Glaube, Kirche, Politik

von Christof Beckmann

Sonntag, 26.02.2017

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Noch laufen die tollen Tage, aber die Fastenzeit kommt bestimmt. Zeit, um in sich zu gehen und aktiv zu werden. Denn Einmischen scheint angesagt – nicht nur, weil wir uns in einem wichtigen Wahljahr befinden und eine Menge steht auf der Tagesordnung...

INFO: Soll sich Kirche in gesellschaftlichen Fragen einmischen? Nein, meinte jüngst der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Johannes Singhammer (CSU). In der ZEIT-Beilage „Christ & Welt“ forderte er die Kirchen zu mehr Zurückhaltung in politischen Fragen auf. Mehrfach hatte sich auch Bayerns Finanzminister Markus Söder, selbst Mitglied der bayerischen Landessynode, in diese Richtung geäußert – eine Meinung, die inzwischen vielfach zurückgewiesen wurde, auch vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn erklärte, wenn sich Bischöfe, Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken oder Mitglieder von Pax Christi in die Politik einmischten, äußerten sie sich „als stimmberechtigte Akteure der Zivilgesellschaft und nehmen ein demokratisches Grundrecht in Anspruch“, sagte er dem Internetportal katholisch.de in Bonn.

Denn nicht zuletzt Glaube und Bibel geben wesentliche Impulse für das aktive gesellschaftliche Wirken, zu denen sich wichtige Dokumente auch in der Pastoralkonstitution „Freude und Hoffnung“ (Gaudium et spes) des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) finden. Dazu hat just Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in der vergangenen Woche ein neues Buch veröffentlicht. „Gaudium et spes“, so der Sozialbischof, fordere die Christen auf, die Welt mitzugestalten, anstatt sich in eine konfessionelle Parallelwelt zurückzuziehen. (Franz-Josef Overbeck (Hg.), Freude und Hoffnung. Die Kirche in der Welt von heute und die Aktualität des Konzils. Mit Beiträgen von Franz-Xaver Kaufmann, Karl Kardinal Lehmann und Franz-Josef Overbeck. Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2017, 12 Euro).

Auch die Caritas meldete sich zu Wort: Im Blick auf die NRW-Landtagswahl ruft etwa derzeit der Diözesan-Caritasverband mit besonderen „Wahlscheinen“ dazu auf, für die freiheitliche Demokratie und für eine Gesellschaft ohne Fremdhass einzutreten. Zugleich problematisiert der größte Wohlfahrtsverband in Deutschland auch aktuelle „Knackpunkte“ im Sozial- und Gesundheitssektor wie bei der Kita- und Krankenhausfinanzierung oder die Herausforderungen bei der Integration. Ausführliche Infos zu diesen Problemlagen bieten „Spezial-Ausgaben“ des Flyers zu den Arbeitsfeldern: Altenhilfe, Migration/Flüchtlinge, Krankenhäuser, Kitas, Offene Ganztagsschule, Arbeitslosigkeit, Ehrenamt und Wohnen. Unter dem Stichwort „Das sollte im Koalitionsvertrag stehen“ macht die Caritas Formulierungsvorschläge zur Problemlösung. Flyer und Motive im Netz zu finden unter www.caritas-paderborn.de. Zu diesen Themen laden alle fünf diözesane Caritasverbände gemeinsam für den 2. April zum Austausch mit Landespolitikern und Landtagskandidaten, Caritas-Experten und Verantwortlichen aus allen Ebenen der Verbände ein.

Unter den aktuell im politischen Bereich diskutierten Fragen stand zuletzt die Sammelabschiebung von Afghanen im Mittelpunkt. Dazu äußerten sich die obersten Repräsentanten der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx, sehr kritisch. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz nannten ein generelles Abschieben „außerordentlich fragwürdig" und erklärten: „Das geht so nicht." Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, vielfach medial präsent, wendet sich in regelmäßigen Wortmeldungen immer wieder gegen problematische Entwicklungen. Wiederholt spricht sich für eine klare Abgrenzung der Kirche gegen rechtspopulistische Bewegungen und für die Notwendigkeit eines entschiedenen Widerstandes aus. In einem Mitte Januar erschienenen Sammelband der „Edition Herder Korrespondenz“ betont der Erzbischof, dass die Kirche für die ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt eintritt: „Christen unterscheiden nicht nach Herkunft, Kultur oder Religion, sondern erkennen in jedem Menschen das Abbild Gottes.“ (Stefan Orth und Volker Resing (Hrsgg.), „AfD, Pegida und Co. - Angriff auf die Religion?" Verlag Herder, Freiburg, 208 Seiten, 16,99 Euro. ISBN: 978-3-451-27466-4: In dem Buch kommen Politiker, Theologen, Politikwissenschaftler sowie andere Experten und Kirchenvertreter zu Wort. Zu den Autoren gehören der Dresdner Politikwissenschaftler Werner J. Patzelt, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, und sein Amtsvorgänger Hans Joachim Meyer sowie der Wiener Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner. Mit Beiträgen von: Hans Joachim Meyer, Werner J. Patzelt, Andreas Püttmann, Thomas Sternberg, Kardinal Rainer Maria Woelki, Paul Michael Zulehner u.a.)

Mit dem traditionellen Sozialpolitischen Aschermittwoch der Kirchen markieren in diesem Jahr wieder das Bistum Essen und die Evangelische Kirche im Rheinland Positionen. Der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff spricht am Mittwoch, 1. März, um 10.30 Uhr während eines ökumenischen Gottesdienstes im Essener Dom am Burgplatz zum Thema „Wir müssen uns bekennen! Über Freiheit und Haltung“. Die Feier gestalten Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, und Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Mehr: www.bistum-essen.de.

Nicht zuletzt stehen der vom 6.-9. März im Bensberger Kardinal-Schulte-Haus tagenden Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) auch in diesem Jahr neben kircheninternen Beratungen wieder Fragen zum gesellschaftlichen Zusammenleben auf der Tagesordnung. Ein Pressegespräch steht ausdrücklich unter dem Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt oder Auflösung des Gemeinwohls? Aktuelle Fragen im Spannungsfeld von sozialer Gerechtigkeit, wachsendem Populismus und dem Auftrag der Kirche“. Mehr: www.dbk.de
 

Fotowettbewerb zu Katholikentagsmotto „Suche Frieden“
Das Bistum Münster veranstaltet zum Katholikentag 2018 einen Fotowettbewerb. Profis und Hobbyfotografen sind eingeladen, Bilder zum Leitwort „Suche Frieden“ kreativ umzusetzen und einzureichen. Der Wettbewerb erfolgt in Kooperation mit dem Magazin und Onlineportal fotoforum.de. Die zehn Erstplatzierten können an Fotoworkshops in der Katholischen Akademie Stapelfeld teilnehmen. Weitere bis zu 20 ausgewählte Arbeiten werden mit den prämierten Fotos zu einer Ausstellung zusammengeführt. Einsendeschluss ist der 2. Juli. Der 101. Deutsche Katholikentag findet vom 9. bis 13. Mai 2018 in Münster statt. (https://www.fotoforum.de/suchefrieden)

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