Hausbesuch: die syrisch-orthodoxe Kirche in Herne

von Carsten Griese

Sonntag, 20.03.2016

Ikonenbild aus der orthodoxen Kirche
Beitrag anhören

Ikonen wie diese sind typisch für die orthodoxen Kirchen des Ostens.

Auf der Suche nach fremdsprachigen Gemeinden, die in NRW Zuhause sind, sind wir diesmal in Herne fündig geworden. Dort gibt es eine Kirche, die fast 2000 Jahre alt ist und in der heute noch die Sprache Jesu gesprochen wird: aramäisch.

Nach der urchristlichen Gemeinde von Jerusalem ist die syrisch-orthodoxe Kirche die zweitälteste Kirche der Welt. Ihre Wurzeln gehen zurück auf die Missionstätigkeit der Apostel Petrus und später Paulus im Gebiet des damaligen Antiochien – einer Region ca. 500 km nördlich von Jerusalem am Orontes in der Nähe der Mittelmeerküste. In der Apostelgeschichte der Bibel lässt sich noch heute nachlesen, welche herausragende Bedeutung die syrische Kirche von Antiochien bei der Entstehung und Ausbreitung der Christenheit spielte. In Antiochia wurden die Jünger zum ersten Mal "Christen" genannt (vgl. Apostelgeschichte, Kap.11, Vers 26)

Weltweit hat die syrisch-orthodoxe Kirche heute etwa zwei Millionen Mitglieder, Dreiviertel davon gehören zur Syrisch-Orthodoxen Kirche von Malankara in Südindien. In Deutschland leben derzeit etwa 100.000 syrische Christen. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es 16 syrisch-orthodoxe Gemeinden, darunter auch die im Beitrag vorgestellt Gemeinde von Pfarrer Samuel Gümüs in Herne.

Die österreichische Internetseite www.pro-oriente.at kommt in ihrer Beschreibung der Glaubensgemeinschaft zu der Einschätzung: "Während die Syrisch-Orthodoxe Kirche in der weltweiten Diaspora sich eines regen kirchlichen Gemeindelebens erfreut und immer wieder neue Diözesen, Pfarren und Klöster errichtet, ist sie in ihren einstigen Stammländern in ihrer Existenz bedroht." Die Ursache hierfür liegt in den langjährigen Krisen und Konflikten im Nahen und Mittleren Osten (wie etwa dem seit fünf Jahren andauernden syrischen Bürgerkrieg), aber auch an politischen Repressionen. In der Türkei zum Beispiel haben sie dazu geführt, dass die Zahl der syrisch-orthodoxen Christen dort seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von einstmals 150.000 auf nur noch 2.000 gesunken ist.

Das geistliche Zentrum der syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland liegt in Warburg bei Paderborn. Hier wurde 1997 das Erzbistum Deutschland gegründet. Der Bischofssitz ist im ehemaligen Dominikanerkloster in Warburg, das nun nach Jakob von Sarug benannt ist. Mehr Infos unter https://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Syrisch-orthodoxe_Kirche.html
Sonntag, 20.03.2016