Kurz, kürzer, Speed-Advent

von Christof Beckmann

Sonntag, 03.12.2017

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Kürzer kann der Advent nicht sein. In diesem Jahr fallen der 4. Advent und Heiligabend zusammen. Die vorweihnachtliche Zeit dauert ganze 22 Tage - im 2016 waren es 28. Und doch läuft alles wie gehabt: Feiertage in der nächsten Woche gibt es genug ...

INFO: Mit dem ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Und kürzer als jetzt kann der Advent nicht sein: Die vorweihnachtliche Zeit dauert ganze 22 Tage - im vergangenen Jahr waren es 28. Da der 1. Advent am 3. Dezember begangen wird, sind somit die ersten Türchen im Adventskalender bereits vor dem eigentlichen Beginn der Adventszeit geöffnet. Und zum Vorabend des Festes werden die Weihnachtsgeschenke bereits am Sonntag, 4. Advent, unter dem Tannenbaum liegen. Für den Handel, die Weihnachtsmärkte, aber auch für alle, die nach Geschenken suchen, bedeutet das mehr Zeitdruck.
Die Adventszeit war ursprünglich eine 40-tägige Fasten- und Bußzeit, die dem Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember vorausging. Weil das genaue Datum der Geburt Jesu nicht überliefert ist, hatten sich die Kirchen in Rom und in Afrika bereits in frühchristlicher Zeit auf diesen Tag festgelegt. Umstritten ist, ob das zu diesem Zeitpunkt gefeierte Fest des „Sol invictus“ dafür ausschlaggebend war, das auch im römischen Kaiserkult eine Rolle spielte. Es bezog sich jedoch auf das astronomische Ereignis der Wintersonnenwende um den 21./22. Dezember. Sie markiert den Wendepunkt zu den wieder länger werdenden Tagen und wurde nach Einführung des julianischen Kalenders am 25. Dezember gefeiert. Zwischen diesen Tagen liegt die Sommersonnenwende – das Datum für das Fest des Hl. Johannes des Täufers – der Vorläufer und Wegbereiter Jesu war nach dem Lukasevangelium sechs Monate älter als Jesus. Papst Gregor der Große (590-604) beschränkte die Zeit des Advents auf die vier Sonntage vor Weihnachten. Im 11. Jahrhundert setzte der damalige Kaiser Konrad II. im „Straßburger Adventsstreit“ auf einer Synode im Kloster Limburg am 3. Dezember 1038 durch, dass der 4. Advent und der Heilige Abend auf einen Tag zusammenfallen dürfen – der Tag liegt ja noch vor dem offiziellen Festtag am 25. Dezember.
Ursprünglich entsprach der lateinische Begriff „Advent“ (griech. „epiphanias“) der Anwesenheit oder dem Besuch eines Amtsträgers - insbesondere der Ankunft von Königen oder Kaisern. Es konnte aber auch die Ankunft der Gottheit im Tempel ausdrücken. Das von den Christen übernommene Wort bezeichnet damit die Ankunft Gottes in der Welt durch die Geburt seines Sohnes Jesus Christus. Es ist zugleich eine Zeit der Erwartung der Wiederkunft Christi als Weltenrichter am Ende der Zeiten. Äußeres Zeichen dafür und für den früheren Bußcharakter der Adventwochen ist die violette Farbe in Messgewändern und Kirchenschmuck. Besondere liturgische Feiern in dieser Zeit sind Früh- und Spätschichten, aber auch sogenannte Rorate-Messen, die bei Kerzenlicht gefeiert werden. Ihr Name geht auf einen Gesang in der Liturgie zurück, der mit dem aus dem Buch des Propheten Jesaja (45,8) entnommenen Ruf „Rorate caeli desuper“ („Tauet, Himmel, von oben“) beginnt. Die vier Kerzen des zum jüngeren Brauchtum zählenden Adventskranzes symbolisieren das Kommen des „Lichtes der Welt“, immergrüne Zweige stehen für das ewige Leben. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts versüßt der Adventskalender mit 24 Türchen die Wartezeit bis Weihnachten.

Für die nächsten Tage stehen aber auch in der kurzen Adventszeit einige Termine auf dem Kalender:

Heilige Barbara: Am 4. Dezember feiert die katholische Kirche das Fest der heiligen Barbara. Barbara, geboren Ende des 3. Jahrhunderts in Nikomedia, dem heutigen Izmit oder in Heliopolis, dem heutigen Baalbek, starb nach der Überlieferung um 306 in Nikomedia als Märtyrerin unter Galerius Valerius Maximinus, genannt Daja. Als eine der 14 Nothelfer wird Barbara besonders zum Schutz vor jähem Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen. Bekannt ist sie vor allem als Bergbauheilige. Dies hängt mit einer der vielen Legenden zusammen: So soll sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, weil er eine Heirat verhindern wollte. Als er auf Reisen war, ließ Barbara sich heimlich taufen. Auf der Flucht vor ihrem Vater soll sie durch eine Bergspalte entkommen sein und Unterschlupf bei einem Hirten gefunden haben, der sie schließlich verriet. Im Rheinland galt Barbara lange als Begleiterin des Nikolaus und bescherte die Kinder. Zum Namensfest der heiligen Barbara am 4. Dezember werden Zweige als „Barbarazweige” von Apfel- oder Kirschbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt. Sie sollen am Weihnachtsfest blühen und damit symbolisch für Jesus, den „Spross aus der Wurzel Jesse” stehen. Die für eine gute Todesstunde und gegen jähen Tod angerufene Heilige wird dargestellt mit einem Turm mit drei Fenstern, Kelch und Hostie, Kanonenrohr oder Fackel. Sie gilt als Patronin der Bergleute, Architekten, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Glöckner, Glockengießer, Feuerwehrleute, Totengräber, Artilleristen und Waffenschmiede; der Mädchen, Gefangenen und Sterbenden. Im Bochumer Bergbaumuseum findet sich eine der umfangreichsten Sammlungen der Heiligen Barbara. Mehr unter: http://www.bergbaumuseum.de.

Seliger Adolph Kolping: Der 4. Dezember ist der Gedenktag eines Mannes, nach dem rund 1.000 Straßen und Plätze in Deutschland benannt sind. Der als „Gesellenvater“ bezeichnete Priester, Sozialreformer und Publizist Adolph Kolping wurde am 8. Dezember 1813 als Sohn einer Tagelöhnerfamilie in Kerpen geboren. Als gelernter Schuhmacher zog er selbst zehn Jahre lang als „fahrender Geselle“ von Ort zu Ort. Mit 23 Jahren besucht Kolping abermals die Schule, macht Abitur in Köln und studiert Theologie in München und Bonn. 1845 in Köln zum Priester geweiht, ist er zunächst vier Jahre lang als Kaplan in Wuppertal-Elberfeld. 1849 nach Köln versetzt, gründet er dort den ersten katholischen Gesellenverein, um damit jungen Handwerksgesellen Halt und Heimat zu geben. Er starb am 4. Dezember 1865 in Köln und ist in der Minoritenkirche bestattet.
Am 27. Oktober 1991 sprach Papst Johannes Paul II. den „Gesellenvater“ selig. Sein Geburtsort mit der neuen Ausstellung im Kolpingmuseum präsentiert sich offiziell als „Kolpingstadt Kerpen“. Das Kolpingwerk mit Sitz in Köln gehört zu den großen Sozialwerken der Katholischen Kirche. Schwerpunkt ist Deutschland mit einer Zahl von 245.000 Mitgliedern, davon etwa 40.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Bereich der Kolpingjugend. Vor Ort sind die Mitglieder des Kolpingwerkes Deutschland in 2.500 Kolpingsfamilien organisiert; diese bilden im Bereich eines Bistums jeweils den Diözesanverband. Allein in NRW sind rund 100.000 Mitglieder in 800 Kolpingsfamilien organisiert. Das Kolpingwerk Deutschland ist Teil des Internationalen Kolpingwerkes, das in 61 Ländern mit mehr als 7.300 Kolpingsfamilien und über 400.000 Mitgliedern engagiert ist. Die Homepage des Kolpingwerks mit allen Informationen über Aufgaben, Ziele und Leben Adolph Kolpings: www.kolping.de  

Nikolaus von Myra: Oft wird schon am 5. Dezember gefeiert, am 6. Dezember steht er als einer der bekanntesten und beliebtesten Heiligen des Kirchenjahres auf dem Kalender: Der Hl. Nikolaus. Geboren um 280/286, wurde er um 300 zum Metropoliten von Myra an der heute türkischen Mittelmeerküste geweiht. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Galerius gerät er um 310 in Gefangenschaft, wird gefoltert und tritt auf dem Konzil von Nizäa 325 auf, wo er für die Wesensgleichheit der drei göttlichen Personen eintritt. Weit verbreitete Legenden stellen Nikolaus als Helfer in Hungersnöten und besonderen Freund der Kinder dar. Er starb an einem 6. Dezember zwischen 345 und 351 in Myra in Lykien, dem heutigen Demre.
Sein Kult entwickelte sich etwa 200 Jahre später in Griechenland und dann in den slawischen Ländern, im 8. Jahrhundert verbreitete er sich von Rom aus auch in Mittel- und Südeuropa. Um 980 entstand in Deutschland die erste Nikolauskirche in Brauweiler. Zwischen dem 11. bis zum 16. Jahrhundert wurden diesseits der Alpen über 2.200 weitere Kirchen nach dem Heiligen Nikolaus benannt. Die Verehrung von Nikolaus in Deutschland förderte im 10. Jahrhundert besonders Kaiserin Theophanu, griechische Ehefrau des Kaisers Otto II.. Schon damals entstand der Brauch, dass Nikolaus die Kinder beschenkt.
Im Mittelalter wählten Klosterschüler am Vorabend des Festes einen „Kinderbischof“ und Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Der Kinderbischof, bekleidet mit einer Mitra und den Gewändern eines Bischofs bestrafte Schüler oder belohnte sie mit Süßigkeiten. Dargestellt wird er als Bischof mit drei Goldkugeln, drei Broten, drei Steinen oder Pökelfass mit drei Knaben sowie mit Schiffen. Er ist vor allem Patron von Russland, Lothringen; der Kinder, der Schüler, Studenten und Schiffer. Mehr: www.bischof-nikolaus.de, www.nikolaus-von-myra.de, www.weihnachtsmannfreie-zone.de.

Ambrosius von Mailand: Ambrosius, am 7. Dezember auf dem Kalender, ist neben Augustinus, Gregor dem Großen und Hieronymus einer der vier großen lateinischen Kirchenlehrer und wird auch „Vater des Kirchengesangs" genannt. Geboren um 339 in Trier als Sohn eines hohen Staatsbeamten, wuchs er in Rom auf, widmete sich klassischen und juristischen Studien und schlug erst eine politische Laufbahn ein. Als junger Konsul von Mailand schlichtet er einen Streit und wird als Ungetaufter selbst zum Bischof von Mailand gewählt. Der Prediger bekehrt Tausende zum Christentum, wird Berater der römischen Kaiser, dichtet Hymnen, ist Komponist und Schriftsteller. Bis heute gibt es eine Wallfahrt zum Grab in Mailand, wo er besonders verehrt wird.

Maria Immaculata: Der 8. Dezember ist Feiertag in vielen Ländern – so in Argentinien, Italien, Spanien, Österreich und Teilen der Schweiz. Das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ erreichte als „Fest der Empfängnis Mariens“ im 9. Jahrhundert von Konstantinopel aus Süditalien und Sizilien und setzte sich auf dem Kontinent besonders von England aus durch. Papst Sixtus IV. (1471-1484) führte das liturgische Fest der „Immaculata“ für die gesamte katholische Kirche ein, das Konzil von Trient (1545-1565) stellte fest, dass Maria von den Aussagen der Erbsündenlehre ausgenommen ist. Unter Papst Clemens XI. weitete sich das Fest ab 1708 auf die gesamte katholische Kirche aus. Papst Pius IX. verkündete mit der Bulle „Ineffabilis Deus“ („Der über alle Worte erhabene Gott“) vom 8. Dezember 1854 den Glaubensgehalt als Dogma. Gemeint ist die gesamte irdische Existenz von Maria, die unter allen Menschen zur Mutter Jesu bestimmt wurde. Impulse für die Volksfrömmigkeit kamen aus den Marienerscheinungen im südfranzösischen Lourdes, wo sich die Muttergottes der Seherin Bernadette Soubirous 1858 als die „unbefleckt Empfangene“ offenbarte. Der katholische Feiertag, nach dem lateinischen Namen des Dogmas auch Fest der „Immaculata“ genannt, wird weltweit am 8. Dezember begangen.

Luzia: Rund um den 13. Dezember erinnern Lichterfeiern an eine frühe Christin, die aus Syrakus in Sizilien stammt. Lucia (lat. „die Leuchtende“ oder „Lichtträgerin“) setzte sich für verfolgte Christen ein und brachte nach der Legende mit einem Lichterkranz auf den Kopf Brot in die Verstecke. Als man sie selbst als Christin erkannte, wurde sie mit dem Tod bestraft. Ihr Gedenktag wird vor allem in Schweden mit dem vorweihnachtlichen Lucia-Fest gefeiert, zunehmend aber auch in Deutschland (http://www.lucia-markt.de).

Sonntag, 03.12.2017