Hunger-Katastrophe im Südsudan

von Stefan Klinkhammer

Montag, 17.04.2017

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Bild: © Steffi Frels / Steffi Frels

Es ist eine dramatische Situation: 21 Millionen Menschen in Ost-Afrika droht eine schlimme Hungersnot, u.a. ausgelöst durch eine jahrelange extreme Trockenheit. Mehr mit Stefanie Frels und Manuela Roßbach - beide sind gerade aus dem Südsudan zurück ...

INFO: Gewalt, Dürre und Armut - das Land im Zentrum Afrikas könnte kaum größere Probleme haben. Der Kampf ums Öl führte den Südsudan in den Abgrund. Nun droht ein großes Sterben - wenn nicht schnell mehr Hilfe kommt. Der Südsudan, der 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erlangte, zählt zu den sechs Ländern der Region, in denen die Vereinten Nationen die schlimmste Hungerkatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg aufziehen sehen, wenn nicht schnell deutlich mehr Hilfe kommt. Von den mehr als 20 Millionen bedrohten Menschen leben allein 7,5 Millionen im jüngsten Land der Welt und sind auf ausländische Hilfe angewiesen. Das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung; viele Notleidende, besonders Kinder, sind bereits extrem mangelernährt. „Es geht bergab, nicht bergauf“, sagt Manuela Roßbach, Geschäftsführerin des Bündnisses „Aktion Deutschland Hilft“ (ADH). „Doch es fehlt dramatisch an Spenden.“ Das lastet Roßbach auch einer schleppenden Berichterstattung der Medien an.
Wegen endloser Dürre und bewaffneter Konflikte könnten auch in Nigeria, Kenia, Äthiopien, Somalia und Jemen Millionen Menschen verhungern. Im Südsudan, doppelt so groß wie Deutschland, sei die Lage besonders schlimm, berichtet die ADH-Geschäftsführerin von einer Inspektionsreise im März. „Es gibt dort praktisch keine Infrastruktur. LKW bleiben stecken oder werden von Milizen überfallen. Große Gebiete erreicht man nur mit dem Flugzeug, und in der Regenzeit geht oft gar nichts.“ Dabei könnte das Land seine Menschen ernähren, ist Roßbach überzeugt. Es gebe bei richtiger Bewässerung viele fruchtbare Zonen wie entlang des Weißen Nils. Doch immer wieder flammen die Kämpfe auf und machen die meist von Frauen zu leistende Feldarbeit zum tödlichen Risiko. Inzwischen kämpfen rund 40 Milizen mit oder gegen die sogenannte Regierungsarmee, auch sie nur ein enthemmter Haufen, der vergewaltigt und mordet, niederbrennt und vertreibt. Was Ende 2013 als Kampf ums Öl begann, spielt sich nun entlang ethnischer Grenzen ab. Neben den größeren Völkern der Dinka von Präsident Kiir und den Nuer von Machar wollen weitere Stämme am Reichtum teilhaben. Die UN warnten bereits vor Völkermord-Szenarien. 3,5 Millionen Binnenflüchtlinge zählt der Konflikt.
Das Schlimmste, ein Massensterben durch Hunger, könnte aus Sicht der Entwicklungshelfer aber noch verhindert werden - nur schnell müsse es gehen, sagt Manuela Roßbach. „Wir brauchen schnell mehr Mittel, und die Hilfe muss schneller zu den Menschen gelangen“, so Roßbach. (KNA)
 
Spendenaufruf Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm
„Millionen Menschen am Horn von Afrika droht der Hungertod.“ Mit diesen Worten machen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, auf die dramatische Situation im östlichen Afrika aufmerksam. Eine langanhaltende Dürreperiode in der gesamten Region und der Bürgerkrieg im Südsudan haben zu erheblichen Ernteausfällen geführt. „Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie Menschen an Entkräftung und Unterernährung sterben“, so die Repräsentanten der beiden großen Kirchen in Deutschland, die „die Gläubigen zum Gebet und zu konkreter Hilfe für die Notleidenden aufrufen“.
Neben dem Südsudan sind besonders Uganda, Kenia, Somalia und Äthiopien von den katastrophalen Entwicklungen betroffen. Die extreme Trockenheit hat das Weideland der Hirten und Nomaden veröden lassen. Im Südsudan verschlimmert der lang anhaltende Bürgerkrieg die Lage weiter. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass in der Region mehr als 20 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sind. Im Südsudan und in Kenia wurde der nationale Notstand ausgerufen. „Die Krise wird dadurch verschärft, dass die Menschen nicht nur unter Hunger und Mangelernährung leiden, sondern viele vor der andauernden Gewalt auf der Flucht sind. Die Situation in den Flüchtlingslagern ist dramatisch“, so Kardinal Marx. Landesbischof Bedford-Strohm richtet den Blick auf die besonders verwundbaren Gruppen: „Wie so oft, trifft es die Ärmsten der Armen besonders hart: die Kranken, die Alten und die Kinder. Dieses Leid unserer Mitmenschen darf uns in Deutschland nicht unberührt lassen.“
Für die katholische Kirche sind Caritas international, das auf Katastrophenhilfe spezialisierte Werk des Deutschen Caritasverbandes, und das Bischöfliche Hilfswerk Misereor, für die evangelische Kirche die Diakonie Katastrophenhilfe mit ihren Partnern vor Ort tätig. Sie stellen den notleidenden Menschen Lebensmittel und Saatgut zur Verfügung und eröffnen ihnen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zugleich wird an einer dauerhaften Ernährungssicherung und an der Entwicklung klimatisch angepasster landwirtschaftlicher Methoden gearbeitet. Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm bitten um großzügige Unterstützung für die Arbeit der Hilfswerke.
 
Spendenmöglichkeiten:
Kindermissionswerk Die Sternsinger
Pax-Bank eG, IBAN: DE 95 3706 0193 0000 0010 31, BIC: GENODED1PAX, Stichwort: Südsudan
Aktion Deutschland hilft
Spendenkonto: IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30, Stichwort: Hunger in Afrika,
Spendenhotline: 0900 55 10 20 30, (dt. Festnetz gebührenfrei, mobil höhere Kosten)
Caritas international
Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, BIC: BFSWDE33KRL, Stichwort „Hungerkrise Ostafrika“
Misereor
Pax Bank Aachen, IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10, BIC GENODED1PAX, Stichwort: „Ostafrika“.
Diakonie Katastrophenhilfe
Evangelische Bank, IBAN: DE68520604100000502502, BIC: GENODEF1EK1, Stichwort: „Afrika Hungerhilfe“
 
Unsere Gesprächspartnerinnen:
Stefanie Frels, Länderreferentin für den Südsudan, Kindermissionswerk ,Die Sternsinger’, Stephanstraße 35, 52064 Aachen, Tel: 0241 /44 61-0, Mail: kontakt@sternsinger.de, Internet: www.sternsinger.de
Manuela Roßbach, Geschäftsführender Vorstand „Aktion Deutschland Hilft e.V.“, Bündnis deutscher Hilfsorganisationen, Willy-Brandt-Allee 10-12, 53113 Bonn, Tel.: 0228 / 24292 – 0, Fax: 0228 / 24292 – 199, Internet: www.aktion-deutschland-hilft.de
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