Engel von Kalkutta wird heiliggesprochen

von Christof Beckmann

Sonntag, 28.08.2016

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Foto: Vatikanbriefmarke zur Heiligsprechung / Wappen Papst Franziskus

Rund um die Welt war die Trauer groß, als sie am 5. September vor 19 Jahren starb: Mutter Teresa von Kalkutta. Papst Johannes Paul II sprach sie schon sechs Jahre nach ihrem Tod selig; heute wird Papst Franziskus sie offiziell heiligsprechen. ...

INFO: Sie war eine kleine, gebückte Frau in weißblauem Gewand, die Hände gefaltet, das Gesicht zerfurcht. Doch viele Menschen haben Mutter Teresa (1910-1997), den „Engel von Kalkutta“, schon zu Lebzeiten wie eine Heilige verehrt. Nun wird die berühmte Missionsschwester am 4. September heiliggesprochen, 19 Jahre nach ihrem Tod. Papst Franziskus leitet den Festakt auf dem Petersplatz in Rom.

Am 17.12.2015 hatte der Vatikan das nötige Heilungswunder bestätigt und damit den Prozess zur Heiligsprechung der aus Albanien stammenden Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin abgeschlossen. Die Heiligsprechung ist in der katholischen Kirche eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme zu Gott. Nach dieser „Kanonisation“, die im Rahmen eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden. Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung, nach der eine regionale Verehrung des Seligen zugelassen ist. Das bereits zwei Jahre nach Mutter Teresas Tod begonnene Verfahren war 2003, nur sechs Jahre nach ihrem Tod, abgeschlossen worden. Die in Anwesenheit von rund 300.000 Menschen in Rom stattgefundene Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. (1978-2005) beendete eines der kürzesten Verfahren der Geschichte.

Mutter Teresa, am 26. August 1910 als Albanerin mit bürgerlichen Namen Agnes Gonxha Bojaxhiu im heute mazedonischen Skopje geboren, wollte schon als Schulmädchen Missionsschwester werden. Mit 18 Jahren trat sie bei den Loreto-Schwestern im irischen Dublin ein, die sie als Lehrerin nach Kalkutta sandten. 1948 verließ sie diese Gemeinschaft, um in eines der schlimmsten Elendsviertel von Kalkutta überzusiedeln und dort das Leben der Armen zu teilen. Schon ein Jahr später konnte sie mit einheimischen jungen Frauen die Gemeinschaft der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ (Missionaries of Charity, MC) bilden, die 1950 vom Vatikan als Einrichtung diözesanen Rechts die offizielle Anerkennung erhielt. Ordenstracht ist der weiße Sari mit dem blauen Band. Für ihr Werk wurden ihr zahlreiche Ehrungen zuteil, unter anderem 1973 der Templeton-Preis, 1975 der Albert-Schweitzer-Preis, 1979 der Friedensnobelpreis und 1996 die Ehrenstaatsbürgerschaft der USA. Im März 1997 gab Mutter Teresa beim Generalkapitel die Ordensleitung an Schwester Nirmala Joschi ab. Am 5. September 1997 starb Mutter Teresa 87-jährig in Kalkutta.

Heiligsprechung im TV: Das ZDF überträgt die Heiligsprechung von Mutter Teresa im September live. Die Berichterstattung startet am 4. September um 10.00 Uhr mit einem „ZDF spezial“, um 10.30 Uhr beginnt der Gottesdienst mit Papst Franziskus. Moderiert wird die Live-Übertragung von Andreas Klinner und Michaela Pilters.

 

„Missionarinnen der Nächstenliebe“: Die Gemeinschaft „Missionarinnen der Nächstenliebe“ gilt als eine der erfolgreichsten Ordensgründungen des 20. Jahrhunderts. Sie ist weltweit in mehr als 130 Ländern vertreten und zählt nach Vatikanangaben rund 5.300 Schwestern in weltweit 762 Häusern. Etwas mehr als 400 Mitglieder hat der männliche Zweig. Geleitet wird der Orden seit 2009 von der aus dem münsterländischen Groß Reken stammenden Mary Prema Pierick (63).

Hauptaufgabe ist die Hilfe für Kranke, Arme und Obdachlose. In Sterbehäusern werden Todkranke gepflegt, in Schulen und Waisenhäusern Kinder betreut. Neben den drei klassischen Gelübden der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams verpflichten sich die Schwestern auch zum Dienst an den Ärmsten der Armen. 1976 wurde in New York ein kontemplativer Zweig der Missionarinnen der Nächstenliebe gegründet, der sich vor allem dem Gebet widmet. 1979 errichteten Schwestern Mutter Teresas die erste deutsche Niederlassung in Essen. Weitere Häuser entstanden in Berlin- Kreuzberg, Chemnitz, Mannheim, Hamburg, München und Frankfurt am Main.

Kontakt: Missionarinnen der Nächstenliebe, Elisenstraße 15, 45139 Essen, Tel. 0201 / 23 56 41.

Werke: Der einfache Weg, Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach, 1997; Leben, um zu lieben, Herder, Freiburg, 1999; Was zählt, ist das Herz. Gebete, Gedanken Meditationen, Benno-Verl., Leipzig, 2004. Thomas T. Mundakel: Der Engel der Armen. Mutter Teresa, die Biographie, Pattloch Verl., München, 2003.

Dossier Heiligsprechung von Mutter Teresa: http://www.dbk.de/themen/mutter-teresa/

Video von missio Aachen über die Glaubenszeugin Mutter Teresa: Zum Video

 

„Heiliges Jahr der Barmherzigkeit“: Papst Franziskus hat am Samstag, 11. April, mit der feierlichen Lesung von Teilen aus einer eigenen Bulle (Urkunde) ein außerordentliches „Heiliges Jahr” ausgerufen. Es begann am 8. Dezember 2015 und endet am 20. November 2016.
Das Heilige Jahr ist dem Thema Barmherzigkeit gewidmet. Sie gilt als Leitbegriff des Christentums, der das zentrale Wesen Gottes beschreibt. Zahlreiche Gleichnisse verdeutlichen dies – so die Geschichte des barmherzigen Samariters (Lk 10,25-37), aber auch die Bergpredigt („Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen”, Mt 5,7). Konkret gelebt wird Barmherzigkeit nach christlicher Tradition in den sogenannten „Sieben Werken der leiblichen Barmherzigkeit”, die sich an alle Menschen ungeachtet ihrer Religion und Herkunft richten: Dazu gehört Hungrige zu speisen, Dürstenden zu trinken zu geben, Nackte zu bekleiden, Fremde aufzunehmen, Kranke und Gefangene zu besuchen sowie Tote zu begraben.
Biblisches Vorbild ist das Jubeljahr (Levitikus 25), ein alle 50 Jahre begangenes Erlassjahr. Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen, der angesichts verbreiteter Endzeitstimmung erstmals einen besonderen vollständigen Ablass für Rom-Pilger gewährte. Dieser sollte zunächst alle 100 Jahre wiederholt werden, doch seit 1450 ist ein 25-jähriger Turnus üblich. Danach wäre das nächste Heilige Jahr eigentlich erst 2025 gewesen – das letzte ordentliche Heilige Jahr fand im Jahr 2000 statt, als die Rekordzahl von rund 25 Millionen Pilgern und Touristen nach Rom kamen. Damit ist das bevorstehende Heilige Jahr ist das dritte außerordentliche seit Einführung. Bis heute wurde insgesamt 26 Mal ein ordentliches Heiliges Jahr gefeiert. Das letzte war das große Jubiläum im Jahr 2000. Ein außerordentliches Heiliges Jahr gab es zum Beispiel 1983 anlässlich 1900 Jahren Gedenkens an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi.
Während eines Heiligen Jahres sind Katholiken aufgerufen, nach Rom zu den Gräbern der Apostel zu pilgern und die römischen Hauptkirchen zu besuchen (San Giovanni in Laterano, San Pietro in Vaticano (Petersdom), Santa Maria Maggiore, San Paolo fuori le Mura, San Sebastiano fuori le mura, Santa Croce in Gerusalemme, San Lorenzo fuori le mura) und für einen vollkommenen Sündenablass zu beten. Das Heilige Jahr beginnt traditionell mit der Öffnung der nur zu diesem Zweck dienenden Heiligen Pforte des Petersdoms durch den Papst. Organisator des bevorstehenden Heiligen Jahrs ist der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung mit seinem Präsidenten Erzbischof Rino Fisichella. Anlass für das Heilige Jahr ist das Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) vor genau 50 Jahre am 8. Dezember 1965, das grundlegende Reformen in der katholischen Kirche angestoßen hatte.
Zum Heiligen Jahr 2015/2016 informiert eine Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz unter http://www.dbk.de/heiliges-jahr/home/.
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Klostermarkt in Dalheim

Europas größter Klostermarkt im westfälischen Lichtenau-Dalheim feiert am 27. und 28. August 2016 seinen 15. Geburtstag: Dazu kommen rund 200 Ordensbrüder und –schwestern aus rund 40 Abteien, Stiften und Klöstern in Österreich, Tschechien, Weißrussland und dem gesamten Bundesgebiet auf das weitläufige, mehr als 7,5 Hektar große Klostergelände, um von 10.00 bis 18.00 Uhr ihre Produkte anzubieten.
Erwartet werden bis zu 15.000 Besucher. Angeboten werden zum Beispiel Ikonen aus einem Kloster im weißrussischen Minsk, Silberschmuck der Eremitinnen des Heiligen Chariton aus dem Großes Walsertal in Österreich und Bier aus dem Kloster Mallersdorf in Niederbayern. Die Abtei Königsmünster in Meschede bietet Töpferwaren an und die Paderborner Jakobusschwestern ihre Kräuterkissen. Das Programm umfasst Konzerte, Handwerksvorführungen, Kinderaktionen und Führungen durch das Museum. Für Samstag ist um 17.00 Uhr ein Gottesdienst unter freiem Himmel geplant.
Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur ist das einzige seiner Art in Europa und zeigt in dem 1803 säkularisierten ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift die Vielfalt klösterlichen Wirkens. Auf fast 1.000 Quadratmetern sind rund 240 sakrale Kunstgegenstände zu sehen. Die Exponate stammen aus Klöstern, Kirchengemeinden, Museen und Privatsammlungen. Pro Jahr besuchen nach Museumsangaben 100.000 Besucher die Ausstellung.
Adresse: LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Am Kloster 9, 33165 Lichtenau. Eintrittspreise: Erwachsene 5 Euro (ermäßigt 2,50 Euro), Kinder von 10 bis 16 Jahren 1,50, (Kinder bis 10 Jahre frei).
Mehr: www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org

Sonntag, 28.08.2016