Augen auf beim Riestern: Rente durch Kinderarbeit

von Oliver Jeske

Montag, 02.04.2018

alte Hände zählen Euro-Münzen
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Deutschland sorgt für´s Alter vor: Bundesweit laufen 16,5 Millionen Riester-Verträge (Stand 2017). Doch etliche davon sind ethisch problematisch.

"Es ist ein Unding, dass es in Deutschland bei Riester-Produkten steuerliche Subventionen gibt für Investments in Atomwaffenhersteller, Menschenrechtsverletzung, Kinderarbeit", sagt Thomas Küchenmeister vom Verein "Facing Finance".

Der Verein schaut den Anbietern von Riester-Verträgen auf die Finger und setzt sich für faire und nachhaltige Investments auch bei der Altersvorsorge ein. Nach Ansicht des Vereins sollten Kunden nicht nur darauf achten, dass ihre Prämienzahlungen zusammen mit den staatlichen Förderbeträgen am Ende der Laufzeit eine möglichst hohe Rendite erzielen. Man sollte sich auch darüber informieren, in welche Anlagen der Riester-Anbieter die Geldbeträge investiert. Hier gibt es offenbar erhebliche qualitative Unterschiede.

"Ich denke, jeder Riester-Kunde hat das Recht darauf zu wissen, was mit seinem Geld und seinem Renteninvestment passiert", sagt Thomas Küchenmeister von "Facing Finance". Doch das wird zunehmend schwieriger. Bis vor einiger Zeit mussten die Anbieter von Riester-Renten noch den Nachweis erbringen, dass ihre Investments soziale und ökologische Kriterien erfüllen. Diese Pflicht ist von der Bundesregierung gestrichen worden. Damit – so Küchenmeister – habe sie "zur Intransparenz beigetragen. (…) Sie können in jeden Missstand dieser Welt investieren und kriegen dafür eine steuerliche Subventionierung."

Dass es auch anders, nämlich verantwortungsvoller geht, zeigen Beispiele aus Skandinavien, sagt Thomas Küchenmeister: "In Schweden gibt es zum Beispiel ganz klare Vorgaben, dass Fonds sich bei der Altersvorsorge nachhaltig orientieren müssen mit dem Schwerpunkt Klimaschutz. (…) Wir könnten uns auch orientieren am Norwegischen Pensionsfond. Das ist der größte Investor der Welt. Der schließt viele Unternehmen aus bestimmten Gründen aus – warum geht das in Deutschland nicht?"

Nachhaltiges und faires Investment muss am Ende nicht weniger Rendite bedeuten. Küchenmeister verweist dazu auf langfristige Untersuchungen, die zeigen: "Wenn man in risikoärmere Investments geht über einen langen Zeitraum, hat man einen besseren Profit, weil wenn Sie über einen langen Zeitraum in riskante Unternehmen investieren, die vielleicht von Strafe oder anderen Sanktionen betroffen sind, dann fahren Sie immer das Risiko des Wertverlustes."

Wer sich für eine sozial und ökologisch orientierte Altersvorsorge interessiert, findet unter http://www.faire-rente.de/  einen Vergleich diverser Anbieter. Glaubt man den Zahlen dort, so kann der Anteil von Investitionen in Umweltzerstörung, Korruption, Rüstungsgüter, Verletzung der Menschenrechte und vielem mehr je nach Anbieter zwischen verschwindend geringen 0,4 oder fast 25 Prozent liegen.

Montag, 02.04.2018