70 Jahre NRW: Das Baptisterium am Dom

von Elvis Katticaren

Sonntag, 28.08.2016

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Foto: KiP-NRW

Noch herrschten fränkische Kleinkönige in der Stadt, als im Osten des Kölner Doms das frühchristliche Baptisterium entstand. Ein Zeugnis der frühen Kirche im Land und heute zugleich ökumenischer Gedenkort für die ungeteilte Christenheit ..

Info: In unserer Landeshauptstadt Düsseldorf wird derzeit ausgiebig gefeiert: 70 Jahre NRW. Das heißt: 16 Bühnen, 500 Zelte und über 3.000 Akteure – seit Freitag steigt die große Party, auch evangelische und katholische Kirche sind dabei, unter anderem mit einer gemeinsamem Bühne am Mannesmannufer, noch bis heute Abend ist dort Programm. Die ganze Bandbreite des kirchlichen Engagements wird dort präsentiert – und wenn wir vom Jetzt mal knapp 1.500 Jahre zurückspringen – da gab es zwar das Land NRW noch nicht – aber einen Ort, an dem man sich der Wurzeln und der langen Tradition des Christentums bei uns im Land erinnern kann: ein sogenanntes Baptisterium, ein großes achtseitiges Taufbecken, das 1866 östlich des Kölner Doms gefunden wurde.

Es wird in das 6. Jahrhundert datiert, entstand über den Mauern eines römischen Wohnhauses und ist mit einem Ziegelgewölbe geschützt. Die im Inneren etwa 2 Meter weite sogenannte Piscina ist mit wasserdichtem Mörtel ausgekleidet, besitzt zwei Einstiegsstufen für Täuflinge und wies wahrscheinlich einen über dem Becken angebrachten Baldachin auf.

Am 3. April 2016 wurde rund um das Baptisterium ein Raum gestaltet und eingeweiht, der das älteste bauliche Zeugnis des Christentums in Köln auch als ökumenischer Gedenkort für die ungeteilte Christenheit wieder in würdiger Umgebung präsentiert. Lichtinstallationen des Kölner Medienkünstlers Mischa Kuball greifen den Grundriss des Ortes sowie die Christussymbole Alpha und Omega auf. Als Teil der Domgrabung ist das Baptisterium im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Während des II. Weltkrieges war der Kölner Dom von 14 schweren Fliegerbomben getroffen worden, Die Zerstörungen brachten aber auch neue Erkenntnisse zur Baugeschichte: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Sein späterer Nachfolger und Reichskanzler Rainald von Dassel brachte 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln und die Stadt trat in die Reihe der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale - Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein - sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden.

An der „Hohen Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“ wurde bis 1560 gebaut, bis der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet werden musste. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere des Doms fertiggestellt, die beiden Türme, vollendet 1880, waren das höchste Bauwerk der Erde. Finanziert wurden die neuen Baumaßnahmen von der preußischen Staatskasse und dem von Kölner Bürgern gegründeten Zentral-Dombau-Verein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Innenraum erst 1956 wiederhergestellt.

Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.

Das für den 15.08.1948 angesetzte Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden am 29.08.1956 wiedereröffnet. Heute besuchen täglich bis zu 20.000 Touristen aus aller Welt den Dom. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt.

Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de

Domführungen (Gruppen): KölnTourismus GmbH, Unter Fettenhennen 19, 50667 Köln, Tel. 0221/2 21-23332, Fax 24848, E-Mail: koelntourismus@stadt-koeln.de, www.stadt-koeln.de.

Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221/92 58 47-30, Fax -31, www.domforum.de. Schwerpunkte: Kirchliche Gruppen, Kinder- sowie Jugendgruppen- und Schulklassen, Führungen für Einzelpersonen und tägliche Multivision über den Kölner Dom (gegenüber Hauptportal). Öffentliche Führungen: Mo.-Sa. 11.00, 12.30 h, Mo.-So. 14.00, 15.30 h, Treffpunkt: Hauptportal innen Erwachsene: € 4,00, Schüler/Studenten: € 2,00, Gebühr für geführte Gruppen: € 13,00.

Öffnungszeiten: Der Kölner Dom ist täglich durchgehend von 6.00-19.30 h geöffnet. Während der Gottesdienste ist eine Besichtigung des Domes nicht möglich. Im Kölner Dom sind nur Gruppenführungen zugelassen, die im Auftrag von KölnTourismus GmbH und Domforum stattfinden.

Gottesdienste: Sonn- und feiertags: 7.00, 8.00, 9.00, 10.00 h; (Kapitelsamt), 12.00, 17.00, 18.30 h. Vesper oder Andacht 18.00 h. Mo-Sa 6.30, 7.15, 8.00, 9.00, 18.30 h. Mittagsgebet: 12 h. Andacht: 18.00 h. Information: Tel. 0221/179 40-200; Fax 02 21/179 40-299.

Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: aplatz@stadtdekanat-koeln.de, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.

NRW wird 70 – Bürgerfest in Düsseldorf
Das 70. Doppeljubiläum von Nordrhein-Westfalen und der Landeshauptstadt Düsseldorf wird derzeit mit einem dreitägigen Bürgerfest zum NRW-Tag 2016 gefeiert: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Thomas Geisel eröffneten es am Freitagabend, 26. August. Eine große Show auf der Hauptbühne am Burgplatz, arrangiert von Dieter Falk, machte sich auf eine musikalische Zeitreise durch die letzten 70 Jahre.
Am Samstag, 27. August, feierten Kardinal Woelki und Präses Rekowski dort einen ökumenischen Gottesdienst. Heute, Sonntag, 28. August, von 11-21 Uhr, erwartet die Gäste eine abwechslungsreiche Festmeile rechts- und linksrheinisch der City: In der Altstadt/der Innenstadt wird auf acht Groß-Bühnen und acht kleineren Bühnen ein buntes Programm geboten. Von der Rheinwiese über die Rheinuferpromenade und die Königsallee bis zum Schadowplatz präsentieren sich Stadt und Land in ihrer ganzen Vielfalt – vom Landtag und Landesministerien, über Rathaus, Düsseldorfer Institutionen und Stadtverwaltung sowie Verbände, Vereine und ehrenamtliches Engagement. Weitere Städte, Gemeinden und Bildungseinrichtungen haben sich für eigene Stände und Aktionen bereits angemeldet. Eine Kulturmeile reicht vom NRW-Forum über den Grabbeplatz mit K20, Kunsthalle über die Carlstadt mit ihren Museen, Instituten und Galerien bis zum K21, dem alten Ständehaus. Alle Institute, Museen, aber auch Galerien und Ateliers sind aufgerufen, ihre Türen zu öffnen. Für die freie Kunstszene soll es eine eigene Bühne geben.
Eine kulinarische Reise – nicht nur durch NRW – bietet das Gourmetfestival auf der Königsallee mit rheinischen und westfälischen Spezialitäten. Auf dem linksrheinischen Rheinufer wird zwischen Oberkassler- und Rheinkniebrücke eine Aktionsfläche mit Blaulichtmeile, Sport und Spiel unter Mithilfe des Technischen Hilfswerkes (THW), Feuerwehr, Sanitätsdiensten, Polizei, Bundeswehr, dem Landesund Stadtsportbund sowie dem vorgezogenen Fest zum Weltkindertag entstehen. Der traditionelle Festumzug des NRW-Tages zieht am Samstag durch die Stadt. Ein Höhepunkt des NRW-Geburtstagsfestes wird der Schiffskorso am Sonntag sein.
Rund 4.000 Akteure helfen mit, das große Programm mit über 700 Aktionen über die Bühne(n) zu bringen und auch für Abwechslung in den 317 Zelten auf der Festmeile sorgen. Landtag und Staatskanzlei bieten Tage der offenen Tür mit Sonderprogrammen an. Das Düsseldorfer Rathaus öffnet ebenso seine Pforten und dient als Ausstellungsfläche.
Auch die Kirchen sind präsent: In der Stadt stehen verschieden Bühnen zu unterschiedlichen Themen, eine Kirchenbühne an der Rheinuferpromenade auf der Höhe des Mannesmannhochhauses (Wirtschaftsministerium) präsentiert Schulen, Einrichtungen und Verbände sowie verschiedene Gesprächspartner. An der Bühne informieren verschiedene Stände auch über die NRW-Bistümer.

Weitere Informationen zum NRW-Tag 2016 unter: www.land.nrw, www.duesseldorf.de, www.facebook.com/NRWTag, twitter.com/NRWTag2016 

Sonntag, 28.08.2016