Denkmal: Mahnen und Erinnern in Ratingen

von Annette Florin

Montag, 21.05.2018

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Foto: Zwangsarbeiter, Bundesarchiv_Bild_101I-185-0135-04

Kurz nach Kriegsende fanden US-Soldaten dort in einem Waldgebiet 11 tote Zwangsarbeiter aus den Niederlanden, Russland und der Ukraine. Opfer des Terrors, die auch 70 Jahre später nicht vergessen werden sollen. Aus einem Geist, der um Versöhnung bittet...

INFO: Unzählige Zwangsarbeiter aus ganz Europa wurden während des II. Weltkrieges zur Arbeit in Nazi-Deutschland gepresst. Viele starben an Entkräftung aufgrund der katastrophalen Zustände im Arbeitseinsatz oder den Lagern oder wurden ermordet – auch unmittelbar vor und nach dem Kriegsende am 8. Mai 1945, als zahlreiche Zwangsarbeiter, deren Namen niemals bekannt wurden, Exekutionen zum Opfer fielen. So liegen etwa auch auf Friedhöfen in Ratingen mindestens 192 Zwangsarbeiter - überwiegend aus Russland, die zum Teil Kriegsgefangene waren. Auch nach ihrem Tode wurde ihnen nochmals Unrecht getan: Die Täter rechtfertigten sich damit, man habe „Plünderer“ oder „Kriminelle“ getötet.

Auch im Fall von elf ermordeten Zwangsarbeitern aus den Niederlanden, Russland und der Ukraine, die im Kalkumer Wald nahe dem Ortsteil Tiefenbroich erschossen und beerdigt wurden: Die Täter waren bei der Tat von einem 16-jährigen Forstlehrling beobachtet und nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen am 8. Mai der deutschen Polizei gemeldet worden. Die von den Alliierten untersuchten und dokumentierten Morde sind gut dokumentiert, die Verantwortlichen aus der Kriminalpolizei Düsseldorf und der Gestapo mussten sich nach dem Krieg der Anklage stellen. Das amerikanische Militär ließ durch das US-Signal-Corps den Fundort der Leichen fotografieren, stadtbekannte Ratinger Nationalsozialisten hatten die Ermordeten zu bergen. Rund 3.000 Menschen nahmen am Sonntag, 13. Mai 1945, freiwillig oder auf alliierte Anordnung an der Beerdigung auf dem Kirchhof von St. Peter und Paul im Ratinger Stadtkern teil. Die Gräber wurden von drei Geistlichen, einem katholischen, einem evangelischen und einem Seelsorger der US-Armee, eingesegnet. Vor 70 Jahren wurden die Opfer in aller Stille auf den Waldfriedhof umgebettet – und sie gerieten in Vergessenheit. Die von den Amerikanern Verurteilten wurden nach wenigen Jahren amnestiert und traten wieder in den Polizeidienst ein. Erst durch Zufall wurden Filmaufnahmen der Exhumierung und Bestattung von 1945 wiedergefunden und rund 50 Jahre später wieder öffentlich gezeigt. Für die Opfer wurde 1999 in unmittelbarer Nähe der ersten Grablegung vor der Kirche St. Peter und Paul das Denkmal „Gebeugt sitzende Figur“ des Bildhauers Thomas Duttenhoefer errichtet.

Montag, 21.05.2018