Kirchenmusik im Wandel: Gitarre statt Orgel?

von Carsten Griese

Sonntag, 21.09.2014

etwa 30 evangelische Geistliche im Talar und mit Gitarre
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rund 50 evangelische Geistliche kamen vor zwei Jahren zum 1. "Pfarrer-Klampfentag" der Ev. Kirche von Westfalen (EKvW)

Sie gilt als "Königin der Instrumente" und bestimmte über Jahrhunderte den Sound in den Kirchen. Doch seit einigen Jahren bekommt die Orgel zunehmend Konkurrenz: Pfarrerinnen und Pfarrer greifen auch im Gottesdienst gerne mal zur Klampfe.

Für Pfarrerin Andrea Mensing hat die Gitarre als Begleitinstrument einige klare Vorteile. Mit der kann sie zum Beispiel während des Spielens noch Augenkontakt zur Gemeinde halten: "Ich bin nahe dran, ich singe mit, kann sehr schnell reagieren." Anders als die Orgel sei eine Gitarre auch transportabel und könne deshalb auch zu "Außeneinsätzen" problemlos mitgenommen werden – zur Jugendfreizeit genauso wie beim Besuch im Behindertenwohnheim.

Manch Geistlicher greift vielleicht auch aus der Not heraus zur Gitarre, denn ausgebildete Kirchenmusiker, die das Orgelspiel beherrschen, gibt es immer weniger und die Zahl entsprechender Stellen in den Kirchengemeinden sinkt ebenfalls. Der Kirchenmusikdirektor und Beauftragte für Popularmusik in der Ev. Kirche von Westfalen (EKvW), Professor Matthias Nagel, ist nicht grundsätzlich gegen den Gitarreneinsatz in der Kirche, "man sollte dann aber auch wissen wie das gut gemacht wird, die Zupfmuster und Schlagmuster und die ganzen Spieltechniken sollten dann auch stimmen und das Rhythmusgefühl und die Lautstärke."

Bereits zum zweiten Mal nach 2012 hat die EKvW deshalb im August 2014 eigene Gitarrenkurse für kirchliche Mitarbeiter und Geistliche angeboten. Über 40 Teilnehmer - darunter Gemeindepädagogen, Erzieherinnen, Lehrerinnen und Kirchenmusiker – kamen am 22.8. nach Herford in die Hochschule für Kirchenmusik, um beim "Gitarrentag" ihr Spiel zu verbessern.

Frischen Wind in die Kirchenmusik bringen auch Bands mit Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboard, die vor allem in der kirchlichen Jugendarbeit entstehen, aber auch die zahlreichen Gospelchöre, die mit flotten Tönen und fröhlichen Performances viele Menschen auch außerhalb von Kirche begeistern. Für solche modernen Formen der Kirchenmusik bietet sich als Anlaufstelle zum Beispiel der Verband für christliche Popularmusik in der Evangelischen Kirche im Rheinland e.V. mit Sitz in Wuppertal an (www.ekir-pop.de) . 

Sonntag, 21.09.2014