Das Reformationsjubiläum als Christusfest feiern

von Christine Büttner

Sonntag, 26.07.2015

Kardinal Reinhard Marx und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm
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Kardinal Reinhard Marx (links) und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm (rechts) haben für 2017 gemeisame Feiern vereinbart.

2017 feiert die evangelische Kirche ihren 500. Geburtstag. Mit dem Jubiläum sind aber gleichzeitig auch 500 Jahre Kirchenspaltung verbunden. Kann man das Jahr trotzdem zusammen mit der katholischen Kirche feiern? Die EKD meint: Ja.

Bisher waren die Jahrhundertfeiern der evangelischen Kirche zum Reformationstag stets ein Anlass zur Abgrenzung der Konfessionen voneinander. 500 Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg soll dies laut einer Pressemitteilung der EKD "nach dem Willen der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland im Jahr 2017 erstmals anders werden. Dieses Ziel haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz vereinbart und in einem offiziellen Briefwechsel festgehalten", der am 29. Juni in München offiziell vorgestellt wurde.

Dabei erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, das Reformationsjubiläum 2017 sei im Kern ein Christusfest, denn Martin Luther sei es vor 500 Jahren um nichts anderes gegangen, als neu auf Christus hinzuweisen: "Es ist unser gemeinsames Anliegen heute, (…) deutlich zu machen, welche große Kraft der christliche Glaube auch für unsere Zeit heute hat." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich positiv überrascht von der Initiative: "Das war für die katholische Kirche doch neu, dass die evangelische Kirche hier deutlich und klar gesagt hat, wir wollen unser Reformationsjubiläum nicht feiern ohne Euch. Eine solche Einladung mussten wir nicht nur annehmen, sondern wir haben sie sehr gerne angenommen."

Um das geplante Christusfest mit Leben zu füllen, haben die beiden großen Kirchen auch bereits zwei Termine fest vereinbart. Im Herbst 2016 pilgern Mitglieder des EKD-Rates und der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam nach Israel ins Heilige Land. Er sei froh über diese Reise, sagte Kardinal Reinhard Marx. Sie führe "back to the roots sozusagen, zu den Quellen zurück, und ich hoffe, dass wir vom Heiligen Land aus gemeinsam eine Botschaft auch nach Deutschland richten können, eine Botschaft, die neu deutlich macht, welch ein Schatz es ist, Christ zu sein."

Vereinbart wurde außerdem ein großer gemeinsamer Versöhnungsgottesdienst, der in der vorösterlichen Passionszeit 2017 gefeiert werden soll. Dazu erklärte der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, Ende Juni in München: "Wir werden einander um Vergebung bitten, Gott um Vergebung bitten, für all das, was auch an Schmerzen, an Trennungen aus der Reformation gekommen ist und vor allem dann aber auch aus den Glaubenskriegen, in denen die beiden Konfessionen gegenseitig sich das Lebensrecht abgesprochen haben."
Sonntag, 26.07.2015