Kirchentagsstimmung: eine Stadt trägt rot-weiß

von Manfred Rütten

Donnerstag, 04.06.2015

zwei junge Frauen mit brennenden Kerzen vor der nächtlichen Skyline von Dresden
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Beim traditionellen "Abend der Begegnung" erstrahlt die gastgebende Kirchentagsstadt im Schein von vielen Zahntausend Kerzen.

Das Stuttgarter Straßenbild wird in diesen Tagen durch zwei Farben geprägt: rot und weiß. Schuld daran ist diesmal aber nicht der VfB Stuttgart mit seinen Vereinsfarben, sondern der berühmte Kirchentagsschal.

80.000 rot-weiße Halstücher mit dem aufgedruckten Motto "Damit wir klug werden" hat der Kirchentag geordert und an die Besucher gegen eine Spende von mindestens zwei Euro abgegeben. Mit dem Erlös unterstützt der Kirchentag den Fairen Handel. Wie immer fanden die Schals bislang reißenden Absatz und werden bis zum Ende des Kirchentages als Gürtel, Kopftuch oder Schal um alle möglichen Körperteile geschlungen. Viele Besucher kaufen ihn als Erkennungszeichen und Erinnerungsstück. Abseits des Kirchentages wird er dagegen kaum getragen, wie eine Besucherin gestand: "Man zieht ihn – da muss man ehrlich sein - Zuhause ja nicht um und zeigt mit diesem Schal Flagge. Hier (i.e. auf dem Kirchentag) ist Kirche ganz aktuell, und Zuhause ist man schon mal ein bisschen schüchtern mit Kirche. Man zeigt nicht immer, dass man Christ ist. Manchmal versteckt man das auch, und so ist das mit dem Schal auch."

Genauso wie der Schal gehören auch Lichter und Musik zu jedem Evangelischen Kirchentag. Besonders eindrucksvoll kommen beide immer am "Abend der Begegnung" zum Einsatz. Dieses schon traditionelle Straßenfest am Eröffnungstag mit vielen Imbiss- und Infoständen, an denen sich die gastgebende Landeskirche und ihre Regionen präsentieren, endet stets mit einem Abendsegen mit vielen Tausend Kerzen und einem Abendlied aus Tausenden von Kehlen.

Auch sonst lässt sich auf dem Kirchentag sehr viel Musik erleben. Nicht nur in organisierter Form wie zum Beispiel im Zentrum Kirchenmusik oder auf einer der vielen Bühnen, sondern auch völlig spontan. So passiert es durchaus, dass ein Posaunenchor vor einer Veranstaltungshalle ein kleines Konzert gibt oder dass Kirchentagsbesucher in der S-Bahn plötzlich einen Choral anstimmen.

Die Beispiele zeigen: Die Stimmung auf dem Kirchentag ist vielerorts heiter und gelöst, und die meisten Besucher sind es auch, wie unsere Umfrage ergeben hat: "Die Atmosphäre gefällt mir. // So viele freundliche und nette Leute auf einem Haufen, die gibt´s eigentlich nur auf dem Kirchentag. // (…) da wo der eröffnet wurde, fand ich die Musik und die Lieder schön. // Und allgemein find ich es einfach auch so toll, dass man mit vielen Menschen, die den gleichen Glauben haben, hier zusammenkommen kann."
Donnerstag, 04.06.2015