Lehrbeauftragter am Institut für Kanonisches Recht der Universität Münster und am 30. September 2014 vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki gemeinsam mit den Generalvikaren der fünf (Erz-)Diözesen in Nordrhein-Westfalen als Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf eingeführt worden.

 

Das Katholische Büro Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf ist die Vertretung der Erzbistümer Köln und Paderborn sowie der Bistümer Aachen, Essen und Münster im größten deutschen Bundesland. 1958 als erstes der katholischen Länderbüros eingerichtet, steht es im Austausch mit Landesregierung, Staatskanzlei und Ministerien, aber auch mit den Fraktionen und Abgeordneten im Landtag NRW, den Parteien, kommunalen Spitzenverbänden, Medien, Hochschulen und anderen Institutionen. Kontakt: KATHOLISCHES BÜRO NRW, Vertretung der Bischöfe in Nordrhein-Westfalen, Friedrichstraße 80, 40217 Düsseldorf, Telefon +49 211 87 67 26 - 0, Telefax +49 211 87 67 26 – 33, E-Mail: zentrale(at)katholisches-buero-nrw.de, Internet: http://www.katholisches-buero-nrw.de

 

Internetdossier der Deutschen Bischofskonferenz: Hilfsprojekte der (Erz-)Bistümer, Hilfswerke und Orden bündelt jetzt die Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz www.dbk.de unter dem Internetdossier „Flüchtlingshilfe“. Darüber hinaus sind Dokumente, Stellungnahmen, Interviews und zahlreiche Links aufgelistet. Die Initiativen der Bistümer, Caritasverbände, Kirchengemeinden, Ordensgemeinschaften und kirchlichen Gruppen decken das ganze Spektrum der Flüchtlingshilfe ab: Neben materieller wird auch seelsorgliche Unterstützung geleistet; neben Rechts- und Verfahrensberatung werden auch Maßnahmen zur Sprach- und Integrationsförderung angeboten; neben Berufsberatungs- und Bildungsangeboten gibt es auch besondere Hilfeleistungen für minderjährige Flüchtlinge; und neben der Bereitstellung von Unterkünften wird auch für psychologische und ärztliche Betreuung gesorgt. Neu eingerichtete Sonderfonds der Diözesen stellen dabei sicher, dass den Flüchtlingen rasch und unkompliziert geholfen werden kann – in Deutschland, aber auch in den Krisenregionen selbst. Im Jahr 2014 haben die Bistümer und kirchlichen Hilfswerke über 73 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe in Deutschland und in den Krisenregionen bereitgestellt, die im laufenden Jahr deutlich übertroffen werden.

 

Flüchtlingshilfe im Bistum Aachen: In mehr als 160 Initiativen in allen Regionen des Bistums Aachen helfen Haupt- und Ehrenamtliche Flüchtlingen, sich im Bistum zu integrieren. Die Angebote reichen von Sprachunterricht und Hausaufgabenhilfe über Beratungsangebote bis hin zu Unterstützung für die berufliche Integration. Das Bistum Aachen hat hierfür den Migrationsfonds auf 400.000 Euro aufgestockt, um Initiativen in der Flüchtlingsarbeit zu fördern. In den Regionen gibt es ebenfalls einen Nothilfefonds, durch den Einzelpersonen Hilfe zukommen kann. Darüber hinaus unterstützt das Bistum Pfarrgemeinden mit finanziellen Mitteln, um geeigneten Wohnraum zur Unterbringung von Flüchtlingen zu schaffen. Seit August 2015 gibt es in drei Regionen Seelsorger, die in enger Zusammenarbeit mit den Gemeindesozialarbeitern der Caritas für die Flüchtlinge und Ehrenamtlichen vor Ort Ansprechpartner sind. Das Forum in Mönchengladbach bietet gezielte Schulungen für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit. Mehr Informationen: www.bistum-aachen.de

Das Bistum hat der Stadt Viersen für die Aufnahme von Flüchtlingsfamilien ein Wohnhaus mit sechs Wohnungen, über rund 720 Quadratmetern Wohn- und 1.800 Quadratmeter Grundstücksfläche zur Verfügung gestellt. „In vielen Teilen der Welt ist die Situation so kritisch, dass immer mehr Menschen keine andere Lösung sehen als ihr Zuhause aufzugeben und zu fliehen", sagte der Generalvikar des Bistums Aachen, Dr. Andreas Frick, im Rahmen der offiziellen Übergabe des Hauses an die Stadt. „Es ist unsere Pflicht als Christen, dieser humanitären Katastrophe zu begegnen. Insofern bin ich dankbar, dass wir als Bistum etwas zu einer Willkommenskultur beisteuern und - zusammen mit der Stadt Viersen - Familien, die unvorstellbares Leid erlebt haben, ein vorübergehendes Zuhause bieten können." Der Nutzungsvertrag für das Haus läuft zunächst für drei Jahre. Eine Verlängerung ist möglich - und wahrscheinlich. Mit dem Bistum wurde ein geringes Nutzungsentgelt vereinbart. Dafür ist die Stadt während der Nutzungszeit für Arbeiten an Dach und Fach des Gebäudes und für Instandhaltung und Instandsetzung verantwortlich.

 

Flüchtlingsbetreuung im Bistum Essen: Im Ruhrgebiet mit seiner langen Migrationsgeschichte verfügen katholische Einrichtungen über einen großen Erfahrungsschatz in der Betreuung von Flüchtlingen. Dem aktuellen Anstieg der Flüchtlingszahlen begegnet die Kirche im Bistum Essen in enger Kooperation mit dem Caritasverband im Ruhrbistum unter anderem mit einem eigens aufgelegten Fonds von zunächst 250.000 Euro, der ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe unterstützt, sowie mit Informationen und Fortbildungsangeboten für ehrenamtliche Helfer vor Ort. In einem vierteiligen Programm können sich Interessierte in Themen wie Asylrecht, Möglichkeiten und Grenzen der ehrenamtlichen Hilfe und Projektarbeit qualifizieren. Ein weiteres Modul wird sich mit Fragen der Prävention von sexualisierter Gewalt beschäftigen. Die Reihe startet am 3. September. Die kostenlosen Schulungen finden an vier Abenden im September und Oktober in der Katholischen Familienbildungsstätte, Elsa-Brändström-Str. 11, 46045 Oberhausen statt. Anmeldungen bei der KEFB Oberhausen, Tel. 0208 8599641, fbs.muelheim-oberhausen@bistum-essen.de. Mehr unter www.caritas-essen.de und www.bistum-essen.

Jenseits der regulären Flüchtlingsbetreuung durch die Caritasverbände vor Ort helfen Kirchengemeinden und Verbände oft vor allem dort, wo die staatlich organisierte Versorgung endet. So gibt es neben dutzenden Helferkreisen, die Kleiderkammern aufbauen, bei Hausaufgaben und Deutschunterricht helfen oder Freizeitangebote für Flüchtlinge organisieren, spezielle Angebote für besondere Notlagen. Das sozialpastorale Zentrum „Petershof“ in Duisburg-Marxloh beispielsweise bietet regelmäßig eine medizinische Sprechstunde für Flüchtlinge an. Mehr Informationen: http://fluechtlinge.bistum-essen.de/

 

Bistum Münster: Das Bistum Münster hat im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt. Damit sollen zum einen kircheneigene Gebäude zu Flüchtlingsunterkünften umgebaut und zum anderen ehrenamtliche Flüchtlingsinitiativen unterstützt werden. Im Caritasverband für die Diözese Münster ist eine Stelle eingerichtet, die die Vergabe der Mittel koordiniert. „Förderfähig sind beispielsweise Materialien für Kurse und Aktionen und Angebote zur Qualifizierung von ehrenamtlichen Helfern“, erklärt Marion Hafenrichter, die in ihrer neu geschaffenen Stelle beim Caritasverband für die Diözese Münster e.V. ehrenamtliche Gruppen berät und Fortbildungsangebote entwickelt. Die gemeinsam vom Caritasverband für die Diözese Münster e.V. und der Akademie Franz Hitze Haus vorbereitete Fortbildungsreihe „Qualifizierung ehrenamtlicher Flüchtlingsarbeit“, die im November starten wird, war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. In einer aktuellen Umfrage haben sich 74 Gruppen mit rund 1.500 Ehrenamtlichen rückgemeldet.

Unter den laufenden Aktionen gibt es derzeit z.B. in Ahaus die „Weltreisen durchs Wohnzimmer“, bei der sich geflüchtete und einheimische Familien zuhause näher kennenlernen. In Kevelaer wird gemeinsam gegärtnert. Andernorts werden ehrenamtliche Deutsch- und Fahrradkurse angeboten. Gefördert werden die Maßnahmen aus dem Flüchtlingsfonds des Bistums. Weitere Informationen sind erhältlich bei Marion Hafenrichter, Tel.: 0251 / 8901 296, Mail: hafenrichter@caritas-muenster.de. Mehr: www.caritas-muenster.de/wirhelfen/menschenmitmigrationshintergrund/

 

Erzbistum Köln: Ob Schulranzen, Fahrräder oder eine ganze Wohnung - in der Facebook-Gruppe „Neue Nachbarn Netzwerk“ wird all dies an Flüchtlinge vermittelt. Die Gruppe mit inzwischen 800 Teilnehmern ist Teil der von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im November 2014 ins Leben gerufen „Aktion Neue Nachbarn“, der Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln. Sie will die Willkommenskultur für Flüchtlinge im Erzbistum Köln fördern und Initiativen vernetzen.

Dazu hatte das Erzbistum Köln bereits im vergangenen Jahr eine Soforthilfe von einer Million Euro bereit gestellt, die an Initiativen in den Pfarrgemeinden unbürokratisch ausgezahlt wird. Zusätzlich zu dieser Summe steht für die gesamte „Aktion Neue Nachbarn“ eine weitere Million zur Verfügung. Das Geld dient zur Finanzierung der Aktion, in deren Rahmen unter anderem die Flüchtlingshilfe der Caritas und Sprachkurse der Bildungswerke für Flüchtlinge ausgebaut werden sollen. Geleitet wird die „Aktion Neue Nachbarn“ von Diözesan-Caritasdirektor Dr. Frank Johannes Hensel. Experten der Caritas sowie der übrigen katholischen Verbände im Erzbistum Köln sind in vielen Fragen für Ehrenamtliche und Flüchtlinge da: Mit Beratung, integrativen Alltagshilfen, Sprachförderung, Angeboten für Kinder oder Therapie für Traumatisierte. Zu finden ist die Facebook-Gruppe leicht über die Internetseite der „Aktion Neue Nachbarn" unter der Adresse: www.aktion-neue-nachbarn.de. Dort gibt es auch weitere Informationen zur Flüchtlingsthematik, finanzielle Unterstützung für Initiativen, Ansprechpartner sowie Reportagen und Videos aus den Pfarrgemeinden.

Erzbistum Paderborn: Das Erzbistum Paderborn hat seinen Flüchtlingsfonds um zwei auf drei Millionen Euro aufgestockt. Mit diesem Beschluss will der Kirchensteuerrat angesichts steigender Flüchtlingszahlen das ehrenamtliche Engagement weiter fördern. 184 Anträge mit einer Gesamthöhe von 700.00 Euro seien bislang bewilligt worden. „Es liegt mir besonders am Herzen, dass Menschen, die ihre Heimat verloren haben, sich in unseren Gemeinden angenommen fühlen“, erklärte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. Katholisch zu sein bedeute immer auch, eine allumfassende Solidarität zu leben. Aus dem Flüchtlingsfonds des Erzbistums können Kirchengemeinden für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe Fördermittel beantragen. Die Gelder können für Sprachkurse, Unterkünfte, Willkommensfeste oder Internetcafes verwendet werden.

Über die Zuweisung der Fördermittel entscheidet ein Vergabeausschuss. Die vollständigen Förderrichtlinien und ein entsprechendes Antragsformular stehen hier zum Download zur Verfügung. Anfragen per E-Mail an fluechtlinge@erzbistum-paderborn.de. Auskunft gibt auch Michael Mendelin, Referent für „Caritas und Pastoral“ beim Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Paderborn: Tel. 05251/209-294, E-Mail: m.mendelin@caritas-paderborn.de

Neuer Internetauftritt der Konferenz Weltkirche: Das Internetportal „weltkirche.katholisch.de“ bietet seit dem 10. August eine optimierte Nutzeroberfläche für Smartphones und Tablets. Künftig stehen den Nutzern darüber hinaus neue Angebote zur Verfügung. Eine interaktive Weltkarte bildet Projekte und Standorte des weltkirchlichen Engagements ab. Bereits bewährte Rubriken und Dossiers, zum Beispiel zum Thema „Fairer Handel“, wurden umstrukturiert und neu geordnet. Auch der Bereich „Flucht und Asyl“ ist mittlerweile eine beliebte Rubrik: Gerade für ehrenamtlich Engagierte in der Flüchtlingsarbeit bietet das Portal zahlreiche Handreichungen und Informationen. Außerdem wurde ein interner Bereich eingerichtet, der die Zusammenarbeit weltkirchlicher Arbeitsgruppen erleichtern soll. Das Partnerportal von katholisch.de besteht seit 2012 und wurde durch die Konferenz Weltkirche als gemeinsamer Internetauftritt aller weltkirchlicher Akteure Deutschlands beschlossen. 


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