Militärdekan: „Refugees Welcome”

von Christof Beckmann

Sonntag, 04.12.2016

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Foto: Privat / Buchcover, Echter-Verlag Würzburg

Militärdekan Michael Gmelch war 2015 auf dem Gruppenversorger "Berlin" bei einem Einsatz der deutschen Marine zur Rettung von Flüchtlingen in Seenot dabei. Vor dem Tag des Schutzpatrons der Seefahrt Nikolaus mehr über sein Buch „Refugees Welcome”… -

INFO: Bis heute haben rund 350.000 Menschen versucht, Griechenland, Italien oder Spanien auf dem Seeweg zu erreichen. Sie fliehen vor Krieg und Verfolgung, Unterdrückung, Hunger und wirtschaftlicher Not und sind oft auf Schlepperbanden angewiesen, die von Libyen oder der Türkei aus die Flüchtlinge in seeuntauglichen und völlig überfüllten Booten auf das Mittelmeer schicken. Um die Schlepper zu bekämpfen und Schiffsbrüchige zu retten, laufen zwei Operationen zwischen Italien und der libyschen Küste (EUNAVFOR MED, European Naval Force Mediterranean) und in der Ägäis zwischen Griechenland und der Türkei (NATO Maritime Group 2, SNMG 2 ).

Auch die Deutsche Marine ist seit Anfang Mai 2015 unter der Flagge der von Rom aus geleiteten EU-Mission EUNAVFOR MED beteiligt, zunächst mit der Fregatte „Schleswig-Holstein” und dem Einsatzgruppenversorger „Berlin”, dann mit der Fregatte Hessen und aktuell mit der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern” und dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main”. Die Größe des Seegebiets entspricht in etwa der Fläche Deutschlands. Allein zwischen dem Beginn der Operation am 7. Mai und dem 30. Juni 2015 haben deren Besatzungen 5.673 Menschen aus Seenot gerettet und sicher an Land gebracht. Seit Beginn der Beteiligung deutscher Schiffe retteten deutsche Marinesoldaten nach Angaben der Bundesmarine knapp 13.000 Menschen aus Seenot.

Die Zahl der bekannten Todesopfer bleibt allerdings hoch: Am Dienstag, 29.11., veröffentlichte die Internationale Migrations-Organisation (IOM) neue Zahlen zu Bootsflüchtlingen im Mittelmeer. Danach wurden bislang 348.664 Menschen registriert, 4.690 starben bei der Überfahrt oder gelten als vermisst. Verglichen mit November 2014 nahm die Zahl der Toten im gleichen Monat 2016 massiv zu, von 22 auf 598. Während in Griechenland hauptsächlich Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Irak ankamen, gelangten nach Italien vornehmlich Menschen aus Nigeria, Eritrea und dem Sudan.

Militärseelsorge: Für die Soldaten und Soldatinnen in der Bundeswehr sind eigene Seelsorger im Einsatz. Rechtliche Basis für die Militärseelsorge ist das im Grundgesetz verankerte Recht auf ungestörte Religionsausübung – auch des Soldaten. Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck (Essen), von Papst Benedikt XVI. am 24. Februar 2011 zum Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr ernannt, leitet die katholische Militärseelsorge und steht in keinem Dienstverhältnis zum Staat. Auch die Militär- und Standortpfarrer sind nicht Mitglieder der Streitkräfte, sondern werden als Priester ihrer Diözesen für die Militärseelsorge freigestellt, feiern mit den Soldaten Gottesdienste, spenden Sakramente, stehen ihnen in allen Lebens- und Seelsorgefragen zur Verfügung und gestalten Familienfreizeiten, Besinnungstage und Wallfahrten. Seit 1990 begleiten sie auch die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Auch Nicht-Christen stehen die Geistlichen zur Verfügung.

Michael Gmelch: Refugees welcome. Eine Herausforderung für Christen.
Würzburg: Echter 2016. - 189 S.; 14,90 €

Militärdekan Michael Gmelch hat im Sommer 2015 den Einsatz der deutschen Marine zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer begleitet und über seine Erfahrungen das Buch „Refugees Welcome” geschrieben. Sein Appell: Die ganze Gesellschaft, und vor allem die Kirche, muss Verantwortung für die Flüchtlinge übernehmen. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen zeigt er auf, wie Christen als Akteure gegen Fremdenfeindlichkeit wirken und der Flüchtlingsfrage ein menschliches Gesicht geben können – geleitet vom Wort Jesu „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen”. Und er macht deutlich: Für ihn hat die Kirche in einer pluralen Gesellschaft dann Vorbildcharakter, wenn sie soziale Grenzen bewusst überschreitet, Hilfe selbstlos gestaltet und nicht nur eigene Traditionen verwaltet: identitätsstark im Blick auf das Eigene und wertschätzend im Blick auf das Fremde.

Zum Autor: Michael Gmelch, Dr. Dr. theol., geboren 1959, wurde 1987 zum Priester im Bistum Eichstätt geweiht. Beruflich hat er viele Stationen absolviert: Er war 13 Jahre lang Klinikseelsorger, war drei Jahre Priester der deutschsprachigen katholischen Auslandsgemeinde in Neu Delhi/Indien, ist promovierter Pastoraltheologe, Pastoralpsychologe und Psychotherapeut (Heilpraktiker). Seit dem 1. April 2009 ist er für die Militärseelsorge freigestellt. 2011 wurde er vom Bundesminister der Verteidigung zum Militärdekan ernannt und leitet das Katholische Militärpfarramt Flensburg, ist u.a. zuständig für die Offiziersschule der Marine in Mürwik, gibt lebenskundlichen Unterricht für die Soldaten, begleitet Offiziersanwärter der Marine auf der „Gorch Fock” und beim Einsatzausbildungsverband (EAV) der Deutschen Marine sowie auf Auslandseinsätzen. Im Sommer 2015 war er als erster katholischer Militärpfarrer 30 Tage lang im Mittelmeer mit dem 1. Einsatzkontingent der Bundeswehr auf dem Einsatzgruppenversorger „Berlin” unterwegs und nahm am Einsatz der Deutschen Marine „Humanitäre Hilfe zur Rettung von in Seenot geratenen Flüchtlingen im Mittelmeer “ (HumHiMed) teil.

Kontakt: Katholisches Militärpfarramt Flensburg, zuständig für die Standorte Flensburg, Glücksburg und zugehörig zum Militärdekanat Kiel. Adresse: Katholisches Militärpfarramt Flensburg, Schule Strategische Aufklärung, Mürwiker Straße 203, 24944 Flensburg, Tel. 0461 / 3135 3950, Fax 0461 / 3135 3959, E-Mail: KathMilPfarramtFlensburg@BUNDESWEHR.ORG

Mehr: Michael Gmelch, Das Geschäft mit den Flüchtlingen. In: Ethik und Militär. Kontroversen der Militärethik & Sicherheitskultur, http://www.ethikundmilitaer.de/de/themenueberblick/20152-hybride-kriege/gmelch-das-geschaeft-mit-den-fluechtlingen/

Schutzpatron der Seeleute: Morgen steht Nikolaus von Myra auf dem Kalender. Der Schutzpatron der Seeleute und Schiffbrüchigen zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Heiligen des Kirchenjahres. In der katholischen Kirche wird er häufig als „Nothelfer” angerufen, die orthodoxen Christen bezeichnen ihn als „Wundertäter”. Geboren um 280/286, wurde er um 300 zum Metropoliten von Myra an der heute türkischen Mittelmeerküste geweiht. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Galerius geriet er um 310 in Gefangenschaft, wurde gefoltert und trat gezeichnet von den Misshandlungen auf dem Konzil von Nizäa 325 auf, wo er für die Wesensgleichheit der drei göttlichen Personen eintrat. Weit verbreitete Legenden stellen Nikolaus als Helfer in Hungersnöten und besonderen Freund der Kinder dar. Er starb an einem 6. Dezember zwischen 345 und 351 in Myra in Lykien, dem heutigen Demre.

Sein Kult entwickelte sich etwa 200 Jahre später in Griechenland und dann in den slawischen Ländern, im 8. Jahrhundert verbreitete er sich von Rom aus auch in Mittel- und Südeuropa. Um 980 entstand in Deutschland die erste Nikolauskirche in Brauweiler. Zwischen dem 11. bis zum 16. Jahrhundert wurden diesseits der Alpen über 2.200 weitere Kirchen nach dem Heiligen Nikolaus benannt. Die Verehrung von Nikolaus in Deutschland förderte im 10. Jahrhundert besonders Kaiserin Theophanu, die griechische Ehefrau des Kaisers Otto II.. Schon damals entstand der Brauch, dass Nikolaus die Kinder beschenkt.

Im Mittelalter wählten Klosterschüler am Vorabend des Festes einen „Kinderbischof” und Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Der Kinderbischof, bekleidet mit einer Mitra und den Gewändern eines Bischofs bestrafte Schüler oder belohnte sie mit Süßigkeiten. Dargestellt wird er als Bischof mit drei Goldkugeln, drei Broten, drei Steinen oder Pökelfass mit drei Knaben sowie mit Schiffen. Er ist vor allem Patron von Russland, Lothringen; der Kinder, der Schüler, Studenten und Schiffer.

Mehr zum Nikolaus: www.bischof-nikolaus.de, www.nikolaus-von-myra.de.

__________________________

Playmobil-Figuren erzählen christliche Überlieferungen: Der Essener Domschatz, eine der bedeutendsten Sammlungen kirchlicher Kunstwerke in Deutschland, zeigt nach dem großen Erfolg im vergangenen Winter zum zweiten Mal in der Advents- und Weihnachtszeit eine Ausstellung mit Playmobil-Figuren. Bis Ende Januar ergänzen weit über 100 der bunten Figuren die dort aufbewahrten jahrhundertealten Exponate. Mit der am 25. November eröffneten Schau sollen historische und religiöse Themen familiengerecht erzählt werden. Themen der Ausstellung sind christliche Überlieferungen von Heiligen wie St. Martin und St. Nikolaus, die Weihnachtsgeschichte und die Geschichte der Arche Noah. Neu ist in diesem Jahr das Thema „Säkularisation” und die damit verbundene Auflösung des Essener Frauenstifts im Jahr 1803. Zudem geht es um den Weihnachtsmarkt, die Heiligen Drei Könige und den Reformator Martin Luther. Fünf Kurzfilme mit Playmobil-Figuren runden die Ausstellung ab. Die Sammlung von Playmobil-Figuren zu christlichen Themen stammt aus dem privaten Bestand des Besucherbetreuers der Domschatzkammer, Rainer Teuber. Er hat dazu auch ein Begleitheft verfasst, aus dem Eltern ihren Kindern während des Ausstellungsbesuches oder daheim einzelne Heiligenlegenden und biblische Geschichten vorlesen können. Das 32-seitige, farbige Heft gibt es für 2,50 Euro in der Domschatzkammer. Auch spezielle Führungen durch die Sonderausstellung können bei der Schatzkammer gebucht werden. Zudem gibt es auch in diesem Jahr für alle Besucher wieder ein Gewinnspiel mit attraktiven Preisen.
Die Playmobil-Ausstellung ist bis zum 29. Januar im Essener Domschatz zu sehen: dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonntags von 11.30 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen 4 Euro und Dank großzügiger Unterstützung der Ausstellung durch die Sparkasse Essen haben alle Familien während der Sonderausstellung freien Eintritt in die Schatzkammer.
Mehr: http://www.domschatz-essen.de/playmobil-ausstellung-im-domschatz/

Sonntag, 04.12.2016