Lutherstadt Wittenberg: Weltausstellung startet

von Manfred Rütten

Sonntag, 14.05.2017

Weltkugel zeigt einen Ausschnitt mit Europa und Nordafrika
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Von Wittenberg in die Welt: Luthers Reformation wirkte weit über die Grenzen Europas hinaus.

Sieben "Tore der Freiheit" markieren in der Wittenberger Altstadt die Themenbereiche, die ab dem 20. Mai im Zentrum der "Weltausstellung Reformation" stehen werden. Das Veranstaltungsprogramm reicht bis in den September.

Von "Jugend" und "Spiritualität" über "Globalisierung / eine Welt" bis hin zu "Ökumene und Religion" reicht die Themenpalette, über die die evangelische Kirche in den nächsten Wochen in Wittenberg mit Gästen aus aller Welt ins Gespräch kommen möchte. Die Stadt, in der Luther 1517 seine 95 Thesen veröffentlicht hat, sei dafür genau der richtige Ort, meint die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann: "Aus Wittenberg sind ja die Ideen der Glaubensfreiheit, der Gewissensfreiheit in die ganze Welt gegangen. Und so werden Menschen aus aller Welt jetzt herkommen und erzählen: Wie ist das bei mir in Guatemala, in Tansania, in Indonesien? Was heißt Christ sein da? Und wir werden mit Menschen aus aller Welt die Themen der Welt diskutieren: Globalisierung, Flucht (…) was sind das für Herausforderungen und wie können wir sie für die Zukunft gestalten?"

Um den Austausch und die Diskussionsprozesse zu strukturieren, sind bis September 2017 verschiedene Themenwochen geplant. So wird es nach Angaben von Margot Käßmann u.a. eine Themenwoche "Dialog der Religionen" geben: "Und bei der werden wir auch den Antijudaismus Martin Luthers diskutieren, und mit Juden, mit Muslimen darüber reden. (…) Luthers Äußerungen über Juden sind heute untragbar, die evangelische Kirche hat sich davon distanziert. Er hat auch über Türken und den Islam gesprochen, ohne je eine Moslem getroffen zu haben."

Wenn die "Weltausstellung Reformation" am 10. September 2017 ihre Tore wieder schließt, wünscht sich Margot Käßmann, " dass am Ende ein Aufbruchsgottesdienst steht, in dem wir sammeln, was wir miteinander diskutiert haben und wie wir Christen sein wollen im 21. Jahrhundert. Das ist die große Frage: Wie können wir "Salz der Erde" sein, mit welchen Themen, welcher Haltung? Und gerade in unserer Zeit denke ich brauchen wir Menschen mit einer klaren Haltung, und da ist Luther natürlich bis heute Vorbild."

Die Weltausstellung sei allerdings nicht nur ein Forum für theologische Diskussionen: "Es wird auch Vieles geben, was ganz niedrigschwellig ist, worauf Menschen sich einfach freuen und teilnehmen können. Die Aktionen der Jugend (…) sind sehr niedrigschwellig, da kann ich mich dazusetzen und mitdiskutieren. Wir werden ein offenes Singen jeden Mittag auf dem Marktplatz haben, da kann sich jeder dazustellen der Lust hat mitzusingen – also das wird schon sehr auf Beteiligung ausgerichtet, bei der ich keine große Stufe überschreiten muss, da muss ich auch nicht Christ sein, um dabei zu sein, sondern es hat auch einen großen Erlebnischarakter."

Zu den Highlights zählen eine knapp 30 Meter hohe Aussichtsplattform in Gestalt einer überdimensionalen Luther-Bibel, eine Kunstausstellung mit dem Titel "Luther und die Avantgarde" und ein großes Riesenrad, in deren Gondeln man "Seelsorge zwischen Himmel und Erde" erleben kann. Außerdem sind immer freitags und samstags Livekonzerte von Klassik bis Pop geplant – unter anderem mit "Culcha Candela", Joris und Stefanie Heinzmann & Band. Schon jetzt ein Besuchermagnet ist das von dem Künstler Yadegar Asisi entworfene 360-Grad-Panorama "Luther 1517".

Der Startschuss zur Weltausstellung Reformation unter dem Motto "Tore der Freiheit" fällt am 20. Mai 2017 auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg. Hier findet um 14 Uhr ein Ökumenischer Gottesdienst statt, an dem neben Margot Käßmann als Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum auch Landesbischöfin Ilse Junkermann (Ev. Kirche in Mitteldeutschland), Bischof Gerhard Feige (Bistum Magdeburg) und Metropolit Augoustinos (Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland) teilnehmen. Anschließend sind Grußworte von Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier und Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au geplant, ehe dann der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Ausstellung offiziell eröffnen wird.

Sonntag, 14.05.2017