"Der Herr ist mein Hirte": Eine Schäferin erzählt

von Carsten Griese

Sonntag, 23.07.2017

ein Schäfer mit Hund und Schafherde
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Laut der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände gibt es heute bundesweit nur noch 3000 bis 4000 Schäfereien im Haupterwerb.

Der Psalm 23, die Geschichte vom verlorenen Schaf – an vielen Stellen in der Bibel taucht das Bild von Gott oder Jesus als dem "guten Hirten" auf. Wie fühlt sich das für jemanden an, der heute noch als Schäfer arbeitet?

Für das Kirchenmagazin "Himmel & Erde" hat Autor Carsten Griese darüber mit Sabine Hülser aus Witten gesprochen. Sie ist Herrin über eine 300köpfige Schafherde und arbeitet seit 30 Jahren als Schäferin im Ruhrgebiet. Mit dem ersten Satz aus Psalm 23 - "Der Herr ist mein Hirte" - kann sie eine Menge anfangen: "Das ist mein Taufspruch", lacht sie. "Im Grunde genommen brauchen wir alle irgendwo einen Hirten. Ich glaub, ganz ohne geht’s nicht."

Schutz und Begleitung können tatsächlich nicht schaden in einem Beruf, bei dem Sabine Hülser jeden Tag bei Wind und Wetter draußen unterwegs ist. Ein Hütehund hilft ihr, die Schafe zusammenzuhalten, wenn sie mit der Herde zum nächsten Weideplatz zieht. Für ausreichend Wasser und auch mal ein schattiges Plätzchen für die Tiere muss die Schäferin selbst sorgen. Abends wird die Herde mit einem elektrischen Zaun umgeben. Erst dann hat auch Sabine Hülser Feuerabend.

"Ich kann nur schlafen, wenn es meinen Tieren auch gut geht", sagt die Wittenerin. Immer wieder machen ihr freilaufende Hunde zu schaffen. Wenn die in ihrem Jagdinstinkt ein trächtiges Schaf hetzen, kann es sein, dass das Lämmchen später tot zur Welt kommt. Für Sabine Hülser ist das auch ein finanzieller Verlust. Sie selbst wurde unterwegs schon bestohlen, sogar Schafe seien schon entwendet worden, erzählt sie im Interview.

Dass sie selbst ein Schaf aus den Augen verloren habe, sei auch schon mal vorgekommen. Einmal sei eines der Tiere unbemerkt zurückgeblieben, um im Schatten ein Lämmchen zur Welt zu bringen. Spaziergänger hätten die beiden Tiere gefunden und zur Herde zurückgebracht. Darüber habe sie sich sehr gefreut, sagt Sabine Hülser, und mit Blick auf die biblische Geschichte vom verlorenen Schaf (Matthäus-Evangelium Kap.18 bzw. Lukas-Evangelium Kap. 15) kommt sie zu dem Schluss: "Die Herde muss schon komplett sein, sonst sind wir auch nicht glücklich".

Infos über den Beruf des Schäfers / der Schäferin finden Sie unter http://www.berufsschaefer.de/

Sonntag, 23.07.2017